Ad Juvencum, de covino curru. XII. 24. O iucunda, covine, solitudo, Hic mecum licet, hic, Juvence, quidquid Totus quam bene sic dies abiret! (Wie traulich ists in diesem Wagen, den mir der Rhetor Aelian geschenkt hat, und den ich mit eignen Händen lenke! Kein Mohr hat mit den Rossen dort zu schaffen, denn sie sind keine wilden maurischen Hengste; kein hochgeschürzter Läufer eilt dort voraus; kein Fuhrmann ist zu blicken. Wäre jetzt nur Stertinius bei uns in Spanien !) Doch bei aller Tiefe und Reinheit des Gefühls, die unserm Martial zu Gebote stand, hat er sich frühzeitig für einen Zweig der komischen Poesie entschieden, wo er das in ihm vorherrschende Vermögen, den Witz, in den buntesten Farben spielen lassen konnte. V. 16. Seria quum possim, quod delectantia malim At nunc conviva est comissatorque libellus, "Belle" inquis, dixti: „,,satis est: laudabimus usque!"" (Ich sollte vom Leser doch auch Etwas haben für meine Epigramme! Virgil bekam von Pollio nicht bloss den schönen Alexis geschenkt: mich ladet man höchstens zu einer Schmauserei, und lobt mich, wenn ich Witze mache. Wie ganz anders stünde es, wenn ich als Anwalt das aerarium Saturni bereichern hälfe! denn alle Prozessabgaben im ganzen Reich, je nach dem Werth der streitigen Sache, fliessen ja in euern Schatz. Dann bekäme ich Wein und Geld genug. Wie, Leser? stellst du dich nun, als ob du mich nicht verstündest? „Du hast es selbst gesagt," gibst du mir zur Antwort: Martial begnügt sich mit dem Lobe." Willst du mit Gewalt, dass ich umsattle und Advokat werde?) " IV.10. Dum novus est neque adhuc rasa mihi fronte libellus, I, puer, et caro perfer leve munus amico, Non possunt nostros multae, Faustine, liturae (Rasa fronte, pumice levigatus. Punica: die besten Schwämme kamen aus Afrika.) Treffend bezeichnet hier Martial die Natur des Epigramms: es ist wie ein leichter Hauch: man muss solche Spiele des Witzes entweder ganz verwischen oder sie lassen, wie sie sind. Uebrigens weiss er den Werth guter Epigramme nach Gebühr zu würdigen. X. 4. Qui legis Oedipodem caligantemque Thyesten, Colchidas et Scyllas, quid nisi monstra legis? Quid tibi raptus Hylas, quid Parthenopaeus et Atys, Exutusve puer pennis labentibus, aut qui Sed non vis, Mamurra, tuos cognoscere mores, (Caligantemque: der im Dunkeln sass bei jener schrecklichen Mahlzeit, weil die Sonne aus Abscheu verschwand. Callimachus obscurum librum scripsit de originibus sacrorum, quae Propertio somnia Callimachi vocantur, quia scripturo sibi finxit per somnum adfuisse Musas. In unsrer Zeit würde Martial sagen: „lies Hegels Logik!") Eine witzigè Copie des Wirklichen sollten seine Epigramme seyn, allein nichts weniger als Pasquille. X. 33. Simplicior priscis, Munatî Galle, Sabinis, Cecropium superas qui bonitate senem! Sic tibi consoceri claros retinere penates Ut faeis, a nobis abigas, nec scribere quemquam Hunc servare modum nostri novere libelli: Parcere personis, dicere de vitiis. (Cecropium senem: Socratem. Die keusche Göttin ehlicher Liebe möge dir dadurch, dass sie die Hochzeitfackel deiner Tocher erhält, das Glück einer steten Verbindung mit der Familie Desjenigen gewähren, dessen Sohn deine Tochter zum Manne hat. Die Lesart cum soceri, wozu man penatibus ergänzen müsste, will