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1. p. 323. candidior postquam

cadebat. Aut mutatio per

sonae est, ut quemdam senem rusticum accipiamus loquentem, non Virgilium per kryplav. Nam Virgilius XXVIII annorum scripsit Bucolica: aut certe mutanda est distinctio, ut non sit barba candidior sed libertas. Servius. Ego contra suspicor, candidam barbam hoc loco non significare idem quod canam, sed potius nitidam, coloris jam distincti et splendidi; prima enim adolescentulorum lanugo neque nitet et incertum ac mixtum colorem prae se fert. Sic etiam marmora candida vocantur ob splendorem, licet sint atri coloris.

II.

p.

14. Nam tulit iratos mobilis ante Notos. Hunc versum si fas sit ita emendandum putem: Quam tulit iratus mobilis ante Notus; insula enim Delos olim per mare vagabatur; sed Apollo ibidem genitus immobilem eam reddidit.

I. p. 235. Peripateticum bonorum tria genera inducentem. Quae sunt tria illa genera?

I. p. 232. Puto aliquando ne int. tenebrae etc.

competant. Cimmeriae

XII.

Iglau den 24. Juli 1836.

Mein Freund!

Während ich auf eine sonst mir nicht gewöhnliche Weise zögere, Deinen Brief zu beantworten, vielleicht aus Scheu durch meine Unkenntniss und folglich Kälte gegen das, wofür Du glühst, den alten Streit zu erneuern, hat mich ganz unerwartet ein so schwerer Doppelschlag des Geschickes getroffen, dass ich von nichts Anderem zu schreiben im Stande bin. Statt aller Entschuldigung setze ich Dir den Brief meiner guten Schwester her, die mich zuerst mit meinem Verlust bekannt machte, auf dass auch Du neben dem schmerzlichen Inhalt das mildernde Bild einer schönen Seele in Dein Gemüth aufnehmest.

Linz am 15. Juli 1836.

Lieber Karl!

Seit ein paar Tagen erwartete ich mit Bangigkeit einen Brief von Dir, da sich hier Nachrichten verbreiteten, in Betreff der vielen Opfer der Cholera in Wien, die mich Deinetwegen besonders mit Trauer

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und Wehmuth erfüllten. Ich konnte mich nicht entschliessen, Dir gleich darüber zu schreiben, da ich nur zu gut weiss wie in den ersten Tagen eines so schmerzlichen Verlustes jedes Wort aufs Neue verwundet. Als Dein Brief vom 12. heute Morgens eintraf, erbrach ich ihn mit Angst, da ich nur Trauriges darin vermuthen konnte; allein kein Wort von dem Gefürchteten stand darin; wenn Du aber, wie ich glaube, die Wienerzeitung liesest, so wirst Du nun wissen, dass Dir Dein bester Freund Hörwarter entrissen ist. Meine Thränen verhindern mich beinahe am Schreiben; glaube mir, dass ich Deinen gerechten Schmerz um diesen edlen Mann, der sich Dir immer als wahrer Freund bewiesen, theilen will und verstehen kann. Leider kann ich nicht mehr an der Wahrheit des traurigen Ereignisses zweifeln, da man genauere Nachrichten durch Briefe haben soll, die es leider nicht nur bestätigen, sondern auf eine für Dich ergreifende Weise den Verlust verdoppeln. Kaum kann ich mich entschliessen, des Gerüchtes zu erwähnen, welches Khyeny als die Veranlassung zu Hörwarters Tod nennt. Doch Du wirst um jeden Preis so viel als möglich klar sehen wollen, und ich will Dir Alles mittheilen, was ich weiss. Vor 3 oder 4 Tagen erfuhr man die Nachricht wegen H. durch die Wienerzeitung, worüber auch Hartmanns vielen Antheil nahmen. Gestern kam ich Vormittags zu ihr, und da erzählte sie mir, mit innigem Bedauern in Bezug auf Dich, dass sie von einem Doctor erfahren, dass Kyeny zu H. gekommen sei, mit der Äusserung, dass er sich nicht recht wohl fühle; worauf ihm H. etwas verschrieb, und zugleich aber in ihn drang, für heute bei ihm zu bleiben, und nicht mehr in die Alservorstadt, Kyeny's Wohnort und wo die Cholera sehr herrschte, zu gehen. Kh. blieb also die Nacht bei H. Am Morgen fand er ihn aber viel übler und H. bat selbst mehrere Ärzte zu sich, wobei aber H. sich schon so ergriffen gezeigt haben soll, dass er nicht mehr im Stande war, das Recept für K. zu schreiben, und es ein andrer Arzt thun musste, Da nun H. im Dominicanerkloster wohnte, so glaubt man, dass in einem solchen Erkrankungsfalle, es ihm nicht gestattet war, K. bei sich behalten zu dürfen und so liess er ihn in die beste Anstalt bringen. Doch alles Bemühen war fruchtlos und auf die Nachricht seines Todes soll H. gleich Leibschmerzen geklagt haben und auch er vollendete bald. Du wirst gewiss Jemand in Wien haben, der Dir Auskunft geben kann, ob sich die Sache so verhält Wenn es aber so ist,

