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MONTAGNE.

MICHEL DE MONTAGNE oder MONTAIGNE, Sohn Pierre Eyquem's, Herrn von Montagne, wurde 1533 auf dem Schlosse Montagne in Périgord geboren. Die vortrefflichen Anlagen, die er von seiner frühsten Jugend an blicken liefs, wurden von seinem Vater sorgfältig ausgebildet. Schon in feinem sechsten Jahre sprach er fertig Lateinisch *), worauf er spielend Griechisch lernte. Erst 13 Jahr alt, hatte er bereits zu Bordeaux unter Buchanan und Muret seine Schulstudien beendigt, indem seine Fortschritte bei seinen grofsen Talenten und unter Leitung von Männern, die ihrer Gelehrsamkeit und ihres Geschmaks wegen zu den beriihmtesten ihres Jahrhunderts gehörten, nicht anders als sehr schnell seyn konnten. Von seinem Vater zu einem Civilamte bestimmt, wurde er Rath im Parlement von Bordeaux, legte aber, da er mehr Beruf zum spekulativen als praktischen Leben in sich fühlte, diese Stelle bald wieder nieder. Um den

*) Die Art, wie er das Lateinische lernte, verdient bemerkt zu werden. Er druckt sich darüber im 25sten Kapitel des ersten Buchs seiner Essais so aus: C'est un bel et grand agencement (ornement) sans doute, que le Grec et le Latin, mais on l'achepte trop cher. Je diray icy une façon d'en avoir à meilleur marché que de coustume, qui a esté essayée en moy-mesmes: s'en servira qui voudra. Feu mon pere ayant faict toutes les recherches qu'homme peut faire, parmy les gens sçavants et d'entendement, d'une forme d'institution exquise, fut advisé de cet inconvenient, qui estoit en usage: et luy disoit-on que cette longueur que nous mettions à apprendre les langues qui ne leur coustoint rien, est la seule cause, pourquoy nous ne pouvons arriver à la grandeur d'ame et de cognoissance des anciens Grecs et Romains; je ne croy pas que c'en soit la

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Menschen, dessen Studium ihn vorzüglich anzog, desto besser kennen zu lernen, entschlofs er sich, ihn in verschiede nen Ländern Europas zu beobachten. Als Philosoph durchreiste er demnach Frankreich, Deutschland, die Schweiz und Italien, und wurde überall mit ausgezeichneter Achtung aufgenommen. Zu Rom, wo er sich 1581 befand, erhielt er den Titel cines römischen Bürgers. In eben diesem Jahre wurde er an die Stelle des Marschalls von Biron zum Maire von Bordeaux gewählt, und ungeachtet er einen so berühmten Vorgänger und an dem Marschall von Matignon einen eben so berühmten Nachfolger hatte, so hat sich doch das Andenken an seine Verwaltung bis auf späte Jahre unter den Bürgern dieser Stadt erhalten. Nach Niederlegung seines Amtes wurde er 1582 von den Einwohnern von Bordeaux in Angelegenheiten der Stadt an den Hof gesandt, wo ihm mit eben so viel Achtung begegnet wurde, als in der Versammlung der Stände zu Blois, unter welchen er 1588 auftrat. Nachdem er so einige Jahre seinem Vaterlande in ehrenvollen Aemtern gedient hatte, zog er sich auf sein Schlofs Montagne zurück, um seine noch übrigen Jahre in philosophischer Ruhe zu verleben. Sein Alter wurde durch

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seule cause. Tant y a que l'expedient que mon pere y trouva, ce fut qu'avant le premier desnouement de ma langue il me donna en charge à un Allemand, qui depuis est mort fameux medecin en France, du tout ignorant de nostre langue, et tres bien versé en la Latine. Cettuy-cy, qu'il avoit fait venir expres, et qui estoit bien cherement gagé, m'avoit continuellement entre les bras. Il en eut aussi avec luy deux autres moindres en sçavoir, pour me suivre, et soulager le premier: ceux-cy ne m'entretenoient d'autre langue que Latine. Quant au reste de sa maison, c'estoit une regle inviolable, que ny lui-mesme, ny ma mere, ny valet, ny chambriere, ue parloient en ma compagnie, qu'autant de mots de Latin, que chacun avoit appris pour jargonner avec moy. C'est merveille du fruict que chacun y fit; mon pere et ma mere y apprindrent assez de Latin pour l'entendre, et en acquirent à suffisance, pour s'en servir à la necessité, comme firent aussi les autres domestiques, qui estoient plus attachez mon service. Somme, nous nous latinizames tant, qu'il en regorgea jusques à nos villages tout autour, où il y a en cores et ont pris pied par l'usage, plusieurs appellations, Latines d'artisans et d'outils. Quant à moy, j'avois plus de six ans, avant que j'entendisse non plus de François ou de Perigordin, que d'Arabesque et sans art, sans livre, sans grammaire ou precepte, sans fouet et sans larmes, j'avois appris du Latin, tout aussi pur que mon maistre d'escole le sçavoit: car je ne le pouvois avoir meslé ny alteré.

