Die Namen unsrer Väter geh'n den Fremden durch den Mund, Epigramme. Recht und Liebe. Das Recht sagt: Jedem das Seine! Atlas. Atlas, großer, starker Riese, wie wird des Himmels Last dir schwer! Die Liebe trägt dieselbe Bürde und hüpft so selig hin und her. Zwei Reifen. Keine Reis' auf Erden scheint mir so groß und schwer zu sein, Zeit und Mensch. Was heißt das, über die Zeit zu klagen! Das Ziel. Jeder hat ein Ziel vor Augen, dem er nachläuft bis zur Gruft Die schwerste Laft. Nichts ist dem Menschen so schwer zu tragen Der erste Flecken. Wenn du durch den Kot der Straße mußt mit neuen Schuhen geh'n, Lehre und Beispiel. Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu führen: Das geflügelte Wort. Ist das Wort der Lipp' entflohen, du ergreifst es nimmermehr, Der Schneeball. Der Schneeball und das böse Wort, Sie wachsen, wie sie rollen fort: Ein Berg wird's vor des Nachbars Haus. Der rechte Lehrmeißter. Folg' als Jünger nicht dem Lehrer, dessen Saal ist immer voll, Weltluft. Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben : Noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben. Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schoß vergißt. Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdrossen nieder Zu ihrer Werkstatt geht. Er ist mit ihr verbündet Und inniglich vertraut, Und wird von ihr entzündet, Als wär' sie eine Braut. Er sieht ihr alle Tage Mit neuer Liebe zu Bergmannslied. Und scheut nicht Fleiß noch Plage, Sie läßt ihm keine Ruh'. Die mächtigen Geschichten Der längst verfloss'nen Zeit Ist sie ihm zu berichten Mit Freundlichkeit bereit. Der Vorwelt heil'ge Lüfte Umweh'n sein Angesicht, Und in der Nacht der Klüfte Strahlt ihm ein ew'ges Licht. Er trifft auf allen Wegen Ein wohlbekanntes Land, Und gern kommt sie entgegen Den Werken seiner Hand. Jhm folgen die Gewässer Hilfreich den Berg hinauf; Und alle Felsenschlösser Thun ihre Schäß' ihm auf. Er führt des Goldes Ströme In seines Königs Haus, Und schmückt die Diademe Mit edlen Steinen aus. Zwar reicht er treu dem König Den glückbegabten Arm, Doch frägt er nach ihm wenig Und bleibt mit Freuden arm. Sie mögen sich erwürgen Am Fuß um Gut und Geld; Er bleibt auf den Gebirgen Der frohe Herr der Welt. Weinlied. Auf grünen Bergen wird geboren Der Gott, der uns den Himmel bringt, Die Sonne hat ihn sich erkoren, Daß sie mit Flammen ihn durchdringt. Er wird im Lenz mit Lust empfangen, Der zarte Schoß quillt still empor, Und wenn des Herbstes Früchte prangen Springt auch das gold'ne Kind hervor. Sie legen ihn in enge Wiegen Ins unterirdische Geschoß. Er träumt von Festen und von Siegen Und baut sich manches luft'ge Schloß. Es nahe keiner seiner Kammer, Wenn er sich ungeduldig drängt Und jedes Band und jede Klammer Mit jugendlichen Kräften sprengt. Denn unsichtbare Wächter stellen, So lang' er träumt, sich um ihn her; Und wer betritt die heil'gen Schwellen, Den trifft ihr luftumwund'ner Speer. So wie die Schwingen sich entfalten, Läßt er die lichten Augen seh'n, Läßt ruhig seine Priester schalten Und kommt heraus, wenn sie ihm fleh'n. Aus seiner Wiege dunklem Schoße Erscheint er im Krystallgewand; Verschwiegner Eintracht volle Rose Trägt er bedeutend in der Hand. Und überall um ihn versammeln Sich seine Jünger hocherfreut; Und tausend frohe Zungen stammeln Ihm ihre Lieb' und Dankbarkeit. Er sprißt in ungezählten Strahlen Sein inn'res Leben in die Welt, Die Liebe nippt aus seinen Schalen und bleibt ihm ewig zugesellt. Er nahm als Geist der goldnen Zeiten Von jeher sich des Dichters an, Der immer seine Lieblichkeiten In trunknen Liedern aufgethan. Er gab ihm, seine Treu zu ehren, Ein Recht auf jeden hübschen Mund, Und daß es keine darf ihm wehren, Macht Gott durch ihn es allen kund. Wenn ich ihn nur habe. Wenn mein Herz bis hin zum Grabe Fühle nichts, als Andacht, Lieb' und Freude. Wenn ich ihn nur habe, Folg' an meinem Wanderstabe Breite, lichte, volle Straßen wandern. Wenn ich ihn nur habe, Seines Herzens Flut mir sein, Alles wird erweichen und durchdringen. Wenn ich ihn nur habe, Hab' ich auch die Welt; Selig, wie ein Himmelsknabe, Kann mir vor dem Zrdischen nicht grauen. Wo ich ihn nur habe, Und es fällt mir jede Gabe Find' ich nun in seinen Jüngern wieder. Wenn alle untreu werden. Wenn alle untreu werden, Für mich umfing dich Leiden, Oft muß ich bitter weinen, Du stehst voll treuer Liebe Ich habe dich empfunden, Wer einsam sitt in seiner Wer einsam sigt in seiner Kammer Wer in das Bild vergangner Zeiten Es ist, als lägen Wunderschäze Die Zukunft liegt in öder Dürre Entseßlich lang und bang vor ihm, Er schweift umher, allein und irre, Und sucht sich selbst mit Ungestüm. Ich fall' ihm weinend in die Arme : Auch mir war einst, wie dir zu Mut, Doch ich genaß von meinem Harme Und weiß nun, wo man ewig ruht. Dich muß, wie mich, ein Wesen trösten, Das innig liebte, litt und starb; Das selbst für die, die ihm am wehsten Gethan, mit tausend Freuden starb. Er starb, und dennoch alle Tage Vernimmst du seine Lieb' und ihn, Und kannst getrost in jeder Lage Ihn zärtlich in die Arme zieh'n. Mit ihm kommt neues Blut und Leben In dein erstorbenes Gebein; Und wenn du ihm dein Herz gegeben, So ist auch seines ewig dein! Was du verlorst, hat er gefunden'; Du triffst bei ihm, was du geliebt : Und ewig bleibt mit dir verbunden, Was seine Hand dir wiedergiebt. Unter tausend frohen Stunden. Meine Welt war mir zerbrochen, Da ich so im Stillen krankte, Ewig weint' und weg verlangte Und nur blieb vor Angst und Wahn, Ward mir plöglich, wie von oben, Weg des Grabes Stein geschoben, Und mein Inn'res aufgethan. |