Heinzel, Briefwechsel.

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was kann ich zu Deinem Troste sagen? Unwillkürlich fällt mir immer diese Tage die schöne Stelle in Young's 1) Nachtgedanken ein. „Verstorbene Freunde sind wie Liebesboten, die uns den Weg zur wahren Heimath zeigen.“ „In diesem Lichte lasst uns den Tod betrachten und glücklich preisen, die vollendet haben."

Diesen Brief erhielt ich den 21. vor dem Schlafengehen. Welche Nacht ich darüber zubrachte, brauche ich Dir nicht zu sagen; aber den Traum, den ich gegen Morgen hatte, will ich Dir, wie Theresen erzählen und auch meine Auslegung dazu. Mir war, ich sei in Wien und besuchte nach der Reihe die Orte, wo ich mit den beiden Freunden so oft war; überall fand ich die Leute und Dienerschaft betrübt, und alle erzählten mir mit grossem Bedauern von ihrem Tode. Halb ungläubig und doch voll Angst, eile ich mit schwerem Herzen und nassen Augen in H. Wohnung, wo ich die beiden Freunde behaglich einander gegenüber sitzen fand, die mich dann gutmüthig wegen meiner gehabten unnützen Angst, und wegen des wehmüthigen Zorns über die so schmerzhaft täuschenden Reden auslachten. Was kann wahrer sein als dieser Traum, wenn Du statt des Traumes dieses Leben, und statt des Erwachens das andere setzest? Auch diesen sonderbaren Umstand will ich Dir nicht verschweigen, dass mich gerade in jenen Tagen ganz gegen meine Art, der ich mit dem Tode durch jenes stoische Dilemma abgeschlossen zu haben meinte, und weiss Gott! wenig Ursache habe ihn zu fürchten, mit den düstersten Todesahnungen trug, die sich mir wie von aussen aufdrangen. Ebenso hatte ich einige Zeit vorher in Herder das schönste Gedicht Popens 2) mir angezeichnet, weil es einen wunderbar tiefen Eindruck auf mich machte; ich setze es für Dich her, wie ich es auch Theresen mittheilte; und die Männer waren ja auch Christen im schönsten Sinne des Wortes.

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Der sterbende Christ an seine Seele.

Lebensfunke, vom Himmel erglüht,

Der sich loszuwinden müht!

1) Young Edward, 1684—1765. Nightthoughts. 1741. Die Stelle aufzufinden ist uns nicht gelungen.

2) Pope Alexander, 1688—1744. Bei Herder am Schlusse der Abhandlung, Wie die Alten den Tod gebildet'. Sämmtliche Werke. Zur schönen Literatur und Kunst (1830), 19, 252.

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Die Welt entweicht! sie ist nicht mehr!

Harmonieen um mich her

Ich schwimm im Morgenroth

Leiht, o leiht mir eure Schwingen,

Ihr Brüdergeister, helft mir singen:

„O Grab, wo ist Dein Sieg, wo ist Dein Pfeil, o Tod?"

