Ich hör' es wohl, es rufen die Partei'n: „Komm' her, und woll' uns endlich angehören; Der rüst'ge Harfner sei zu unsern Chören, Und schling' als Kranz dein Lied um unsern Wein!" Mein ewig Echo bleibt ein ruhig: Nein, Dem Wandrer bin ich gleich am Felsenhang, Doch rühr' ich fromm die Saiten, wie ich schreite, An König Wilhelm. Mit festlich tiefem Frühgeläute Das Banner, das in jenen Tagen Schon ragt bis zu des Maines Borden Im engen Bett schlich unser Leben Nun weht von Türmen, flaggt von Masten *) Gude IV, 375. Drum Heil mit Dir und Deinem Throne! Kriegslied.*) 1870. Empor, mein Volk! Das Schwert zur Hand, Der Erbfeind beut Dir Schmach und Spott, Dein Haus in Frieden auszubau’n, Wir träumen nicht von raschem Sieg, Schon läßt er klar bei Tag und Nacht Von Stamm zu Stamme lodert's fort, Voran denn, kühner Preußenaar, Voran durch Schlacht und Grausen! Wie Sturmwind schwellt dein Flügelpaar Vom Himmel her ein Brausen; Das ist des alten Blüchers Geist, Der dir die rechte Straße weist. Vorwärts! Flieg, Adler, flieg! Wir stürmen nach, Ein einig Volk in Waffen, Wir stürmen nach, ob tausendfach Des Todes Pforten klaffen. Und fallen wir: flieg, Adler, flieg! Aus uns'rem Blute wächst der Sieg. Vorwärts! Das Lied vom deutschen Kaiser. Durch tiefe Nacht ein Brausen zieht Und beugt die knospenden Reiser, Im Winde klingt ein altes Lied, Das Lied vom deutschen Kaiser. Mein Sinn ist wild, mein Sinn ist schwer, Ich kann nicht lassen vom Lauschen, Es klingt, als zög' in den Wolken ein Heer, Es klingt wie Adlers Rauschen. Viel tausend Herzen sind entfacht, Sie harren wie das meine, Auf allen Bergen halten sie Wacht, Ob rot der Tag erscheine. Deutschland, die schön geschmückte Braut, Schon schläft sie leis und leiser. Nun weckst Du sie mit Drommeten laut, 1 Nun führst Du sie heim, mein Kaiser! Christian Fürchtegott Gellert.*) (Geschichte der deutschen National-Litteratur. § 44.) Die Geschichte von dem Hute.**) Der erste, der mit kluger Hand Er starb und ließ bei seinem Sterben Der Erbe weiß den runden Hut A Das Volk bleibt vor Verwund'rung steh'n, Der Erbe nimmt den Hut und schmält. Er, er Er starb, und ließ bei seinem Sterben Den dreifach spißen Hut dem Erben. Der Hut war freilich nicht mehr rein; Doch sagt, wie konnt' es anders sein? Gellerts Fabeln u. Erzählungen, mit Einleitung herausgegeben von Karl Biedermann, Leipzig 1871. **) Göinger I, 99. der gesehen hat. Ein weißer Hut ließ lächerlich! ¡. Schwarz, Brüder, schwarz! so schickt es sich. Er starb, und ließ bei seinem Sterben Den schwarzen Hut dem nächsten Erben. rein; th Der Erbe trägt ihn in sein Haus Und sieht, er ist sehr abgetragen, Er sinnt und sinnt das Kunststück aus, Ihn über einen Stod zu schlagen. Durch heiße Bürsten wird Er faßt ihn gar mit echuiten ei. Nun geht er aus, und alle schreien Was jeh'n wir? Sind es Zaubereien? Ein neuer Hut! O, glücklich Land, Wo Wahn und Finsternis verschwinden! Mehr kann kein Sterblicher erfinden, Als dieser große Geist erfand. Er starb, und ließ bei seinem Sterben Den umgewandten Hut dem Erben. Erfindung macht die Künstler groß Und bei der Nachwelt unvergessen; Der Erhe reißt die Schnüre los, Umzieht den Hut mit gold'nen Treffen, Berherrlicht ihn durch einen Knopf, Und drückt ihn seitwärts auf den Ihn sieht das Volk, und taumelk vor Verz gnügen. Kopf. Ber Nun ist die Kunst erst hoch gestiegen; allein ist Geist, und Wig verlich'n! Jhm, schrie es, ihm Nichts sind die andern gegen ihn! Er starb, und ließ bei seinem Sterben Den neugefaßten Hut dem Erben. Und jedesmal ward die erfund'ne Tracht Im ganzen Lande nachgemacht. Ende des ersten Buchs. Das Gespenst.*) Must Ein Hauswirt, wie man mir erzählt, Ward lange Zeit durch ein Gespenst gequält, Er ließ, des Geists sich zu erwehren, Sich heimlich das Verbannen lehren; Doch kraftlos blieb der Zauberspruch. Der Geist entsegte sich vor keinen Charakteren Und gab, in einem weißen Tuch, Ihm alle Nächte den Besuch. Ein Dichter zog in dieses Haus. Der Wirt, der bei der Nacht nicht gern allein gewesen, Bat sich des Dichters Zuspruch aus Und ließ sich seine Verse lesen. Der Dichter las ein frostig' Trauerspiel, Das, wo nicht seinem Wirt, doch ihm sehr wohl gefiel. Der Geist, den nur der Wirt, doch nicht der Dichter sah, Erschien und hörte zu; es sing ihn an zu Er konnt' es länger nicht, Denn, eh' der and're kam, W schauern; als einen Auftritt dauern; Der Wirt, von Hoffnung eingenommen, Ließ gleich die and're Nacht den Dichter wiederkommen. Der Dichter las; der Geist erschien, Doch ohne lange zu verzieh’n. „Gut!" sprach der Wirt bei sich, „dich will ich bald verjagen: Kannst du die Verse nicht vertragen?“ Die dritte Nacht blieb unser Wirt allein. Sobald es zwölfe schlug, ließ das Gespenst sich blicken; Johann!" fing d'rauf der Wirt gewaltig an zu schrei'n, „Der Dichter (lauft geschwind!) soll von der Güte sein, Und mir sein Trauerspiel auf eine Stunde schicken.“ Der Geist erschrat und winkte mit der Hand, |