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er Kopf und guten Willen, aber nur nicht lange genug; sein Vater wird in 14 T. erwartet, er ist indess bei der Tante, die viel Kreuz mit dem Unbeschäftigten hat. Dich grüssen Viele, aber nicht of λλOί.

II.

(Vinkovcze, 6. August 1833.)

Eine Stimme aus der Unterwelt würde Dich, glaub' ich, nicht so überraschen, als diese langvergessnen Züge und wirklich ist es sozusagen der Schatten Deines abgeschiedenen Freundes, der hier zu Dir spricht. Vier lange Jahre sind seit jener unseligen Katastrophe verschwunden, und kein Wort des Trostes, ja nicht einmal des Vorwurfs von Dir! Mein Aufenthaltsort konnte Dir nicht unbekannt seyn, was konnte ich also anderes schliessen, als dass auch Du mich verurtheilt habest und mein Angedenken zu verbannen strebest. Sollte dies sein, und sollte selbst die Alles mildernde Zeit, nebst den Erinnerungen unserer vereinten Jugend, nicht im Stande gewesen sein, die Kränkung vergessen zu machen, die ich Dir und den Deinen ungern zugefügt, oder sie wenigstens in einem mildern Licht erscheinen zu lassen: so lies nicht weiter, wirf diese unwillkommenen Zeilen weg und hasse oder verachte mit ihnen, wenn Du kannst. Ich werde einen Jugendfreund verloren haben, aber nicht aufhören einer zu sein.

Leben aber noch Gefühle in Dir der alten schönen Zeit, bist Du vielleicht zu einer anderen Ansicht jener Dinge gelangt, als zu der zerschmetternden des hohen Felses, o so wolle mir das Glück nicht versagen, meine Klagen in ein Herz ausschütten zu dürfen, das mich versteht. Rechte nicht mit mir über mein langes Schweigen und über den ersten Schritt; hättest Du einen Blick in mein Gemüth thun können zu jener Zeit, verzeihlich musstest Du es finden, dass ich mich im fernen Ungarlande vereinzelten darum glücklich pries, weil kein Stral jenes Lichtes zu mir gelangen konnte. Der Drang nach Mittheilung zieht mich nun zu Dir, ich will die schmerzliche Ungewissheit unseres Verhältnisses entscheiden. Erhalte ich binnen zwei Monaten vom heutigen Tage an, dem 6. Aug. 1833, keine Antwort, so werde ich glauben, dass auch Du mich aufgegeben, dass auch Dir mein Andenken verhasst sei, eine zwar schmerzliche, aber neue Aufforderung, mich in mir selbst zu begründen.

Dass ich jetzt von mir, und meiner nicht beneidenswerthen Lage nicht mehr schreibe, wirst Du selbst begreiflich finden; was Du mir aber vorzüglich schreiben sollst, wenn Du schreibst wirst Du in Dir finden, wenn Du Dich an meine Stelle setzest. Lebe wohl, leb' wohl!

An N. N. H. P. am

k. k. G. zu Vincovze

Slavon. Milit. Gränze.

III.

Vinkovze den 30. Aug. 1833.

Lieber Heinzel!

Deinen Brief vom 19 ) habe ich den 28. erhalten und nach einer kurzen Überlegung die Bittschrift an die St. aufgesetzt, welche morgen an D. Hörw. 2) abgehen wird. Soviel vermochten zwei Worte von Dir ,,unveränderter Freund", welche ich von Dir geschrieben im höchsten Sinne zu nehmen berechtigt bin. Du wirst also vor allen Dingen überlegt und gemacht haben, dass ich vor Ad. und Ed. mit Ehren erscheinen kann; Du wirst ferner überlegt haben, ob meine wenige Übung im Italienischen mich dort nicht blosstellen wird. Dieses vorausgesetzt, freue ich mich auf unser Zusammenleben und Wirken, obwohl ich sonst meinen Aufenthalt hier nur darum segnete, weil Berge und Wogen zwischen mir und euch lagen. Du hast für gut gefunden, Dich sehr lakonisch auszudrücken, und gerade des wichtigsten Punktes nicht zu erwähnen; sei daher so gut und schreibe mir ausführlicher, was ich von beiden zu erwarten und wie ich mich zu benehmen habe. Fast sollte ich glauben, ihr wolltet das unglückselige Ereigniss ganz ignoriren, ich weiss aber nicht, ob ich es werde können; denke Dich nur lebhaft an meine Stelle und beruhige mich zuerst über das Zusammentreffen, vor dem mir schaudert, obgleich der entscheidende Schritt schon gethan ist. Ob ich die Wohnung in Deinem Hause annehmen kann, wird von Deiner Antwort abhängen, die ich sehr bange erwarte. Freilich würde ich selbst im schlimmsten Falle mich fassen müssen, allein dann fehlte der schönste Reiz unseres Umgangs, unbeschränktes Vertrauen. Schreibe mir also offen Deine Ansicht von der

