Page images
PDF
EPUB

Er blies in sein luftiges Wunderhorn,

Da erschloß sich die Rose mit mächtigem Trieb,
Draus schwang sich behend über Blätter und Dorn
Sein ährenblondes, sein süßes Lieb.

Eie füßten sich lüstern und flüsterten drein,
Und trieben viel wonnigen Liebesscherz,
Ich aber stand düster und starrte carein
Und fühlte verlaßen das liebende Herz.

"

Elfenwirthschaft.

Wo sind sie nur alle hingekommen Die Blumenglöcklein von zuleßt?" Das Elfenvolk hat sie mitgenommen Und sie als Helme sich aufgesezt.

A. Böttger.

Doch wo sind die Hälmlein, möcht' ich wißen, Die auf der Wiese schwankten frei?"

Das Elfenvolk hat sie ausgerißen

Als Schwerter und Lanzen zum Festturnei.

"

Wohin sind alle die Bienen gegangen,

Die lustig flogen und saugten Duft?"

Das Elfenvolk hat sie eingefangen
Und reitet turnirend durch die Luft.

Wo aber blieb die schöne Rose,
Die glühend mit tausend Blättern stand,
Mit goldner Krone tief im Schooße,
Mit hellem Thau gefüllt zum Rand?"

Den Thau wird das Elfenvolk wohl trinken,
Trinkschalen müßen die Blätter sein.
Auf Elfenkönigs Stirn wird blinken
Die Rosenkrone mit goldigem Schein.

Doch sag'! was ist's mit den Schmetterlingen?"
Die starben der Rose nach aus Schmerz.
Die Elsen nahmen die bunten Schwingen
Zum Puß für die Damen bei Tanz und Scherz.

„Wo aber blieben denn die Grillen,

Die ringsum zirpten mit lustigem Schall?"
Die müßen den Elfen zirpen und schrillen
Als Musikanten beim festlichen Ball.

„Ach! auch die schönen Lilien schwanden,
Die hier geblüht in stiller Pracht."
Die Elfen schleppten sich fast zu Schanden,
Bis sie sie endlich hinweggebracht.

Nun steh'n sie als Säulen stolz und mächtig
Als Zier des Saales beim Elfenball,
Und auf den Blütenkronen prächtig
Ruhet die Wölbung von lichtem Krystall.

Doch komm nach Haus! es dunkelt im Thale,
Heut leuchtet uns nicht der Würmlein Schein;
Die schweben als Lichter im Elfensaale
Wetteifernd mit schimmerndem Edelgestein.

Nun freu'n sich die Elfen deß, was sie genommen;
Hörst du sie nicht jubeln im tiefen Haus?
Doch wenn der Frühling wieder gekommen,
Dann geben sie Alles wieder heraus.

Der Käfer.

Fr. v. Sallet.

Der Chäfer fliegt der Jlge zu,
es sißt e schönen Engel dört!
er wirthet gwiß mit Bluemesaft,
und 's chostet nit viel, hani ghört.

Der Engel seit: Was wår der lieb ?"
„Ne Schöpli Alte hätti gern!"
Der Engel seit: „Sell cha nit sy,
fie hen en alle trunke fern."

„Se schenk e Schöpli Neuen i!"
"Do hesch eis!" het der Engel gseit.
Der Chäfer trinkt, und 's schmeckt em wohl;
er frogt: Was isch mi Schuldigkeit?"

[ocr errors]

Der Engel seit: „He, 's chostet nüt! Doch richtsch mer gern e Gfallen us, weisch was, se nimm das Bluememehl, und trag mers dört ins Nochbers Hus!

"

Er het zwor selber, was er bruucht,
doch freut's en, und er schickt mer au
mengmol e Hämpfeli Bluememehl,
mengmol e Tröpfli Morgethau."
Der Chäfer seit: „Jo frili, jo!
Vergelts Gott, wenn de z'friede bisch."
Druf treit er's Mehl ins Nochbers Hus,
wo wieder so en Engel isch.

