Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand Kommt wieder heim aus dem fremden Land. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlig verbrannt, Von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt? So tritt er ins Städtchen, durchs alte Thor, Am So agbaum lehnt just der Zöllner davor. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund, Doch sieh' Freund Zollmann erkennt ihn nicht, Der Bursche, und schüttelt den Staub vom Fuß. Ein Thränlein hängt ihm an der braunen Wang'. Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her, Aus tausend Perlen blinkt und bligt In Wies' und Feld und Wald und Au' Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: Er lauscht und streicht sich von der Stirn d Ei doch was sprengt denn dort herauf Für eine Reiterschar ?“ Der Staub wallkauf, der Husschlag dröhnt, Es naht der Waffenklang ,,Daß Gott! die Herr'n verderben mir Den ganzen Vogelfang!" „Ei nun! Was giebt's ?" Es hält der Troß Die beiden Särge zu Weimar. In dunkler Gruft zu Weimar Als wie zwei Meteore Der eine im Adlerfluge Dahin durch alle Weiten Nun beide siegreich durchzogen. Der eine mit blonden Locken, Der andre mit weißem Haar; Wer forschte, wie jener geheißen? Wer früge, wer dieser war? Der deutsche Mann. Als wie das deutsche Eisen Als wie die deutsche Lerche Soll sein der deutsche Mann, Sein Frohsinn schwing' vom Pferche Sich auf, so oft er kann. Als wie ein deutscher Becher Soll sein der deutsche Mann, Er soll den ärmsten Schächer Erquicken, wo er kann. Das deutsche Die schönste Waffe, die es giebt, Die Waffe, die der Deutsche liebt, Nicht führt es um Tyrannensold Der Deutsche, nicht aus Gier nach Gold, Der beste Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang? Hat er ihn wohl, wenn lustbeschwingt Von Liebe er und Schönheit singt, Von Frauenhuld und Sehnsuchtsdrang, Sagt, ist das wohl sein bester Klang? Ach nein, ach nein, Sein bester Klang muß besser sein! Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang ? Wenn er ertönt bei Becherlust, Vom Frohsinn in der Zecherbrust, Der Sorgen bannt und Kummer zwang, Sagt, ist das wohl sein bester Klang? Ach nein, ach nein, Sein bester Klang muß besser sein! Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang ? Wenn er vom gold'nen Morgenlicht, Von Blumen und vom Bächlein spricht, Vom Wonnetraum am Bergeshang, Sagt, ist das wohl sein bester Klang? Ach nein, ach nein, Sein bester Klang muß besser sein! Wie Wein aus deutschen Reben Soll sein der deutsche Mann, Sein Denken und sein Streben Befeu're, wen's nur kann. Gleich deutschen Felsgesteinen Soll sein der deutsche Mann, Er halte an den Seinen So treu als einer kann. Schwert. Drum ist sein Griff auch das Symbol Des Kreuzes, dem sich demutvoll Die ganze Menschheit neigt. Drum ist sein Schaft, wie blinkt er nur! schirme du, mein deutsches Schwert, Klang. Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang ? Wenn er der Menschen Kraft und Geist, Ihr Schaffen und ihr Wirken preist, Dem, was da Großes ist, gelang. Sagt, ist das wohl sein bester Klang? Ach nein, ach nein, Sein bester Klang muß besser sein! Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang? Wenn er vergang’ner Tage Bild Zurück euch ruft mit Schwert und Schild, Wie freudig kühn der Held sie schwang, Sagt, ist das wohl sein bester Klang? Ach nein, ach nein, Sein bester Klang muß besser sein ! Wann hat, ihr Deutschen, euer Sang Den kräftigsten, den besten Klang? Wenn er von deutscher Eintracht singt, Wenn er von deutscher Freiheit klingt, Von deutscher Feinde Untergang, Das ist sein stärkster, bester Klang, Nur der allein, Kein andrer kann's auf Erden sein! Johann Heinrich Voß. (Geschichte der deutschen National-Litteratur. § 47.) Der siebzigste Geburtstag.*) . Auf die Postille gebückt, zur Seite des wärmenden Ofens, Der fast allen im Dorf, bis auf wenige Küster; A سنا Vorzeit, *) Gude I, 87. |