Nur nach dem Höchsten hast du stets gestrebt, Dich nur des Würdigsten beslissen Und als ein reiner Mensch gelebt, Bis dich dein Engel dieser Welt entrissen. Nie prunktest du mit leerem Ruhme, Nie mit der Eitelkeiten Wahn; Hat sich dein Gott dir kund gethan. Da sang dein herrlich Lied die große Weltversöhnung Es sang, voll Vaterlands, die deutsche Heldenkrönung, Es sang der Freundschaft Glück, der Liebe Götterwonnen, Wir geh'n mit kurzer Lust und vielen bittern Schmerzen Der ernsten Stunde zu, die uns dereinst verklärt ! Nur der hat wohl gelebt, wer in dem eignen Herzen Schon hier den Himmel fand, den jene Welt gewährt! Leb' wohl, du heil'ges Grab! Lebt wohl, ihr stillen Hügel! Die Blume winkt mir zu, es flüstert durch das Laub. Ihr Schläfer, schlummert sanft! Die Zeit schwingt ihre Flügel, Und mein beklommnes Herz ist bald, wie eure, Staub! Gebet der Kinder Du hast deine Säulen dir aufgebaut Deine ewig herrliche Gottesmacht Vater Unser, der du bist im Und liebevoll dein Auge schaut, Laß Aehren reifen im Sonnenstrahl ! heute! Der du, von reinen Geistern umgeben, und vergieb uns unsre Schuld, Herr! Herr! unsre Zuversicht! Wir hoffen, wir warten auf Morgenrot, Und dein ist das Reich Und die Kraft und die Herrlichkeit In Ewigkeit! Amen! Schweigend, in der Abenddämmrung Schleier, Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; Nur daß hier, im alternden Gemäuer, Melancholisch noch ein Heimchen zirpt; Stille sinkt aus unbewölkten Lüften, Langsam zieh'n die Herden von den Triften, Und der müde Landmann eilt zur Ruh' Hier auf diesen waldumkränzten Höhen, Unter Trümmern der Vergangenheit, Wo der Vorwelt Schauer mich umwehen, Sei dies Lied, o Wehmut dir geweiht! Trauernd dent' ich, was vor grauen Jahren Diese morschen Ueberreste waren : Ein betürmtes Schloß, voll Majestät Dort, wo um des Pfeilers dunkle Trümmer Traurig flüsternd sich der Epheu schlingt, Und der Abendröte trüber Schimmer Durch den öden Raum der Fenster blinkt, Segneten vielleicht des Vaters Thränen Einst den edelsten von Deutschlands Söhnen, Dessen Herz, der Ehrbegierde voll, Heiß dem nahen Kampf entgegenschwoll. Zeuch in Frieden, sprach der greise Krieger! Ihn umgürtend mit dem Heldenschwert; Kehre nimmer, oder kehr' als Sieger, Sei des Namens deiner Väter wert! Und des edlen Jünglings Auge sprühte Todesflammen; seine Wange glühte Gleich dem aufgeblühten Rosenhain Die Kinderjahre. Die Pappelweide zittert Die Laube traulich winkt, Und mit geflochtnem Pförtchen, Das auf den Weiher sieht, Ein ländlich stilles Gärtchen Die Halmenhütt' umblüht. Vom Opfer des Atriden, Im goldnen Opernjaal, Eilt' ich zu deinem Frieden, Umbüschtes Rhonethal! Nach Einsamkeit nur schmachtend Wähl' ich die Gartenthür', Der Landschaft Reiz betrachtend, Zur Opernloge mir. Dies Dach mit dunklem Moose, Dies frische Rebengrün, Dies Beet, wo Malv' und Rose Und Nachtviole blüh'n; Die unbeschorne Hecke, Der Hopfenranke Weh'n; Der Hof, wo Bienenstöcke Im Fliederschatten steh'n; Der Brunnenröhre Rauschen, Die Scheu'r am Hajelzaun, Wo Täubchen Küsse tauschen, Und treue Schwalben bau'n: Dies alles zaubert, milder Als Abendsonnenblick, Die rosenfarbnen Bilder Der Kindheit mir zurück, Du deren goldnem Stabe Die Nebelsäule weicht, Die aus dem dunklen Grabe Geschied'ner Jahre steigt: Phantasie! erhelle Der ersten Pfade Spur Und jede Blumenstelle Der väterlichen Flur. Ich seh' des Dorfes Weiden, Den ersten Schmerz empfand; Den Hag, wo Nachbars Lotte Von Tannenborke schwamm; Die Au, wo ich am Bache Mir Zweigpaläste wob, Wo der papierne Drache Sich in die Lüft' erhob; Die Sträuche, wo die Schlinge Mein leichter Strohhut flog; Das Rohrdach, dessen Nester Ich ritterlich versocht; Das Beet, wo, frisch wie Hebe, Levkoj' und Nelke band; Ich seh' des Kirchhofs Bäume, Der Gräber hohes Gras, Wo ich so oft die Reime Der Leichensteine las; |