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den dies lustricus, den 9. nach der Geburt eines Knaben, den 8. nach der Geburt eines Mädchens, wo das Kind seinen Namen erhielt, s. Suetons Nero 6, Caligula 25, Macrobius Saturn. I. 16. Infamis, irrisor, der Mittelfinger, dessen Ausstrecken Griechen und Römern als ein Zeichen des Hohnes galt, und an welchem daher Letztere nie einen Ring trugen. Um ein übles omen abzuwenden, spuckte man aus; überhaupt legte man dem Speichel etwas Zauberkräftiges bei, zumal gegen das „böse Auge," oqaλμòv Bάoxavov, wie Plutarch, oculos urentes, wie Persius sagt: Kinder, besonders schlafende, suchte man ängstlich hievor zu bewahren, wie noch heutzutage hie und da vor Behexung. Ueber Licinus siehe ars poet. 301.

V. 41-51. Opem, Kraft. Senectae Dativ zu fidele. Tuceta wohl am ehesten Würste. Fibra, auf die für die Haruspicin bedeutsamen Loẞovg oder Leberlappen zu beziehen; ebenso V. 26. Da das erstemal mit Acc. c. Inf., wie sine, patere.

V. 52-58. Incusa erklärt sich aus Virgils Georg. I. 275, wo Servius „incusum lapidem" durch „cudendo asperatum" umschreibt: „in gediegnem Gold geschmiedete, massiv goldene Geschenke." Laetari (denn laetetur hat zu wenige Handschriften für sich) abhängig von praetrepidum (nicht pertrepidum: Persius liebt mit prae gebildete Adjectiva), und diess muss im Ganzen, da excutiat statt excutias nur in einer nürnberger Handschrift steht, so construirt werden: „du pressest an der linken Brust Freudenschweiss hervor, ein zum Jubel ungestümmes Herz;" also cor Apposition zu du; oder Vocativ: „du zum Jubel ungestümmes Herz!" Subiit mit langer Schlusssylbe vor dem folgenden Vocal, wie in Horazens Sat. I. 9, 21. Auro ovato ovationibus et triumphis parto, sive imperatorum ope ovantium in urbem adportato, als ob man sagen könnte ovare aliquid; ebenso kommt das Passivum von triumpho vor. Perducis, oblinis. Erst nach der Bezwingung Asiens waren die hölzernen und thönernen Götterbilder durch Marmor- und Erzstatuen verdrängt worden. Fratres aëni sind die Götter überhaupt, sofern sie eine grosse Familie bildeten, besonders aber die 12 Dî majores, von denen Jupiter, Neptun, Juno, Vesta und Ceres als Kinder des Saturnus, Minerva, Apollo, Diana, Vulcan, Mars, Mercur und Venus als Kinder Jupiters wirklich Geschwister waren. Somnia pituita purgatissima sind ruhige,

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deutliche, durchaus nicht fieberhafte Träume, welche desswegen um so eher zutreffen.

V. 59-70. Impulit (besser begründet als expulit), wie aciem oder frontem acie impellere. Vasa Numae, Thongeschirr, das in grosser Menge aus Hetrurien eingeführt wurde; ebenso waren die Schöpfgefässe der Vestalinnen von Thon. Saturnia aera, Erz, das in der goldnen Zeit die Stelle der sogenannten edeln Metalle vertreten hatte, nicht: „Erz des Saturnustempels, d. h. des Staatsschatzes, der früher keine Goldbarren in sich schloss." Letztere Erklärung bezieht sich darauf, dass man durch den hintersten Theil der Cella des Saturnustempels in das Tabularium und Aerarium des römischen Volks gelangte, wo ausser dem Schatze und den Fahnen auch Volksbeschlüsse und Verträge mit auswärtigen Staaten in ehernen Tafeln aufbewahrt wurden. In terris, gekrümmt auf der Erde weilend, an ihr klebend. Quid juvat, hos etc., nicht: quid juvat hoc, etc. Pulpa, wozu die folgenden haec und die Verba bis utitur gehören, steht hier auffallend in dem Sinne des neutestamentlichen oάo: „das Sinnliche und Irdische im Menschen lehrte uns aus Casia und Olivenöl eine Salbe bereiten, die schneeweisse Wolle aus Calabrien mit Purpur färben, die Perle von der Muschel reissen, Metalle von den Schlacken säubern." Statt in sancto oder sanctis, in sacro oder sacris (Lesarten, welche an christliche Abschreiber erinnern könnten, wenn nicht pulpa unzweifelhaft fest stünde) wird auch gelesen in templo oder templis. Et bona dís ex h. sc. ducere pulpa, und willkommne Ehrengaben für die Götter herleiten, entnehmen aus oder: und aus dem Fleisch herrührende Dinge für den Göttern willkommne Gaben halten. Scholiast: solebant virgines, antequam nuberent, quaedam virginitatis suae dona Veneri consecrare; hoc et Varro scribit.“ Bei Varro hiess es, nach Nonius Marcellus in der Bemerkung über das Wort strophium: „suspendit Laribus marinas molles pilas (Puppen aus der gesponnenen, schmutzig weissen Seide von der Steckmuschel), reticulum (eine Art Haube) et strophia (kleine, um die Brust gewundne Binden).“ V. 71-75. Quin - quid non, quidni. Der grosse Messala ist der von Cicero gepriesne Redner M. Valerius Messala Corvinus, der durch Adoption in die aurelische Familie den Beinamen Cotta erhalten hatte; sein Sohn Cotta Messalinus wird von Tacitus, Ann. IV. 20 und V. 3, als Tyrannenknecht des Tiberius, von Plinius, X. 22, als

