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Und zündend Schuß auf Schuß bei Tag und Nacht ! Paris, nun ist dein Hoffen all' vorbei!

Ist nun zu Ende bald die Tyrannei,

Die sinnbethört zur Sklavin dich gemacht?

Schlugst du nun wohl die leßte Rettungsschlacht,
Die dich gelehrt, wie rettungslos sie sei?
Genug der Opfer und der Raserei !

Ist dein Martyrium nun wohl vollbracht?

Wer gönnet nicht auch dir dein Heldenlied?
Wer will es Frankreichs ganzem Volk verwehren?
Ihr seid besiegt, doch sinkt ihr hin mit Ehren!

Und horch, o horch, wie's jezt die Welt durchzieht
Nach all' dem Wintersturm wie Frühlingsahnen!
Auf den Pariser Forts weh'n deutsche Fahnen!

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Doch kann's denn möglich sein? heil'ge Wonnen!
Ist wirklich jest vollbracht der ries'ge Streit?
Rach all' der grausen, blut'gen Winterszeit,
Darf uns des Friedens Frühling neu besonnen?

Der Demut Kleid, 's ist fertig nun gesponnen,
Das Frankreich tragen mag im Büßerleid.
Zur Heimkehr steht das deutsche Heer bereit.
Mit Gott vollbracht ist, was mit Gott begonnen!

Des heil'gen Krieges hehres Trauerspiel,

Zu Ende ging's, des Friedens Vorhang fiel,
Nur Friedenschüsse donnern die Kanonen.

Durch's neue Deutsche Reich nur Glockenklang,
Nur Friedensjubel, hoher Lobgesang,
Und Dankgebete vieler Millionen !

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Zieh', Kaiser, heim mit dem erhabnen Sohne, Mit unserm tiefsten Dank und Herzenssegen! Das Kriegswerk, kaiserlich hast du's vollbracht!

Nun ruh' dich aus auf deinem Friedensthrone, Und sei uns drauf mit gleichem Siegerdegen Des Rechts und Völkerheiles Kaiserwacht!

Zieht heint, ihr Helden alle, kranzumschlungen, Wie harrt auf euch voll Sehnsucht Haus um Haus! Ihr Städte, rüstet euch und schmückt euch aus! Besinnt euch auf der Heimkehr Huldigungen!

Zieht heim, das Herz von heil'gem Stolz durchklungen,
So wohlverdient in diesem Völkerstrauß!

Nach all' der Monde wildem Schlachtgebraus
Zieht heim, von uns'rer Herzen Dank umsungen!

Umarmet eure Eltern, eure Frauen!
An's Herz die langentbehrten Kinder preßt!
O füßt euch satt, laßt süße Thränen tauen!

Die grimme Winterszeit im welschen Kriege
In unserm deutschen Frühling jezt vergeßt!
Doch bis an's Grab gedenket eurer Siege!

Und hörst auch du jezt uns're Jubellieder,
Des Lied vom Deutschen Reich ich fertig sang?
Du, einst von unsrer Einheit Sehnsuchtsdrang
Verkörperter Gedanke schaue nieder!

Der Frühling naht, zu knospen drängt's den Flieder;
In's Blau sich schon die erste Lerche schwang.
Doch uns des Völkerfrühlings Rose sprang;
In sonn'gen Lüften rauscht des Aars Gefieder.

Gesprengt, gelichtet ist der Felsenschacht !
Des Deutschen Reichs versunk'ne Märchenpracht
Stieg draus hervor in lenziger Enthüllung!

Du Lühowjäger mit dem Heldensohn,
Nun lausche deines eignen Liedes Ton,
Und sei're mit das Ostern der Erfüllung!

Nun glättet euch, durchstürmte Lebensfluten,
Und fließt befruchtend in den alten Kreisen!
Pflugschar und Handwerkszeug sei jezt das Eisen,
Mit dem sich fürder Bürgerfleiß mag sputen!

Dall' ihr kriegsentflammten Geistesgluten,
Nun wollt dem Frieden dienstbar euch erweisen!
In hoher Kunst und Wissenschaft Geleisen
Ringt nach dem Sieg des Schönen, Wahren, Guten!

