Fingere qui non visa potest, commissa tacere 90 95 100 Te coram fuerit, defendas, ut tuus est mos: rem Perdere quis velit." A turpi meretricis amore Quum deterreret: „Scetant dissimilis sis." Ne sequerer moechas, concessa quum Venere uti Possem: „Deprensi non bella est fama Trebont," 115 Aiebat. „Sapiens, vitatu quidque petitu Sit melius, caussas reddet tibi: mi satis est, si Traditum ab antiquis morem servare tuamque, Dum custodis eges, vitam famamque tueri Incolumem possum: simul ac duraverit aetas 120 Membra animumque tuum, nabis sine cortice." Sic me Formabat puerum dictis, et sive iubebat, Ut facerem quid, „habes auctorem, quo facias hoc,“ 125 Sive vetabat: „an hoc inhonestum et inutile factu aut me 135 Porticus excepit, desum mihi. „Rectius hoc est; Hoc faciens vivam melius; sic dulcis amicis Occurram. Hoc quidam non belle: numquid ego illi Imprudens olim faciam simile?" Haec ego mecum Compressis agito labris; ubi quid datur oti, 140 Illudo chartis. Hoc est mediocribus illis Ex vitiis unum; cui si concedere nolis, Inhalt der Satyre I. 4. Wie Lucil im Geiste der alten attischen Lustspieldichter, so strebe ich im Geiste Lucils zu schreiben, wiewohl mit sorgfältigerer Rücksicht auf die Form, daher auch nicht so Vieles. Allein auch so habe ich mir bereits bittre Vorwürfe zugezogen. Man schilt mich einen boshaften Dichter. Dies ist ungegründet; denn abgesehen davon, dass ich als Satyriker vielleicht den Dichternamen nicht einmal verdiene, können sich blos die getroffen finden, welche ihr Gewissen überweist; auch theile ich meine Satyren nur Wenigen mit, und bin so weit entfernt von Verläumdungssucht, dass ich als Satyriker eigentlich nur meine moralischen Selbstbetrachtungen nach der Weise, wie es mir mein Vater angewöhnt hatin veranschaulichende Beispiele einzukleiden pflege." V. 1. Eupolis, Verfasser von 17 Lustspielen und siebenmal mit dem Preis gekrönt, blühte um 429, und ward, als er in einer unweit des Hellesponts gegen die Lacedämonier gelieferten Seeschlacht umkam, so sehr betrauert, dass die Athenienser nach Suidas den Entschluss fassten, kein Dichter solle mehr in den Krieg ziehen. Kratinus aus Athen blühte um 455, und starb 423, gegen 100 Jahre alt. Aristophanes blühte zwischen 427 und 392. Die genannten drei sind Koryphäen des alten Lustspiels, Antiphanes und Alexis, Meister des mittlern, weniger kecken, wobei aus Geldmangel der Chor wegfiel; endlich führte das Ueberwiegen des macedonischen Einflusses die Familienstücke der neuen Komödie herbei, in welcher vornämlich Menander (zwischen 342 und 290 vor Chr.) sich ausgezeichnet hat. V. 8. Non obesae naris, sed qui aequalium suorum vitia acute odoraretur, vergl. Sat. I. 3, 29. 30. V. 11. V. 10. Stans pede in uno, weil er so nicht lange stehen konnte, folglich komischer als unser „auf einen Sitz." Auf diesen Vers bezieht sich Horaz Sat. I. 10, 50, 51: „at dixi fluere hunc lutulentum, saepe ferentem plura quidem tollenda relinquendis“. Sowohl diese Bauer Satyren. letztere Stelle als der Zusammenhang der unsrigen spricht dafür, dass tollere „wegstreichen, recidere" heisst, nicht, wie Andre wollen, „aufheben und sich aneignen". V. 13, 14. Ut multum, ut = gesetzt, dass wenn auch Scholiast: minimo provocare dicuntur ii, qui in restipulatione plus ipsi promittunt, quam exigunt ab adversario." - V. 20, 21. Von Fannius (Quadratus) wissen wir nur so viel gewiss, dass er bei Tigellius schmarotzt und den Horaz getadelt hat; denn in der 10. Satyre des ersten Buches heisst es V. 79 und 80: (men' moveat, ) quod ineptus Fannius Hermogenis laedat conviva Tigelli? „Wenn