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Schlemmer gebrandmarkt. Casaubonus: „animum bene comparatum ad omnia divina humanaque jura." Animi ist die richtige Lesart, nicht animos oder animo. Honestum, welches man sich als Substantiv zu gebrauchen gewöhnt hatte, erscheint hier förmlich als solches durch die Verbindung mit einem Adjectiv. Incoctum, non leviter tinctum.

In der 3. Satyre, wo Persius das aus. Trägheit und Weichlichkeit entspringende Sittenverderbniss der römischen Jugend geisselt, bricht er mit einemmal, ohne Zweifel im Gedanken an Nero, in die tragischen Worte aus: „Magne pater divúm, saevos punire tyrannos haudalia ratione velis, quum dira libido moverit ingenium, ferventi tincta veneno: virtutem videant, intabescantque relicta!" Die 4. Satyre enthält, ganz gegen die Weise unsers Dichters, scheinbar keinen leitenden Gedanken. Zuerst ermahnt Sokrates den Alcibiades, sich von dem Staatsruder fern zu halten, solang er ein Sklave gemeiner Lüste sey. Plötzlich ist davon die Rede, dass man immer nur auf die Fehler seiner Nebenmenschen, nicht auf die eignen Acht habe. Aber Alles erscheint vollkommen zusammenhängend, sobald wir mit Casaubonus und Meister jene Satyre auf Nero deuten. „Da verunglimpft er immer nur den einfältigen Geitz seines Vorgängers Claudius, und ist doch selbst ein noch gemeinerer Wollüstling als Alcibiades. Möchte er doch einmal aufhören, dem Lobgehudel des Volks zu glauben, und möchte er so zur Erkenntniss seiner Verworfenheit gelangen!" Die 5. Satyre enthält ohne poetischen Schwulst, welchen Persius mit Abscheu und Verachtung tadelt, einen Herzenserguss der Dankbarkeit gegen Cornutus, der ihn in die stoische Tugendlehre eingeweiht und zu der wahren Freiheit geführt habe. Die 6. endlich, welche an Caesius Bassus gerichtet ist, handelt von dem rechten Gebrauch des Reichthums.

