Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch, Lieblichen Wiesen und Uferweiden. Die Heimat. Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom, Jhr teuern Ufer, die mich erzogen einst, Komme, die Ruhe noch einmal wieder? Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, Die mich behüteten einst, der Heimat Verehrte sich're Grenzen, der Mutter Haus, Begrüß' ich bald, und ihr umschließt mich, Rückkehr in die Heimat.*) 1801. Ihr milden Lüfte, Boten Italiens, Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom! Sonnigen Gipfel! so seid ihr's wieder? Du stiller Ort! in Träumen erschienst du fern, Wie lang' ist's, o wie lange! des Kindes Ruh' *) Leimbach III, 52. Duldendes, siehe, du bist geblieben! Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir Und wenn im heißen Busen dem Jünglinge Lebt wohl denn, Jugendtage, du Rosenpfad Der Wanderer.*) Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren Bäche stürzten hier nicht in melodischem Fall vom Gebirge, Durch das blühende Thal schlingend den silbernen Strom, Aengstig und eilend flohn wandernde Störche vorbei. Aber ich hatte dich einst göttlicher, schöner gesehn. Ach! nicht schlang um die Erde den wärmenden Arm der Olymp hier Hier bewegt' er ihr nicht mit dem Sonnenblicke den Busen, Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit. *) Leimbach III, 55. Deine gesparte Kraft flammt auf in üppigem Frühling, Rasen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord. Und das strebende Herz besänftigen mir die vertrauten Friedlichen Bäume, die einst mich in den Armen gewiegt, Und das heilige Grün, der Zeuge des ewigen, schönen Lebens der Welt, es erfrischt, wandelt zum Jüngling mich um. Alt bin ich geworden indes, mich bleichte der Eispol, Und im Feuer des Süds fielen die Locken mir aus. Kränze von Zweigen und Moos kühlen ihr sonniges Haupt. Aber unten im Thal, wo die Blume sich nährt von der Quelle, Still ist's hier; kaum rauscht von fern die geschäftige Mühle, Und vom Berge herab knarrt das gefesselte Rad. Lieblich tönt die gehämmerte Sens' und die Stimme des Landmanns, Der am Pfluge dem Stier, lenkend, die Schritte gebeut, Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sigt mit dem Söhnlein, Das die Sonne des Mai's schmeichelt in lächelnden Schlaf. Aber drüben am See, wo die Ulme das alternde Hofthor Uebergrünt und den Zaun wilder Holunder umblüht, Da umfängt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel, Wo mit den Pflanzen mich einst liebend mein Vater erzog, Wo ich froh, wie das Eichhorn, spielt' auf den lispelnden Aesten, Oder ins duftende Heu träumend die Stirne verbarg. Heimatliche Natur! wie bist du treu mir geglieben! Zärtlichpflegend, wie einst, nimmst du den Flüchtling noch auf. Noch gedeih'n die Pfirsiche mir, noch wachsen gefällig Mir an's Fenster, wie sonst, köstliche Trauben herauf. Lockend röten sich noch die süßen Früchte des Kirschbaums, Feuer trink' ich und Geist aus deinem freudigen Kelche, Schläfrig lässest du nicht werden mein alterndes Haupt. Friedlich zu werden und froh unter den Blumen zu ruhn. An die Natur. Da ich noch um deinen Schleier spielte, Noch an dir wie eine Blüte hing, Noch dein Herz in jedem Laute fühlte, Der mein zärtlich bebend Herz umfing, Da ich noch mit Glauben und mit Sehnen Reich, wie du, vor deinem Bilde stand, Eine Stelle noch für meine Thränen, Eine Welt für meine Liebe fand, Da zur Sonne noch mein Herz sich wandte, Als vernähme seine Töne sie, Und die Sterne seine Brüder nannte Und den Frühling Gottes Melodie, Da im Hauche, der den Hain bewegte, Noch dein Geist, dein Geist der Freude sich In des Herzens stiller Welle regte, Da umfingen gold'ne Tage mich. Oft verlor ich da mit trunk'nen Thränen Liebend, wie nach langer Jrre sich In den Ocean die Ströme sehnen, Schöne Welt, in deiner Fülle mich; Ach! da stürzt' ich mit den Wesen allen Freudig aus der Einsamkeit der Zeit, Wie ein Pilger in des Vaters Hallen, In die Arme der Unendlichkeit. Seid gesegnet, gold'ne Kinderträume, Ihr verbargt des Lebens Armut mir, Ihr erzogt des Herzens gute Keime, Was ich nie erringe, schenktet ihr! O Natur! an deiner Schönheit Lichte, Ohne Müh' und Zwang entfalteten! Sich der Liebe königliche Früchte, Wie die Ernten in Arkadien. Tot ist nun, die mich erzog und stillte, Tot ist nun die jugendliche Welt, Diese Brust, die einst ein Himmel füllte, Tot und dürftig, wie ein Stoppelfeld; Ach! es singt der Frühling meinen Sorgen Noch, wie einst, ein freundlich tröstend Lied, Aber hin ist meines Lebens Morgen, Meines Herzens Frühling ist verblüht. Ewig muß die liebste Liebe darben, Was wir lieben, ist ein Schatten nur, Da der Jugend gold'ne Träume starben, Starb für mich die freundliche Natur; Das erfuhrst du nicht in frohen Tagen, Daß so ferne dir die Heimat liegt, Armes Herz, du wirst sie nie erfragen, Wenn dir nicht ein Traum von ihr genügt. |