es scheint, dass er in dieser Stelle als ein noch Lebender erwähnt werde, so dürfen wir hieraus keinen Schluss ziehen; denn auch von Tigellius, der doch entschieden todt war, heisst es daselbst Vers 90 und 91: „Demetri, teque, Tigelli, discipularum inter jubeo plorare cathedras." Wir erklären daher, da die Scholiasten selbst offenbar nur gerathen haben, so genau als möglich nach dem Wortsinn, welcher durch den Ausdruck ultro entschieden wird: wohl dem Fannius! er hat aus eignem Antrieb, unaufgefordert, seine Schriften und sein Brustbild in die Bibliothek tragen lassen (in die 39 oder 38 vor Chr. durch Pollio mit der dalmatischen Beute gestiftete Bibliothek des Tempels der Freiheit), während ich meine Schriften nicht einmal öffentlich vorzulesen wage." Damit ist nun freilich nicht gesagt, dass Schriften und Büste des Fannius aufgenommen worden seyen; vielmehr leitet der ironische Ton, in welchem Horaz spricht, auf den entgegengesetzten Fall, welcher ohnehin der wahrscheinlichere ist; denn ausdrücklich sagt Plinius, VII. 32, bei Eröffnung der Bibliothek des Pollio sey keines Lebenden Bild darin gewesen, ausser dem des Varro: wie sollte ein Fannius zu solcher Ehre gekommen seyn? V. 25. Erue, nach einigen Handschriften, passender als eripe oder gar elige, was dem quemvis ex media turba widerspräche. V. 26. V. 28. V. 30. Ob avaritiam besser begründet als ab avaritia. Vespertina tepet, vergl. Epist. I. 20, 19. V. 34. Acron: „quando feriunt boves, eorum in cornibus ligatur foenum.“ V. 37. Lacus Brunnen mit Wassertrögen, deren Agrippa allein während seiner Aedilität 700 angelegt hatte, sammt 105 salientibus oder Springbronnen. V. 44, Sonaturum, s. Zumpt, S. 171. Billroth S. 149. V. 48. Differt sermoni, vergl. Sat. I. 6, 63. Sermo merus Apposition zu comoedia: sie, Nichts als Prosa, ausser dass sie sich von dieser durch das Metrum unterscheidet. At pater ardens, z. B. Chremes im Heautontimorumenos des Terenz. V. 60, f. Nach den Scholiasten und dem Zeugnisse des Servius zu Aen. VII. 622 ein Vers des Ennius. V. 65. Sulcius und Caprius nach Porph. acerrimi delatores (id est quadruplatores) et causidici." V. 70. Sim besser begründete Lesart als sum. V. 86. Mehr als vier Personen auf einem Speisesopha unterzubringen, war gegen den guten Ton. V. 88. Qui praebet aquam (zum Hände- und Füssewaschen und zur Vermischung mit dem Weine), wie wir sagen: „Jemand auf ein Süppchen einladen." V. 92. Dieser Vers ist der 27. in der Satyre I. 2. V. 94 ff. Petillius Capitolinus muss allerdings sehr in der Klemme gewesen seyn, denn in der 10. Sat. des 1. Buchs heisst es V. 25 und 26: „quum dura tibi peragenda rei sit causa Petilli." V. 102, f. „Ich verspreche dies so, wie ich dann ein Versprechen gebe, wenn ich irgend etwas Andres der Wahrheit gemäss in Betreff meiner zusagen kann." Andre glauben, diese Construktion sey aus zwei möglichen Wendungen zusammengeflossen, aus ut aliud quid vere de me promittere possum, und aus si quid aliud etc. V. 105, f. Pater me hoc (hac re) insuevit, könnte stehen wie bei Columella VI. 4: si pecus aqua insuescas; oder erkläre man: „mein Vater hat mich (hieran) gewöhnt, hoc, durch Folgendes: nämlich durch Bezeichnung -", so dass es statt notando eigentlich heissen sollte: quod notabat. V. 110. Vergl. Sat. I. 6, 30 und I. 7, 7. 8, in welcher letztern Stelle Barrus als homo amari sermonis erwähnt wird. V. 123. Seitdem zur Aburtheilung gewisser Staatsverbrechen (des Hochverraths und Unterschleifs, der Bestechung und Erpressung) die sogenannten quaestiones `perpetuae angeordnet waren, bestand auch die Sitte, dass |