Gewerb' und Handel, hebet neu die Flügel!
Vertrauen, steig' auf's Roß mit goldnem Bügel,
Als Herold reit' einher in unsern Landen!

Und allwärts rufe, schwingend Palmenreiser: Heil, deutsches Volk! Heil dir erhabner Kaiser! Des Friedens neues Reich ist uns erstanden!"

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Robert Reinick.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur. § 65.)

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Und wie es durch die Lande gehet, Da möchte alles Bote sein: Der Nachthauch durch die Wipfel wehet, Die stimmen leise rauschend ein; Und durch den Himmel geht ein Winken, Und auf der Erde nah und fern, Die Ströme heben an zu blinken, Und Stern verkündet es dem Stern.

O Nacht, wo solche Geister wallen Im Mondenschein, auf lauer Luft! O Nacht, wo solche Stimmen schallen Durch lauter reinen Blütendust!

Sommernacht, so reich an Frieden, So reich an stiller Himmelsruh': Wie weit zwei Herzen auch geschieden, Du führest sie einander zu!

Sonntagsfrühe.

Aus den Thälern hör' ich schallen
Glockentöne, Festgesänge,
Helle Sonnenblicke fallen
Durch die dunkeln Buchengänge;
Himmel ist von Glanz umflossen,
Heil'ger Friede rings ergossen.

Durch die Felder still beglücket
Wallen Menschen allerwegen;
Frohen Kindern gleich geschmücket,
Geh'n dem Vater sie entgegen,
Der auf gold'ner Saaten Wogen
Segnend kommt durchs Land gezogen.

Wie so still die Bäche gleiten, Wie so hell die Blumen blinken! Und aus fernen lichten Zeiten Weht ein Grüßen her, ein Winken. Ist's entschwund’ner Kindheit Mahnung? Ist es schön'rer Zukunft Ahnung?

Sonntags am Rhein.

Des Sonntags in der Morgenstund' Wie wandert's sich so schön Am Rhein, wenn rings in weiter Rund' Die Morgenglocken geh'n!

Ein Schifflein zieht auf blauer Flut, Da singt's und jubelt's drein; Du Schifflein, gelt, das fährt sich gut In all' die Lust hinein ?

Vom Dorfe hallet Orgelton,
Es tönt ein frommes Lied,
Andächtig dort die Prozession
Aus der Kapelle zieht.

Und ernst in all' die Herrlichkeit
Die Burg herniederschaut
Und spricht von alter, starker Zeit,
Die auf den Fels gebaut.

Das alles beut der prächt'ge Rhein
An seinem Rebenstrand,
Und spiegelt recht in hellem Schein
Das ganze Vaterland,

Das fromme, treue Vaterland
In seiner vollen Pracht,
Mit Lust und Liedern allerhand
Vom lieben Gott bedacht.

Frühlingsglocken.

Schnee Glöckchen thut läuten!
Was hat das zu bedeuten?

Ei, gar ein lustig Ding;

Der Frühling heut' geboren ward,
Ein Kind der allerschönsten Art ;
Zwar liegt es noch im weißen Bett,
Doch spielt es schon so wundernett.
Drum kommt, ihr Vögel, aus dem Süd
Und bringet neue Lieder mit!

Ihr Quellen all',
Erwacht im Thal;

Was soll das lange Zaudern?
Sollt mit dem Kinde plaudern!

Mai-Glöckchen thut läuten!
Was hat das zu bedeuten?
Frühling ist Bräutigam,

Macht Hochzeit mit der Erde heut'
Mit großer Pracht und Festlichkeit.
Wohlauf denn Nelk' und Tulipan,
Und schwenkt die bunte Hochzeitfahn' !
Du Ros' und Lilie, schmückt euch sein,
Brautjungfern sollt ihr heute sein!

Ihr Schmetterling'
Sollt bunt und flink
Den Hochzeitreigen führen,
Die Vögel musizieren!

Blau-Glöckchen thut läuten!
Was hat das zu bedeuten?
Ach, das ist gar zu schlimm !

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