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Du sehnst dich weit hinaus zu wandern,
Bereitest dich zu raschem Flug;

Dir selbst sei treu und treu den andern,
Dann ist die Enge weit genug.

Was verkürzt die Zeit?
Thätigkeit.

Was macht sie unerträglich lang?
Müssiggang.

Was bringt in Schulden?

Harren und Dulden.

Was macht gewinnen?

Nicht lange besinnen.

Was bringt zu Ehren?

Sich wehren. (Westöstlicher Divan 1819.)

Will ich die Blumen des frühen, die Früchte des späteren Jahres,
Will ich, was reizt und entzückt, will ich, was jättigt und nährt,
Will ich den Himmel, die Erde mit einem Namen begreifen,
Nenn' ich,Sakuntala, Dich und so ist alles gesagt.

Martin Greif.*)

(Geschichte der deutschen National-Litteratur, § 65.)

An Deutschland.

1870.

Sei gegrüßt, Du Heldenwiege,
Land der Milde, Land der Kraft!
Stets erringe neue Siege,

So im Frieden, so im Kriege,

Durch den Geist, der in Dir schafft!

Ehre Deinem greisen Helden,
Den des Reiches Wille kürt,

Der, gestärkt vom Herrn der Welten,
Treu' mit Treue zu vergelten,
Hohen Sinns das Scepter führt!

Deine Fürsten, wohlberaten,
Ruh'n im Schirme seiner Hand,
Und sie segnen seine Thaten,
Wenn sie über reiche Saaten
Schauen in ihr glücklich Land.

Wohl ergeh' es Deinen Stämmen,
Die ihr freies Feld bebau'n
Von der Alpen wilden Kämmen
Zu der Marschen legten Dämmen,
Gott mit allen deutschen Gau'n!

Er behüte Deine Masten,
Die auf schwanker Woge geh'n!
Wo die fernsten Schiffe rasten,
Einzutauschen fremde Lasten,
Laß auch Deine Wimpel weh'n!

Ruhm bedecke Deine Heere,
Deiner Marken truß'gen Wall!
Hort des Friedens, Hort der Ehre,
Durch die Länder, durch die Meere
Gehe Deines Namens Schall!

Abendlied.

Schallendes Hämmern Tief unten im Thal, Streitendes Hämmern Mit sterbendem Strahl.

Nahe wie ferne

Der Glocken Geläut,

Leuchtende Sterne
Am Himmel zerstreut,

Frieden und Schlummer, Ihr kehret nun ein, Scheuchet den Kummer

Und löset die Pein.

*) Karl Leimbach, die deutschen Dichter der Neuzeit und Gegenwart II, 462. 977.

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Ja knieen will ich, Vergangenheit, Vor deinen Gebilden aus Stein, Der nackt die ernste Schönheit beut, Verachtend des Reizes Schein.

Ihn lassend der frömmelnden Enkelwelt, Die, von Gleisnersinn erfüllt, Die Lüsternheit zu ergänzen quält, Was der schlaue Bildner verhüllt.

Und lernen will ich auf deinen Laut, Was der Mensch bewirkt und erschafft, Wenn er dem Gott im Busen vertraut Und der gegebenen Kraft.

Dann kehr' ich heim mit stolzem Sinn Und schaff' in gesättigter Ruh', Was jung soll sein, wie ich es bin, Und alt soll werden, wie du.

Die Ruinen des Campo Vaccino.

1819.

Seid gegrüßt, ihr heil'gen Trümmer,
Auch als Trümmer mir gegrüßt,
Obgleich nur noch Mondesschimmer
Einer Sonn', die nicht mehr ist!
Nennt euch mir, ich will euch kennen,
Ich will wissen, was ihr war't!
Was ihr seid, braucht's nicht zu nennen,
Da die Schmach euch gleich gepaart.

Eintrachtstempel! du der erste,
Der sich meinem Blick enthüllt!
Deine lezte Säule berste,
Schlecht hast du dein Amt erfüllt!
Solltest deine Brüder hüten,
Warst als Wächter hingeseßt,
Und du ließest Zwietracht wüten,
Die sie fällt und dich zuleßt.

Jupiter, aus deinem Tempel,
Stator, der zu steh'n gebeut,
Brich des Schweigens Stlavenstempel,
Heiß' sie steh'n, die neue Zeit,
Doch umsonst ist hier dein Walten,
Du stehst selber nur mit Müh':
Unaushaltsam geh'n die Alten
Und das Neue über sie.

Warum in dies Feld der Leichen Jit, Septimius Sever,

*) Konstantin.

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