1) Dieser Brief ist nicht mehr vorhanden.

2) Gewiss Dr. Hörwarter.

ganzen Sache, und schone mich nicht; nachdem ich jenen Sturm überstanden habe, kann mich nichts mehr erschüttern; rathe selbst, was ich mit jener Uhr anfangen soll, die mir nun kein Talisman ist. Der Umschlag dieses Blattes 1) wird Dir zeigen, dass ich an unsre Wiedervereinigung dachte, ehe ich Deine Aufforderung erhielt; ich hielt ihn so lange zurück, weil er mir zu weich schien; doch mag er! fühlte ich so, so will ich mich auch nicht schämen, es zu gestehen.

Beeile Deinerseits die nöthigen Schritte, damit nicht etwa ein Zufall mein Gesuch verspäte, das ich morgen ganz gewiss abschicken werde. Schreib mir auch, ob in der Stadt in Deinem Hause gutes, kaltes Wasser sei; es ist mir wichtig. Leb wohl!

Dein Freund Elpenor.

Wundere Dich nicht, und sei nicht böse, dass ich nicht mehr und herzlicher schreibe; Du kennst mich ja; ich kann mich nicht zu allen Zeiten offenbaren.

Mein Freund!

1.

Was soll ich davon denken, dass Du mir von dem jetzigen Aufenthaltsorte nichts mittheilst. Zwar habe ich in der Wiener-Zeitung gelesen, dass Du wirklich für Iglau bestimmt worden bist; dass Du bereits dahin abgereist, ist mir nach Deinem letzten Brief 2) nur wahrscheinlich. Dieser Wahrscheinlichkeit wegen schickte ich auch meine Antwort auf jenen nicht nach Vinkovze ab; ich liess sie so lange, immer harrend auf Deine Anzeige der endlichen Entwicklung der mir und Dir interessanten Verhältnisse, auf dem Pulte liegen, bis sie zu alt war. Nun aber beunruhigt mich Dein Schweigen und ich sende dieses Schreiben so in die Welt hinaus, sehr besorgt, dass es Dich vielleicht nicht treffe. Dazu kömmt noch eine andere Besorgniss, dass Du vielleicht mein directes und indirectes Handeln für Deine Versetzung missdeutest: Gott ist mein Zeuge, dass ich freundschaftlich, aufopfernd seyn, nicht scheinen wollte. Oder bist Du über Wien

1) Dieser Umschlag fehlt.

2) Dieser Brief hat sich nicht mehr vorgefunden.

Dass ich jetzt von mir, und meiner nicht beneidenswerthen Lage nicht mehr schreibe, wirst Du selbst begreiflich finden; was Du mir aber vorzüglich schreiben sollst, wenn Du schreibst wirst Du in Dir finden, wenn Du Dich an meine Stelle setzest. Lebe wohl, leb' wohl!

An N. N. H. P. am

k. k. G. zu Vincovze

Slavon. Milit. Gränze.

III.

Vinkovze den 30. Aug. 1833.

Lieber Heinzel!