Leb wohl! Gott schütze Dich und die Deinen. Schreib mir gewiss bald; ich zittere für alle Freunde. Vom 9. Aug. bis 20. Sept. bei H. Wolfgang Hagenauer, k. k. ob. öst. Baudirector.

Mein Freund!

11.

Am 20. v. Monats brach hier die Cholera aus. Ohne davon gleich zu wissen, litt ich von eben dieser Zeit an in den Morgenstunden an Übligkeiten. Allmählich erzeugten sich Beschwerungen des Unterleibs; es kollerte und rumorte da beständig mit zunehmender Verschoppung. Keine ärztliche Hilfe vermochte das stille Fortwirken des Übels aufzuhalten, und, da mir allmählich die Kräfte schwanden und die Cholera in der Stadt überhand nahm, blickte ich oft mit Angst auf meine Kinder und auf mein verzagendes liebes Weib. Aber gerade der Gedanke an die Lieben gab mich gleich mir selbst wieder; denn ich wollte nicht durch Sorgen und Muthlosigkeit an ihrem Unglücke Schuld werden.

Es gieng auch besser am 1. d. Doch am 2. drauf erfuhr ich, dass mein Schwager Eduard, den Du wohl kanntest, am 29. v. M. in Triest nach zehnstündlichem, schrecklichem Leiden an der Cholera gestorben. Ich forderte meine ganze Geisteskraft auf; doch mit der Schwester musste ich weinen. An demselben Tage erschien auch Dein wehmüthiger Brief, der mir jedoch nichts Neues verkündigte. Ich ergieng mich häufig mit meiner lieben Adelheid, ward gewiss ganz stillen Gemüthes; nur fühlte ich, dass allein die Pflicht ans Leben binde. So begab ich mich Abends nach 9 Uhr zu Bette. Kaum lag ich, da schwieg die gewöhnliche Unruhe der Baucheingeweide; aber eine andre unerklärliche Unruhe trieb mich von einer Seite zur andern, auf und ab. Das Gemüth war nicht die Ursache davon; das sagte ich ihr, die mich beruhigen wollte; es war etwas ganz eigner Art, und ich drängte sie, schnell den Arzt zu rufen. Dieser erschien Augenblicks und sogleich begann's in den innern Schenkelmuskeln oben sich zu rühren. Schenkel und Beine geriethen in Convulsion. Schnell wurden mir die Senfteige, die ich des Tags aus Vorsicht bestellt hatte, um die Waden, wiewohl mit Mühe, befestigt; ich ward in dichte Decken bis an den Kopf verhüllt; auch Eis ward gleich zur Hand. Rascher und genauer hätte keine Behandlung sein können. Erwartend lag ich: da begannen die Senfteige zu ziehn mit furchtbarer Gewalt, der Schweiss drängte sich hervor mit Macht, ich ward des besten Muthes, wiewohl in einer Hitze, die mir jene in der schwarzen Höhle zu Kalkutta erklärte: dwp äpitov, dachte ich bei jedem Schluck Eiswassers. Nach 3 Stunden nahm mir der Arzt die Hände aus der Verhüllung, es war gewonnen. Ohne ferneres Erhebliche vergieng die Nacht; gegen Morgen drangen wieder krampfhafte Zusammenziehungen um die Magengegend ein; doch sie wurden von dem verständigen Arzte siegreich bekämpft, so wie auch die Nervenschwäche, in der ich unter andern den sympathischen Nerv von oben bis unten wie ein Band fühlte, durch tonisierende und erregende Mittel endlich gehoben wurde, und die Genesung begann am 6. d.

Diese Erfahrung gab den letzten, entscheidenden Beweis, dass ich mit meinen gewöhnten geistigen Bestrebungen nicht lange mehr bestehen könnte. Ich bin fast zu einem Nerv geworden und lebe doch in dieser rauhen Welt, die derb hereindrückt auf den Leib wie auf das Gemüth. Nun will ich nur mit den Kindern leben, ihnen opfere ich mein wissenschaftliches Leben, alles Grosse und Heilige des

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