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Unsern Bemerkungen über das Leben des Decimus Junius Juvenalis schicken wir eine zwar dürftige, jedoch unläugbar alte und, soviel wir aus der Schreibart schliessen dürfen, mit vollem Recht dem Suetonius beigelegte Biographie voraus. Junius Juvenalis, libertini locupletis incertum filius an alumnus, ad mediam fere aetatem declamavit, animi magis causa, quam quod scholae aut foro praepararet. Deinde paucorum versuum satyra non absurde composita in Paridem pantomimum poëtamque [Ctaudii Neronis] ejus semestribus militiolis tumentem, genus scripturae industriose excoluit. Et tamen bene diu ne modico quidem auditorio quidquam committere est ausus. Mox magna frequentia magnoque successu bis ac ter auditus est, ut ea quoque, quae prima fecerat, inferciret novis scriptis: Quod non dant proceres, dabit histrio: tu Camerinos Et Bareas, tu nobilium magna atria curas: Praefectos Pelopea facit, Philomela tribunos. Erat tum in deliciis aulae histrio, multique fautorum ejus quotidie provehebantur. Venit ergo Juvenalis in suspicionem, quasi tempora figurate notasset, ac statim per honorem militiae, quamquam octogenarius, urbe submotus missusque ad praefecturam cohortis in extrema parte tendentis Aegypti. Id supplicii genus placuit, ut levi atque joculari delicto par esset. Verum intra brevissimum tempus angore et taedio periit." Diese Erzählung gibt, wenn wir die in mehreren Exemplaren fehlenden, ungereimten Worte Claudii Neronis" streichen, folgenden durchaus angemessnen Sinn: Juvenalis beschäftigte sich bis gegen sein vierzigstes Lebensjahr mit Uebungen in der Beredtsamkeit, wiewohl mehr aus Liebhaberei, als in der Absicht, sich zum Lehrer der Beredtsamkeit oder zum praktischen Redner auszubilden. Um jene Zeit aber hatte er den Einfall, den pantomimischen Künstler Paris und einen Dichter, der sich auf die unter des Paris Einfluss vergebnen Kriegstribunate viel einbildete, in einer kurzen Satyre zu verspotten. Der Pantomime Paris war zugleich tragischer Schauspieler, derselbe, welcher nach Sueton und Dio Cassius wegen seines Verhältnisses zu Domitians Gemahlin Domitia im Jahre 83 vor Christus gestürzt und hingerichtet worden ist. Vorher aber hatten die edelsten Geschlechter,

die Sulpicii Camerini, die Marcii Bareae von seinem Winke abgehängt, und Dichter, welche an ihn Trauerspiele, z. B. über die Pelopea oder Philomela, verkauft hatten, waren zu Ehren und Würden gelangt, besonders zum Kriegstribunat, einer Stelle, die, wie in des jüngern Plinius Zeit (Epist. IV. 4), so bereits unter Domitian, um viele Ehrgeizige von der Hofgunst abhängig zu erhalten, nur je auf ein halbes Jahr ertheilt wurde. Der dem Paris schmeichelnde Dichter ist Statius, unter Domitian Verfasser der Thebais, der Achilleis und der Silvae, gestorben im Jahre 96: nach Juvenal, Sat. VII. 87, hat er das Trauerspiel Agave an Paris verkauft. In Folge jenes ersten, geheim gebliebnen Versuchs entwickelte Juvenal mit grosser Sorgfalt seine Anlage zur satyrischen Poesie, wagte es übrigens geraume Zeit noch nicht, mit seinen Leistungen vor dem Publikum aufzutreten. Endlich hielt er mehrmals öffentliche Vorträge, und der eingeärntete Beifall ermunterte ihn, auch die lange zuvor auf Paris gedichteten Verse einer grössern Satyre einzuschalten (VII. 89-91.) Weil aber, als die siebente Satyre bekannt wurde, wieder ein Schauspieler in hoher Gunst bei Hofe stand, und man desswegen die Verhöhnung des Paris als versteckten Angriff auf diesen Günstling betrachtete, so büsste Juvenal in hohem Alter für den ersten Witz, der seiner Feder entflossen war. Zwar dachte man nicht daran, ihn hinzurichten, nicht einmal, ihn ins Exil zu schicken; denn kein Domitian wüthete damals in Rom: sogar in den Schein der Ehre kleidete man den Strafbefehl: Juvenal wurde Reiteroberst, aber freilich in grosser Entfernung von seiner Heimath, fernen Saum Aegyptens, nicht in der cyrenäischen Pentapolis, wie Suidas meint, sondern wahrscheinlich in Syene, dem Standquartiere von drei Cohorten. Hier ohne Zweifel ergoss er in die fünfzehnte Satyre, wo V. 45 die Worte stehen „quantum ipse notavi", seinen Unmuth über den finstern, bis zum Mord und Menschenhass ausschweifenden Fanatismus der Aegyptier; hier suchte er wohl durch die sechzehnte Satyre, die von den Vortheilen des Soldatenlebens handelt, sich über das nun auch ihm gefallne Loos zu trösten: umsonst! nach kurzem Aufenthalt rafften Kummer und Verdruss ihn weg. Aus der hiemit erklärten suetonischen Biographie gehen vornämlich zwei wichtige Umstände hervor: einmal, dass Juvenal erst im reifern Alter der satyrischen Dichtung sich zugewendet hat. Dless entspricht aufs genaueste dem Geist, welcher

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