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Begränzt mit Laub den lieben vollen Becher
Und trinkt ihn fröhlich leer.
In ganz Europia, ihr Herren Zecher!
Ist solch ein Wein nicht mehr.

Er tommt nicht her aus Hungarn, noch aus Polen,

Noch wo man Franzmänn'sch spricht; Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen,

Wir holen ihn da nicht.

Jhn bringt das Vaterland aus seiner Fülle; Wie wär' er sonst so gut!

Wie wär' er sonst so edel, wäre stille,

Und doch voll Kraft und Mut!

Er wächst nicht überall im Deutschen Reiche
Und viele Berge, hört,
Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
Und nicht der Stelle wert.

Thüringens Berge, zum Erempel, bringen.
Gewächs, sieht aus wie Wein;
Jst's aber nicht. Man kann dabei nicht singen,
Dabei nicht fröhlich sein.

Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen,
Wenn ihr Wein finden wollt,

Das bringt nur Silbererz und Kobaltkuchen, Und etwas Lausegold.

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*) Lüben und Nace II, 26. — Leimbach I, 137. **) Lüben und Nade II, 23.

Da kam in seinem Schäferrock Ein Jüngling, zart und fein; Er hatte nichts als seinen Stock, Als Schleuder und den Stein;

Und sprach: „Du hast viel Stolz und Wehr, „Ich komm' im Namen Gottes her.“

Und damit schleudert er auf ihn
Und traf die Stirne gar;
Da fiel der große Esel hin,
So lang und dick er war;
Und David haut' in guter Ruh'
Ihm nun den Kopf noch ab dazu.

Trau' nicht auf deinen Tressenhut,
Noch auf den Klunker d'ran!
Ein großes Maul es auch nicht thut,
Das lern' vom langen Mann;
Und von dem kleinen lerne, wohl,
Wie man mit Ehren fechten soll.

Urians Reise um die Welt.

Wenn jemand eine Reise thut, So kann er was verzählen; D'rum nahm ich meinen Stock und Hut Und that das Reisen wählen.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan; Verzähl' Er doch weiter Herr Urian!

Zuerst ging's an den Nordpol hin;
Da war es kalt bei Ehre!

Da dacht ich denn in meinem Sinn,
Das es hier besser wäre.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

In Grönland freuten sie sich sehr,
Mich ihres Orts zu sehen,
Und seßten mir den Thrankrug her;
Ich ließ ihn aber stehen.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Die Esquimaux find wild und groß, Zu allem Guten träge;

Da schalt ich einen einen Kloß
Und kriegte viele Schläge.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian:

Nun war ich in Amerika; Da sagt' ich zu mir: Lieber! Nordwestpassage ist doch da;

Mach' dich einmal darüber!

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Flugs ich an Bord und aus ins Meer,
Den Tubus fest gebunden,

Und suchte sie die Kreuz und Quer'
Und hab' sie nicht gefunden.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Von hier ging ich nach Mexico;
Ist weiter als nach Bremen,

Da, dacht' ich, liegt das Gold wie Stroh,
Du sollst 'n Sack voll nehmen.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Allein, allein, allein, allein,
Wie kann ein Mensch sich trügen!
Ich fand da nichts als Sand und Stein
Und ließ den Sack da liegen.

Da hat er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

D'rauf kauft' ich etwas kalte Kost
Und Kieler Sprott und Kuchen
Und sezte mich auf Extrapost,
Land Asia zu besuchen.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Der Mogul ist ein großer Mann
Und gnädig über Maßen,
Und klug; er war ist eben d'ran,
'n Zahn auszieh'n zu lassen.· ́

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Hm! dacht' ich, der hat Zähnepein,
Bei aller Größ' und Gaben!
Was hilft's dann auch noch, Mogul sein?
Die kann man so wohl haben.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Ich gab dem Wirt mein Ehrenwort,
Ihn nächstens zu bezahlen;
Und damit reis't ich weiter fort
Nach China und Bengalen.

Da hat er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

Nach Java und nach Otaheit

Und Afrika nicht minder;

Und sah bei der Gelegenheit

Viel Städt' und Menschenkinder.

Da hat Er gar nicht übel d'ran gethan;
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!

und fand es überall wie hier,
Fand überall 'n Sparren,
Die Menschen gerade so wie wir,
Und eben solche Narren.

Da hat Er übel, übel d'ran gethan
Verzähl' Er nicht weiter, Herr Urian!

Vaterlandslied.

Stimmt an mit hellem, hohem Klang,
Stimmt an das Lied der Lieder,
Des Vaterlandes Hochgejang;
Das Waldthal hall' es wieder!

Der alten Barden Vaterland,
Dem Vaterland der Treue,
Dir, niemals ausgesung'nes Land,
Dir weih'n wir uns auf's neue.

Zur Ahnentugend wir uns weih'n,
Zum Schuße deiner Hütten,
Wir lieben deutsches Fröhlichsein
Und alte deutsche Sitten.

Die Barden sollen Lieb' und Wein,
Doch öfter Tugend preisen
Und sollen bied're Männer sein
In Thaten und in Weisen.

Ihr Kraftgesang soll himmelan
Mit Ungestüm sich reißen,
Und jeder echte deutsche Mann
Soll Freund und Bruder heißen!

Bei dem Grabe meines Vaters. Friede sei um diesen Grabstein her! Sanfter Friede Gottes! Ach sie haben Einen guten Mann begraben,

Und mir war er mehr.

Träufte mir von Segen, dieser Mann,
Wie ein milder Stern aus bessern Welten,
Und ich kann's ihm nicht vergelten,
Was er mir gethan.

Er entschlief; sie gruben ihn hier ein
Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben,
Und ein Ahnden von dem ew'gen Leben
Düft' um sein Gebein!

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Annette Elisabeth, Freiin v. Droste-Hülshoff.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 65.)

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