Deinen Brief vom 19') habe ich den 28. erhalten und nach einer kurzen Überlegung die Bittschrift an die St. aufgesetzt, welche morgen an D. Hörw. 2) abgehen wird. Soviel vermochten zwei Worte von Dir ,,unveränderter Freund", welche ich von Dir geschrieben im höchsten Sinne zu nehmen berechtigt bin. Du wirst also vor allen Dingen überlegt und gemacht haben, dass ich vor Ad. und Ed. mit Ehren erscheinen kann; Du wirst ferner überlegt haben, ob meine wenige Übung im Italienischen mich dort nicht blosstellen wird. Dieses vorausgesetzt, freue ich mich auf unser Zusammenleben und Wirken, obwohl ich sonst meinen Aufenthalt hier nur darum segnete, weil Berge und Wogen zwischen mir und euch lagen. Du hast für gut gefunden, Dich sehr lakonisch auszudrücken, und gerade des wichtigsten Punktes nicht zu erwähnen; sei daher so gut und schreibe mir ausführlicher, was ich von beiden zu erwarten und wie ich mich zu benehmen habe. Fast sollte ich glauben, ihr wolltet das unglückselige Ereigniss ganz ignoriren, ich weiss aber nicht, ob ich es werde können; denke Dich nur lebhaft an meine Stelle und beruhige mich zuerst über das Zusammentreffen, vor dem mir schaudert, obgleich der entscheidende Schritt schon gethan ist. Ob ich die Wohnung in Deinem Hause annehmen kann, wird von Deiner Antwort abhängen, die ich sehr bange erwarte. Freilich würde ich selbst im schlimmsten Falle mich fassen müssen, allein dann fehlte der schönste Reiz unseres Umgangs, unbeschränktes Vertrauen. Schreibe mir also offen Deine Ansicht von der

1) Dieser Brief ist nicht mehr vorhanden.

2) Gewiss Dr. Hörwarter.

ganzen Sache, und schone mich nicht; nachdem ich jenen Sturm überstanden habe, kann mich nichts mehr erschüttern; rathe selbst, was ich mit jener Uhr anfangen soll, die mir nun kein Talisman ist. Der Umschlag dieses Blattes 1) wird Dir zeigen, dass ich an unsre Wiedervereinigung dachte, ehe ich Deine Aufforderung erhielt; ich hielt ihn so lange zurück, weil er mir zu weich schien; doch mag er! fühlte ich so, so will ich mich auch nicht schämen, es zu gestehen.

Beeile Deinerseits die nöthigen Schritte, damit nicht etwa ein Zufall mein Gesuch verspäte, das ich morgen ganz gewiss abschicken werde. Schreib mir auch, ob in der Stadt in Deinem Hause gutes, kaltes Wasser sei; es ist mir wichtig. Leb wohl!

Dein Freund Elpenor.

Wundere Dich nicht, und sei nicht böse, dass ich nicht mehr und herzlicher schreibe; Du kennst mich ja; ich kann mich nicht zu allen Zeiten offenbaren.

Mein Freund!

1.

Was soll ich davon denken, dass Du mir von dem jetzigen Aufenthaltsorte nichts mittheilst. Zwar habe ich in der Wiener-Zeitung gelesen, dass Du wirklich für Iglau bestimmt worden bist; dass Du bereits dahin abgereist, ist mir nach Deinem letzten Brief 2) nur wahrscheinlich. Dieser Wahrscheinlichkeit wegen schickte ich auch meine Antwort auf jenen nicht nach Vinkovze ab; ich liess sie so lange, immer harrend auf Deine Anzeige der endlichen Entwicklung der mir und Dir interessanten Verhältnisse, auf dem Pulte liegen, bis sie zu alt war. Nun aber beunruhigt mich Dein Schweigen und ich sende dieses Schreiben so in die Welt hinaus, sehr besorgt, dass es Dich vielleicht nicht treffe. Dazu kömmt noch eine andere Besorgniss, dass Du vielleicht mein directes und indirectes Handeln für Deine Versetzung missdeutest: Gott ist mein Zeuge, dass ich freundschaftlich, aufopfernd seyn, nicht scheinen wollte. Oder bist Du über Wien

1) Dieser Umschlag fehlt.

2) Dieser Brief hat sich nicht mehr vorgefunden.

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