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Und hast du heut gefehlet, O schaue nicht zurück; Empfinde dich beseelet Von freier Gnade Glück! Auch des Verirrten denket Der Hirt auf hoher Wacht Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht!

Nun steh'n im Himmelskreise Die Stern' in Majestät; In gleichem festen Gleise Der gold'ne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket Er deinen Pfad durch Nacht Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht!

Sonntagsstille.**)

Laß sinken mich in dein Erbarmen,
O Herr, so mild noch im Gericht!
Verstießest du doch uns, die Armen,
Ganz aus dem Paradiese nicht.
Wohl galt's die Jugendheimat meiden
Und sich mit Knechtesarbeit müh'n,
Doch ließest du in bangen Leiden
Am Sabbath uns noch Eden blüh'n.

Wie in des ersten Tages Glanze,
Geboren aus dem Schoß des Nichts,
Die Erde hold im Jugendkranze
Sich sonnte in dem Strahl des Lichts:
Wie sie sein Auge da beglückte
Und alles war vollkommen gut,
So schön, daß es dich selbst entzückte
Denn ach, noch floß nicht Abels Blut:

So haftete von jener Wonne
Ein Abglanz noch auf diesem Tag:
Stillfriedlich in der Abendsonne
Liegt noch die Flur, wie dort sie lag,
Der Berge altergrauer Rücken
Borgt von dem Abendsonnengold
Ein trunken Rot, um sich zu schmücken
Mit Jugendblüte, frisch und hold.

Der Friede Gottes waltet! Heute
Hörst du den Schmerzlaut nicht des Tiers,
Nicht flieht das bange Wild die Meute,
Es fiel das Joch vom Hals des Stiers.

Die Vöglein leis und feiernd schlagen,
So seltsam spielt der Abendwind,
Als wollt' er ein Geheimnis sagen
Von ew'ger Huld dem Gotteskind.

Und wie Natur in frommer Feier
Geschloss'nen Auges betend steht,
So von dem Erdenstaube freier
Ruht auch die Seele im Gebet.
Ein Frieden ist in sie ergossen,

Sie fühlt' von Schuld und Gram sich rein,
Die Zukunft ist ihr weit erschlossen
Und liegt in morgenrotem Schein.

Ich weiß, noch wird ein Sabbath kommen,
Nach dem des Glaubens Sehnsucht ringt,
Nach dem in Demut schau'n die Frommen,
Der ganz uns Eden wieder bringt.
Wann erst der lezte aller Heiden
Als Bruder an das Herz uns fällt,
Wenn wir die leßte Garbe schneiden,
Dann ist vollbracht das Werk der Welt.

Noch eine Ruhe soll dir werden,
Volk des Herrn! sie ist nicht fern,
Denn schon erglänzt auf weiter Erden
Das Kreuz als ew'ger Morgenstern.

Getrost, getrost ! bald ist verronnen
Der Weltenwoche Sturmeslauf:
Im Osten graut mit hellern Sonnen
Der Weltensabbath schon herauf.

Nacht in Rom.

Ringsum auf allen Plägen
Schläft unbewegt die Nacht,
Am blauen Himmel wandelt
Der Mond in voller Pracht.

So totenstill sind beide,
Das alt' und neue Rom,
Und selbst ihr Riesenwächter
Nickt ein, Sankt Peters Dom.

Nur wundersam noch rauschen
Die Brunnen nah und fern,
Die halten wach die Seele,
Die selbst entschliefe gern.

Die spülen aus dem Herzen
Leise das alte Leid;
Im blauen Mondlicht dämmert
Weit fort die alte Zeit.

Die Auswanderer des Ahrthals.
So wollt ihr fort? O feht im Abendbrande
Die ernsten Felsenstirnen mild erglüh’n!
Schaut diesen weiten Blick in lichte Lande
Vom Fels herab aus dunklem Rebengrün!