keine natürliche Construktion zulassen.) Wenn es einmal sein Entschluss war dicere de vitiis,“ so bot ihm jene verdorbue Zeit die reichste Ausbeute, und er hat so ausgedehnten Gebrauch hievon gemacht, dass wir über die unbefangne Lustigkeit, mit der er im Schlamme wühlt, oft erschrecken. Das Umsichgreifen der Lustseuche schon in den Zeiten Domitians kann man aus seinen Schwänken fast medicinisch genau beweisen (z. B. I. 79, XI. 74, 91 und 98). Obwohl wir aber desshalb eine Menge seiner Epigramme von jeder Berücksichtigung ausschliessen mussten, so blieb uns dennoch bei weitem mehr Stoff übrig, als wir aufzunehmen im Stande waren; denn Martial ist entschieden unter allen Epigrammatikern der beste Kopf. Unter seinen 1574 Gedichten wird auch ein geübtes Auge verhältnissmässig sehr wenige entdecken, wo er in der Wahl oder Behandlung des Gegenstandes unglücklich gewesen wäre. Manchmal überrascht er uns in demselben Moment, wo wir anfangen aufmerksam zu werden; manchmal steigert er unsre Erwartung durch mehrere Stufen hindurch; fast jedesmal aber zuckt uns zuletzt ein Gedankenblitz vors Auge. Und so leistet er denn gerade das, was Lessing vom gelungnen Epigramme fordert, dass es uns spanne wie der plötzliche Anblick eines Denkmals, und befriedige wie die auf dem Denkmal erblickte Inschrift. Selten kommt bei Martial der jambische Trimeter ohne oder mit Dimeter, selten der Hexameter einzeln vor; häufig aber begegnen uns das Distichon, der Ckoliambus und der phalācische Vers oder Hendecasyllabus, letzterer nach diesem Schema: B.I p. 14 2 Dips. 1784 Spero me secutum in libellis meis tale temperamentum, ut de illis queri non possit, quisquis de se bene senserit, cum salva infimarum quoque personarum reverentia ludant; quae adeo antiquis auctoribus defuit, ut nominibus non tantum veris abusi sint, sed etiam magnis. At mihi fama vilius constet, et probetur in me novissimum ingenium. Absit a iocorum nostrorum simplicitate malignus interpres, nec Epigrammata mea scribat. Improbe facit, qui in alieno libro ingeniosus est. Lascivam verborum veritatem, id est Epigrammaton linguam excusarem, si meum esset exemplum: sic scribit Catullus, sic Marsus, sic Pedo, sic Getulicus, sic quicunque perlegitur. Si quis tamen tam ambitiose tristis est, ut apud illum in nulla pagina Latine loqui fas sit, potest epistola, vel potius titulo contentus esse. Epigrammata illis scribuntur, qui solent spectare Florales. Non intret Cato theatrum nostrum; aut si intraverit, spectet. Videor mihi meo jure facturus, si epistolam versibus clausero. 1. Nosses iocosae dulce cum sacrum Florae,,1' Festosque lusus et licentiam vulgi, Cur in theatrum, Cato severe, venisti? 2. Quod magni Thraseae consummatique Catonis Quod fecisse velim te, Deciane, facis. 3. Petit Gemellus nuptias Maronillae, Et cupit, et instat, et precatur, et donat. وزه 5. Casta suo gladium cum traderet Arria Paeto, 14 Quem de visceribus traxerat ipsa suis: „Si qua fides, vulnus, quod feci, non dolet," inquit, „Sed quod tu facies, hoc mihi, Paete, dolet." 6. Sunt bona, sunt quaedam mediocria, sunt mala plura, Quae legis hic: aliter non fit, Avite, liber. 7. Si memini, fuerant tibi quattuor, Aelia, dentes: 20 Exspuit una duos tussis, et una duos. Bauer Satyren. 16 |