Er seit: I chumm vom Nochber her,
Gott grüeß di, und er schickt der do
au Bluememehl!" Der Engel seit:
"De hättsch nit chönne juster cho."
Er ladet ab; der Engel schenkt
e Schöpli guete Neuen i.

Er seit: Do trink eis, wenn de magsch!"
Der Chäfer seit: „Sell cha scho sy!“
Druf fliegt er zu sim Schäßli heim,
's wohnt in der nöchste Haselhurst.
Es balgt und seit: „Wo blibsch so lang?"
Er seit: Was chani für mi Durst?"

"

Jez luegt ers a, und nimmts in Arm,
er chüßts, und isch bi'm Schäßli froh.
Druf leit er sie ins Todtebett,

und seit zum Schäßli: „Chumm bald no!"

Gell Sepli, 's dunkt di ordeli?
De hesch au so ne lustig Bluet.
Je, so ne Lebe, liebe Fründ,
es isch wol für e Thierli guet.

Nachtleben.

J. P. Hebel.

Die Sonne sinkt, ihr letter Schein zergeht,
Die Sterne grüßen nun das tiefe Schweigen;
In ihrer Mitte Luna's Licht ersteht,

Und Engel nieder sich zur Erde neigen.

Still ist's; kaum noch ein Säuseln in den Lüften,
Die mit der Sonne heimwärts möchten ziehn,
Kaum wagt der Quell zu rauschen in den Klüften,
Der seiner dunkeln Wiege will entfliehn.

Was Leben war, hält Ruhe nun umfangen,
Die Nacht erwacht, es regt geheimnißvoll
Sich allerwärts der Erde dunkles Bangen,
Da nun des hellen Tages Licht verquoll.

Da öffnen sich die duft'gen Blumenbetten,
Der Elfen Schaar steigt aus dem Kelch hervor,
Die schweben leicht in luft'gen Geisterketten
Und singen leise ihren Wunderchor.

Es theilen sich die üpp'gen Silberquellen,
Aus ihnen taucht der schlanken Sylphen Reihn,
Die plätschern, spielen in den kühlen Wellen
Und spiegeln sich im blaßen Mondenschein.

Die Zwerge hämmern emsig in dem Schachte,
Es leuchtet hell der Edelsteine Glanz,
Sie steigen auf und nieder sachte, sachte,
Und reihen sich zum ernsten Bergmannstanz.
Die Blumenglocken läuten helle Klänge,
Begleitet vom Libellen-Flügelschlag,
Die Elfen stimmen an die zarten Sånge,
Und Nachtigall beginnet ihre Klag'.

So lebt und webt, was Menschenfinn verborgen,
In stiller Nacht geheim und ungestört,
Bis wieder sich erhebt der helle Morgen
Und Menschenleben mit ihm wiederkehrt.
Wenn frischer Hauch von Osten her sich kündet,
Durch Laub und über Blumen leise zieht,
Der Saum des Himmels purpurn sich entzündet,
Und Stern um Stern dem Morgenroth entflieht:
Da weicht der Traum. Die kleinen Elfen senken
In Blumenkelche sich, und niedersteigt
Der Sylphen Chor, den schönen Leib zu tränken
In tiefster Flut, wohin kein Blick sich neigt.
Es eilet sich die ems'ge Schaar der Zwerge,
Und tummelt sich zum dunklen Felsenschacht,
Auf daß dem Tage sie die Schäße berge,
Die sie geschäftig Nachts empor gebracht.
Musik der Blumen schweigt und es verhallen
Der Nachtigall wehmüth'ge Melodien,
Da von den Thürmen Morgenglocken schallen,
Die schon der erste goldne Strahl beschien.
Die Sonn' erglänzt, ihr Himmelsschein ersteht.
Der laute Tag verscheucht das stille Leben,
Das mit der Dunkelheit der Nacht verweht,
Da nun die Engel himmelwärts entschweben!

Franz Graf Bocci.

« PreviousContinue »