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Denn heit dat glik: „Wat willst Du, Swenning,
Ligg ruhig, stilling, leiwes Männing!"

Und fängt hei an mal tau vertellen
Von sine Wedd un an tau schellen,

Denn heit dat glik: „O, Fiken, lop un rönn
Doch glik mal nah den Dokter hen.
Hei müßt em wedder Jlen setten,
Un füll de Sprig of nich vergeten,"
"Na,

,"" denkt hei endlich, „„giww di man!
Verrückt? Ne, dat's nich wohr, dat bün 'c nich west,
Doch dumm, as Einer wesen kann!

Jd glöw binah, dat is dat Best:
Jck segg hir weder in dat Bedd,
Noch äwerall wat von min Wedd:
Jc glöm, id swig man ganz und gor.
Dat Geld is weg, de Schimp is dor.
Sei heww'n mi doch tau arg tractirt,
Von't Wedden bün ic nu kurirt!""

Anm. Wedd: Wette; hött: hütet; swinn: geschwind; föddern: fordern; taufreden: zufrieden; plinken: mit den Augen winken; Mark: Markt; nipping: ganz genau; nägenklauk; überklug; Voß: Fuchs; flög: schlüge; Stamern: Stottern; dörwen: dürfen; Büdel: Beutel; Klock: Uhr; duhn: betrunken; Fit: Sophie; bedragen: betrogen; Hun'n: Hunde; schwüwwt achter näh: schiebt hinten nach; gaten: gegossen; von Flässen: von neuem; giww di man: gieb dich nur zufrieden.

En Beten anners.

„Na, Jochen, segg, wo is dat nu mit Di?
Kannst mit den Leutnant Di nu all verdragen?”
"I ja, dat geiht; dat Gräwst, dat is vörbi,
Doch alle Dag' des Morrens früh
Heww'n w' uns noch ümmer bi den Kragen
Un slahn uns beid' de Jacken vull.”“
Du Dinen Herrn? Dat wir doch dull!
Warst em de Jack doch vull nich slagen?"
,,,,Un düchtig, Brauder, segg ick Di!
Doch ein lütt Unnerscheid, de is dorbi:
Jak buller em de Jack man ut,

Wenn hei nich drin is, wenn hei 'rut,

Doch min Herr Leutnant, de sleiht tau,

Wenn ich 'e noch insitten dauh."

Anm. En Beten anners: ein bißchen anders; wo: wie; Gräwst: Gröbste, Schlimmste; buller: klopfe; de fleiht tau: der schlägt zu; 'e: da.

Jöching Päsel, wat büft du vör❜n Esel.

De Leutnant von Karfunkelstein,
De fümmt tau Hus, dunn liggt dor ein
Inladungskoart up finen Arbeitsdisch
(So würd dei Disch gewöhnlich heiten,
Wil doaran drunken würd und eten
Und af un an ok spelt en Beten
Mit Rechtsch un Linksch; doch dat dürft Keiner
weiten),

Kort up den Disch, dor liggt dei Koart,
Un as hei s' nimmt un sick besüht,
Hadd hei bina för Arger roart:
Dit schöne Middageten hüt!
Dei gned'ge Fru von Diamant
Was in dei ganze Stadt bekannt,
Dat sei am besten ded tractiren,
Un in 'ne Stun'n süll hei marschiren!

Un dortau was - ,,nein, wie infam!"
De Witwe of sin Herzen-Dam,
Hei hadd so giern hüt bi ehr seten,
An ehr Gerichten satt sich eten,
Denn heites Hart un hungrig Magen,
De seeten bi em dicht taufam.
Un 't was of würklich ganz infam!
Doch dor helpt nicks, dor helpt kein Klagen,
Hei müßt marschiren, dat müßt sin.
Hei röpt nu sinen Burßen 'rin,
Un seggt em ganz genau Bescheid,
Dat hei unmäglich kamen künn.
„Weißt Du's nun auch?"

,,,,Herr Leut

nant, ja!""

