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Wer an Valerius und Cicero,
Lukrez und Silius, Quintilian,
Sallust und Ammian, Manilius
Und Columella sich erfreut; der sage
Sankt Gall und Mang und allen Schotten
Dank,

Die scotice mit altem Bardenfleiß,
Die Bücher schrieben nnd bewahreten.
Es lebe Benedictus und Sankt Maur,
Und wer uns je was Schönes aufbewahrt

Der Helden Fußtritt ist mit Blut gefärbt Bekehrungskolonieen gehen oft In Staatslist über. Gute Galen, Euch, Die bis gen Lappland, bis zur Lombardei Die Völker lehrten, Bücher sicherten, Nachkommen Euch des menschlichsten der

Helden,

Des menschlichsten der Sänger, Ruhm und Dank!

Der Tapfere.*)

Ein böses Heldentum, wenn gegen Mensch
Der Mensch zu Felde zieht. Er dürstet nicht
Nach seinem Blut, das er nicht trinken kann;
Er will sein Fleisch nicht essen; aber ihn
Zerhau'n, zerhacken will er, töten ihn!
Aus Rache? Nicht aus Rache: denn er kennt
Den andern nicht und liebet ihn vielleicht,
Auch nicht sein Vaterland zu retten, zog
Er fernen Landes her. Ein Machtgebot
Hat ihn hierher geführet; roher Sinn,
Die Raubsucht, Sucht nach höh’rer Sklaverei.
Von Wein und Branntwein glühend, schießt
er, sticht

Und haut und mordet weiß nicht, wen?
Warum? wozu? bis beide Helden dann,
Verbannt ins Schloß der Unbarmherzigkeit,
Ein Krankenhaus, mit andern Hunderten
Da liegen ächzend; und sobald den Krieg
Not und Hunger endet, alle dann
Als Mörder - Krüppel durch die Staßen
zieh'n
Und betteln. Ach, sie mordeten um Sold,
Gedung'ne Helden aus Tradition.

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Zermalmet muß Das Weizenkorn doch einmal werden, sei's Wodurch es will, zur künft'gen neuen Frucht.“

Der Pöbel rief: hinweg mit ihm! Er ist Der Christenvater; Feuer! Feuer her!" Sie trugen Holz zusammen und mit Wut Ward er ergriffen.

„Freunde,“ sprach er, „hier Bedarfs der Bande nicht. Wer dieser Flamme Mich würdigte, der wird mir Mut verleih'n.“

Und legte still den Mantel ab und band Die Sohlen seiner Füße los und stieg Hinauf zum Scheiterhaufen.

Plößlich schlug Die Flamm' empor, umwehend ringsum ihn Gleich einem Segel, das ihn kühlete, Gleich einem glänzenden Gewölbe, das Den Edelstein in seine Mitte nahm Und schöner ihn verklärte; bis ergrimmt Ihm eine freche Faust das Herz durchstieß. Er sant; es floß sein Blut; die Flamm'erlosch; Und eine weiße Taube flog empor.

* *

Du lachst der weißen Taube? Soll einmal Ein Geier dir, dem Sterbenden, die Brust Durchbohren? Dem Gestorbenen das Aug' Ein Rab' ausbacken? Aus der Asche sich Molch oder Natter winden? - Spotte nicht Des Bildes, das die Sage sich erschuf: Nur Einfalt, Unschuld giebt im Tode Mut. X

Erlkönigs Tochter.*) Dänisch (Stimmen der Völker). Herr Oluf reitet spät und weit,

Zu bieten auf seine Hochzeitsleut'; Da tanzen die Elfen auf grünem Land, Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand. ,,Willkommen, Herr Oluf, was eilst von hier?

Tritt her in den Reihen und tanz' mit mir!" Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, Frühmorgen ist mein Hochzeitstag. „Hör' an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir, Zween goldne Sporen schenk' ich dir. „Ein Hemd von Seide so weiß und sein,

Meine Mutter bleicht's mit Mondenschein.“
Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.
„Hör' an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk' ich dir.“
Einen Haufen Goldes nähm' ich wohl;
Doch tanzen ich nicht darf noch soll.
Und willt Herr Oluf nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch' und Krankheit folgen dir."
Eie that einen Schlag ihm auf sein Herz,
Noch nimmer fühlt' er solchen Schmerz,
Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd:

Reit' heim nun zu dein'm Fräulein wert!"
Und als er kam vor Hauses Thür,

Seine Mutter zitternd stand dafür.
„Hör' an, mein Sohn, jag' an mir gleich,
Wie ist dein' Farbe blaß und bleich?“
Und sollt' sie nicht sein blaß und bleich?
Ich traf in Erlenkönigs Reich.
„Hör' an, mein Sohn, so lieb und traut,
Was soll ich nun sagen deiner Braut?"
Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund',

Zu proben da mein Pferd und Hund.
Frühmorgen und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitsschar,
Sie schenkten Met, sie schenkten Wein:

, Wo ist Herr Oluf, der Bräut’gam mein?“ Herr Oluf, er ritt' in Wald zur Stund', Er probt allda sein Pferd und Hund.“Die Braut hob auf den Scharloch rot, Da lag Herr Oluf, und er war tot.

Röschen auf der Heide. (Stimmen der Völker.)

Es sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden:

Sah, es war so frisch und schön,
Und blieb stehn es anzusehn,
Und stand in süßen Freuden:

Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden!

Der Knabe sprach: ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Daß ich's nicht will leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Doch der wilde Knabe brach
Das Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Aber er vergaß darnach
Beim Genuß das Leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot.
Röslein auf der Heiden.

Aennchen von Tharau.

Nach Simon Dach (Stimmen der Völker).

Kennchen von Tharau ist, die mir gefällt,
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Aennchen von Tharau hat wieder ihr Herz
Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz;
Aennchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut!
Du, meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
Wir sind gesinnt, bei einander zu stahn:
Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.

Aennchen von Tharau, mein Licht und mein' Sonn'!

Mein Leben schließ' ich um deines herum!

Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
Hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt;
So wird die Lieb' in uns mächtig und groß
Nach manchen Leiden und traurigem Los.)
Aennchen von Tharau, mein Licht und mein' Sonn'!
Du, meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
Lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt;
Ich will dir folgen durch Wälder und Meer,
Eisen und Herter und feindliches Heer!

Aennchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut ! -
Mein Leben schließ' ich um deines herum!

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Georg Herwegh.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 65 Anm.)

Der Gang um Mitternacht.

Ich schreite mit dem Geist der Mitternacht Die weiten stillen Straßen auf und nieder

Wie hastig ward geweint hier und gelacht

Vor einer Stunde noch! . . . Nun träumt man wieder.

Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt,

Die tollsten Becher hörten auf zu schäumen.

Es zog der Kummer mit der Sonne fort,

Die Welt ist müde laßt sie, laßt sie träumen!

Wie all mein Haß und Groll in Scherben bricht,

Wenn ausgerungen eines Tages Wetter,
Der Mond ergießet sein versöhnend Licht,
Und wär's auch über welke Rosenblätter!
Leicht wie ein Ton, unhörbar wie ein Stern,
Fliegt meine Seele um in diesen Räumen;
Wie in sich selbst, versenkte sie sich gern
In aller Menschen tiefgeheimstes Träumen

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