Lockt euch nicht mehr des Herbstes würz'ger Segen,
Der purpurn in die Tonnen niederrinnt?

Nicht mehr das Lied, das rings auf schroffen Stegen
Um Burgentrümmer seinen Eppich spinnt?

Hält euch nicht fest des Dorfes duft'ge Linde,

Die schon der Väter Lust und Liebe sah,

Wo euch beim Flußgeräusch im Abendwinde
Von eurem Schaß der erste Gruß geschah?

Ihr wollt nicht mehr vom Wald den Maibaum bringen
Und mit den Dirnen, die nach altem Brauch

Am Maifest ihr erkauft, im Tanz euch schwingen?

Ach, Bräuche sterben mit der Heimat auch!

Und doch, was schelt' ich? Die Natur nur fehlte,

Als sie einst dichtend formte diese Höh'n
Und nicht die Fülle mit dem Reiz vermählte;
Denn ach, dies Land, sie schuf es allzuschön!
Sie gab den Geist euch in des Weines Gabe,
Doch Korn und Weizen maß sie euch zu klein
Nun darbet ihr in eurer eig'nen Habe,

Und nicht für euch mehr zieht ihr euren Wein!

So geht in Frieden denn und nehmt den Segen
Des Dichters, den das Vaterland noch hält!
Nicht zagt mein Herz um euch! ihr tragt entgegen
Gesparte Kraft dem Werk der neuen Welt.

Zieh' hin, o Greis! wenn schon dein Haupt sich lichtet,
Die Faust ist fest noch und von Arbeit stark;
Bis du den Kindern hast ein Haus errichtet,
Vertrocknet dir noch nicht im Arm das Mark.

Du Rotkopf, der auf schneebedeckten Fluren
So scharf die Fährte sieht beim Otterfang,
Leicht witterst du im feuchten Gras die Spuren,
Die dir verraten einer Rothaut Gang.
Den Fuchs zu fangen kennst du jede Finte,
Und wohl zu messen weißt du Kraut und Lot;
Nicht beben wird in deiner Hand die Flinte,
Wenn dort das Horn des Bisons dich bedroht.

Das weiße Tuch ums braune Haar geschlagen,
Mit Wangen rot, mit Augen deutsch und blau,
Du munt'res Mädchen willst den Zug auch wagen?
Die weiße Haut nur hüte dir genau!

Arm fährst du aus des Vaterlandes Hafen,
Dort giebt dein Blut schon Adel dir und Stand;
Vielleicht gebeutst du selbst noch über Sklaven
An eines Pflanzers arbeitharter Hand.

Auch manche Thräne wird die Täuschung kosten!
Der Hauch der Freiheit ist wie Märzluft scharf;
Schwer pflanzen sich der neuen Hütte Pfosten,
Und jeder wird euch nehmen, was er darf.
Doch euch wird auch die neue Freiheit stärken,
Ihr werdet rasch ergreifen euer Recht;
An euern Kindern werdet bald ihr merken,
Wie klug und stark erwächst ein frei Geschlecht!

Ohaftet an der mütterlichen Erde,
Die dort aus unerschöpftem Schoß euch speist!
Seid treu dem Pflug und der geliebten Herde,
Seid treu der Heimat traulich stillem Geist!
Bleibt fern von Bostons lautem Weltmarkttosen
Und von des Yankee kalter Gierigkeit !
Bleibt rein vom nicht'gen Hochmut des Franzosen,
Von des Kreolen träger Lüsternheit!

So zieht denn hin mit eurem kargen Gute,
Ein Einzelkorn in jener Völkersaat !
Und wenn in Zukunft aus gemischtem Blute
Ein einig Volk wird, eins in Sinn und That,
Dann gebt hinzu die keusche deutsche Ehre,
Dann haltet fest den redlich deutschen Mut,
Mit frommem Sinne pflegt des Geist's Altäre
Und weckt im kalten Volk der Künste Glut!

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