Un uns' gaud Jochen Päsel geit. Den Leutnant fölt wat in, hei ritt Dat Finster up un röpt em na:

"

‚Un dann bring gleich' das Essen mit.“

Un Jochen Päsel kümmt tau'r gned'gen Fru: „Was giebt's, mein Sohn, was bringest Du?"

...,Empfehlung von 'n Herrn Leutinant
An gned'ge Fru von Diamant,
Un was mein gnedigst Leutnant wär',
Der keem heut nich zu's Essent her,
Denn nach 'ner guten Stunde schon
Müßt Allens gnedigst abmarschiren,
In Woldek wär 'ne Rebellion,
Un thäten hellschen rebelliren
Von wegen einer Holzgeschicht,

Un darüm könnt Herr Leutnant nich.“
„Das ist ja Schad, das thut mir leid!"
Und Jochen Päsel steit und steit
Und ward dei Feldmüz dörch dei Knewel
wringen.

Dei frögt, worüm hei dem nich geit?
"Das Essent,"" seggt bei, süll ich
bringen.""

Na, sei is denn en lustig Wif,
Dat up en Spaß sich gaud versteit,
Un seggt tau em: „Na täuw, denn blif
Man noch en Ogenblicking hier."
Un in ein blotes Uemseihn wir
En groten Korf vull Eten packt
Un Jochen Päseln upgesackt.
Dei trügt denn munter dormit furt,
Sin gnedigst Leutnant hett all lurt
Un set't sich ganz verdreitlich nedder:
„So," seggt hei, „na, nu gift dat wedder
Den ew'gen Schwins- un Hamelbraden.
Ach! Bei der Diamant geladen,
Bei einem solchen Weib zum Küssen,
Un dann von Platen essen müssen!“

Doch ward em bald ganz narsch tau Maud, Dat Eten, dat is wirklich gaud,

-

So hett em dat mendag nich schmeckt;
Un Brad, Pasteten, Js, Konfekt
Un nu noch goar 'ne Buddel Sekt!
Dat is en Eten, as sick hürt,
As sick dat för en Leutnant hürt,
Dei in den blassen Dod marschirt
Un sick tauleht noch regalirt.

Hei frögt den Kierl, ob denn bi Platen
Villicht 'ne Hochtid utrüst't wir,

Oder ob hei wedder döpen laten.
„Ne,“ seggt uns' Jochen, „dat 's von ehr,“
Wo,'
frögt dei Leutnant, „„,ist es
her?""

„Na, von dei Fru von Diamant,
Jk süll mi dat dor glik jo föddern.“
Na, nu denn uns' Herr Leutinant!
Dei ward denn los nu dunnerwettern
Up unsen leiwen Jöching Päsel

Up Jhr un Gasch' und Talj tauschwören,
Hei wir de allergrötste Esel,

Dei up twei Beinen 'rümme leep,
Un wenn hei 't mal taufällig dröp,
Dat jei mit Jöching Veihus-Dören
Inrönnen deden,

Hei, dei Herr Leutnant, würr't nich wehren.
Indessen of so 'n Leutnantszorn
Hett sine Tid, hei towt sick ut,
Un as dei Leutnant ruhig worr'n,
Dunn treat hei sinen Büdel 'rut
Un langt drei Daler d'rut hervör,
Un nimmt s' un röpt: „Komm hier mal her!
Hier sind drei Dhaler. Siehst du, Esel?"
,,,,Woll, zu Befehl,"" seggt Jochen Päsel,
Die nimmst du hier und gehst sogleich
Zu dem Conditor Butterteig
Verstehst du mich auch recht, du Esel?"
„Befehl, Herr Leutnant!"" seggt uns'
Päjel.

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„Da forderst Du Dir eine Torte,
Die schönste, die da ist im Laden,
Und trägst sie nach demselben Orte,
Wo ich zu Mittag war geladen,
Und sagst zur Frau von Diamant;
Du wärst als Esel längst bekannt,
Sie möge gnädigst Dir verzeih'n,
Und wenn die Tort' ihr halb so schmeckte,
Wie mir die Braten und Konfekte,
Die sie so freundlich mir gesandt,
So würd's für mich 'ne Wollust sein.
Hast nun verstanden, dummer Esel?"
,,,Befehl,"" seggt werre Jochen Päjel.

