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Das Verhältnis der Kantischen Ethik zum Eudämonismus,

dargestellt nach ihrem Entwicklungsgange bis zum Erscheinen der Grundlegung der Metaphysik der Sitten.

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Meinen Eltern

in Dankbarkeit.

1. Kapitel.

Kant ging in der Ethik von dem Rationalismus der Wolfischen Schule aus, den er indessen reichlich mit christlich-populären Anschauungen, wie sie sich seinem Gemüte anpassten, durchsetzte. Leider haben wir aus der ersten Periode kein einziges Werk, welches sich einigermassen näher mit ethischen Fragen befasst, und wir sind lediglich auf einzelne verstreute Aeusserungen angewiesen. Wir wissen aber, dass Kant schon vom Jahre 1757 an ein Kolleg über Moral nach Baumgarten gelesen hat, und dürfen wohl annehmen, dass er von Baumgarten abweichende Anschauungen irgendwo schriftlich niedergelegt. hätte, und wäre es in flüchtigen Andeutungen. Da dies nicht geschehen, wird Kant eigenes wesentlich Neues nicht zu sagen gehabt haben.

Kants Ethik ist asketisch streng und herbe, sodass sie dadurch, ebenso wie durch ihren äusserlichen Utilitarismus vielfach an die christliche Popularethik in ihrer ursprünglichen Gestalt gemahnt. Es giebt, sagt Kant, Strafen und Belohnungen nach der Ordnung der Natur schon allein darum, weil das moralische Verhalten des Menschen mit ihnen nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung in unlöslicher Verknüpfung steht. Wilde Wollust und Unmässigkeit endigen sich in einem siechen und martervollen Leben, Ränke und Arglist scheitern zuletzt, und Ehrlichkeit ist doch am Ende die beste Politik.

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