Und Jochen geit un bringt denn nu
Den Kaufen tau de gnedige Fru:
,,Empfehlung von Herrn Leutinant
An gned'ge Fru von Diamant . . . ."
...,Was bringst Du da, mein lieber Sohn ?""
„Und wär als Esel längst bekannt,
Un gned'ge Fru von Diamant . . . ."
,,,,Na, laß nur, laß, ich weiß das schon.'
,,und sollten gnedigst doch verzeihn,
Un einen Kauken is dadrein,
Un sollt for Sie 'ne Wollust sein.“
De gned'ge Fru, de lacht denn sihr:
...Na, sag' dem Herren Leutenant,
Wenn er erst wäre wieder hier,

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Anm. Inladungskoart: Einladungskarte; mit Rechtsch und Linksch: Hazard; weiten: wissen; roart: ge= weint; heites Hard: heißes Herz; ritt: reißt; röpt: ruft; keem: täme; hellschen: höllisch; dörch dei Knewel wringen: durch die Finger ringen; Wif: Weib; täuw: warte; wir: war; drögt: trägt; lurt: gelauert; Platen: Name des Speisewirts; narsch: närrisch; hürt: gehört; döpen: taufen; föddern: fordern; Veihus-Dören; Vieh haus-Thüren; towt: tobt; Kaufen: Kuchen: bestahn: stehen; seihn: gesehen; fülben: selber.

De Koppweihdag'.

„Gu'n Morgen, Herr Apteiker! Seggen S'mal,

Wat is woll gaut vör Koppweihdag'?"

,,,,Min Sähn, dat is de düll’ste Qual,

Dat is'ne niederträcht'ge Plag'.

Na sett Di man en Beten dal.

Du büst woll her ut Frugenmark.“

„Ja, Herr! It dein doar up den Hoff.“

,,,,Na, sünd de Koppweihdag' denn stark?""
„Ja, Herr! Sei maken't goar to grof."
,,,Na, denn kumm her und dauh
Mal ierst din beiden Ogen tau.

Süh! so is't recht! Nu rük mal swinn

All, wat du kannst, in disse Buddel ʼrin.“

De Bengel deit of ganz genau

Wat hei em heit: makt ierst de Ogen tau

Un rükt recht düchtig 'rinner dunn.

Bauz! föllt hei rügglings von dem Staul herun.

As hei nu wedder sik besunn,

Segat de Apteiker:,,,,Sähn, nu sega;

Sünd dine Koppweihdag' nu weg?""

„Ih Herr, von mi is nich de Frag',

Uns' Frölen hett de Koppweihdag'.

Anm. Koppweihdag': Kopfschmerzen; Apteiker: Apotheker; dal: nieder; Frugenmark: Frauenmark, Name

eines Gutes; dein: diene; grof: grob, schlimm; rük: rieche; swinn: geschwind; Frölen: Fräulein.

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Fest-Kantate zur Feier der Vollendung des Kölner Doms.

15. Oftober 1880.

Schwing' dich zum Himmel, du Jubel-
gesang!

Kling' durch die Lüfte, du fröhlicher Klang!
Was vor Jahrhunderten Meister erdacht,
Heut ist's vollendet, heut ist's vollbracht!
Sehet, wie sie stolz sich heben!
Seht, wie sie zum Himmel streben
Pfeiler, Türme, Blätterranken,
Steingeword'ne Gottgedanken!
Hoch bis in das Wolkenreich
Reckt sich auf das Steingezweig !
In dem deutschen heiligen Strom
Spiegelt sich ab der heilige Dom,

Mit den Blumen, Figuren und Bogen
Spiegelt er sich in den blizenden Wogen,
Und auf den Wogen, den schimmenden
Bahnen,

Ziehen die Schiffe mit flatternden Fahnen,
Und in den Gassen da singet und
flingt es,
zum Himmel auf
schwingt es

Und von den Lippen

Hell sich empor
In festlichem Chor:
Was vor Jahrhunderten Meister erdacht,
Heut ist's vollendet, heut ist's vollbracht!

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