Steinschmerzen und Kolik geplagt, welchen Uebeln er freies Spiel liefs, weil er kein Zutrauen zur Heilkunde hatte, und auch bei ihrem damaligen Zustande nicht wol haben konnte. Die Aerzte, pflegte er zu sagen, kennen wol den Galen, den Kranken aber nicht. Er starb 1592. Seinen Charakter schildert er uns in seinen Essais; er legt sich indessen nur unbedeutende Fehler bei. So gesteht er, dafs er trüge und zur Arbeit verdrossen sey, dafs er ein schwaches Gedächtnifs habe und allen Zwang hasse. Jedoch sagt er: je suis tantôt sage, tantôt libertin; tantôt vrai, tantôt menteur; chaste, impudique, puis prodigue, liberal et avare, et tout cela selon que je me vire. Er gehört unstreitig zu den ausgezeichnetsten Personen seines Zeitalters. Seine gesunden Begriffe über den Umgang mit Menschen, über Erziehung, über Gesetzgebung und andere Gegenstände der Moralphilosophie würden dem aufgeklärtesten Jahrhundert Ehre machen, und sind in neuern Zeiten von Manchem geniitzt worden, der die Quelle, aus der er schöpfte, nicht angegeben hat. Die be rühmten Essais, welche der Kardinal du Perron das Breviar aller rechtschaffenen Menschen zu nennen pflegte, gehören zu den vorzüglichsten praktischen Werken der neuern Zeit, und werden beständig dem schürfsten Denker eben so ehrwürdig, als dem über Welt, Leben und Pflichten nachsinnenden, nur einigermafsen aufgeklärten, Weltbürger jedes Standes lehrreich bleiben. Sie sind lange das einzige Buch gewesen, das die Aufmerksamkeit der wenigen Ausländer, die vor der Mitte des 17ten Jahrhunderts Französisch verstanden, auf sich zog. Montagne's Stil ist zwar weder korrekt, noch gedrängt, noch edel; aber er ist einfach, lebhaft und kraftvoll. Er druckt grofse Gegenstände auf eine ihm ganz eigenthümliche naive Art aus, und diese Naivetät gefüllt. Nie hat sich ein Schriftsteller weniger Zwang angethan, als er. Wenn ihm ein Gedanke einfüllt, so schreibt er ihn nieder. Kommt er dabei auf andere Gedanken, die mit den erstern nur in einiger Verbindung stehen, so verfolgt er sie, bis er sie erschöpft hat, kommt dann wieder auf den Gegenstand zurück, von welchem er ausgegangen ist, oder verlässt ihn wol ganz. Er tadelt sich selbst wegen dieser Art zu schreiben, qui ne va qu'à sauts et gambades, wie er sich ausdruckt; man hält sie ihm aber in Betracht seines gesunden Urtheils, seines feinen Gefühls, seiner lebhaften Einbildungskraft und seiner liebenswürdigen Naivetät sehr gern zu gute.

Auf ihn pafst, was Quintilian von Seneca sagt: dulcibus abundat vitiis. Die erste Ausgabe der Essais erschien zu Bordeaux 1580, und die beste unter folgendem Titel: les Essais de Michel Seigneur de Montaigne, nouvelle édition, faite sur les plus anciennes et les plus correctes, augmentée de quelques lettres de l'Auteur, et où les passages Grecs, Latins et Italiens sont traduits plus fidellement et cités plus correctement que dans aucune des éditions précédentes, avec de courtes remarques etc. Par Pierre Coste, zu London, 1724 in 3 Bänden in gr. 4. Diese Ausgabe ist nachher öfters in 8 und 12 wiederholt worden. Eine nette édition stéréotype erschien zu Paris 1802 in 4 Bänden in 8. Wir haben aus derselben die in' unsern Anmerkungen befindliche Französische Uebersetzung einiger Lateinischen Stellen entlehnt. Unser Bode, dem wir so manche vortreffliche Uebersetzung, besonders aus dem Englischen, verdanken, hat sich durch seine meisterhafte Verpflanzung der Versuche auf Deutschen Boden ein unvergängliches Denkmal gestiftet (Michael Montaigne's Gedanken und Meinungen über allerlei Gegenstände. Berlin 1793 — 95, 6 Bde. in 8). 1783'erschien ein Esprit de Montaigne, ou les maximes, pensées, jugemens et réflexions de cet auteur, rédigés par ordre de matières, Londres, 2 Vol. in 12. In den Voyages de Michel de Montaigne, die 1772 durch die Sorgfalt des Herrn de Querlon in einem Bande in 4. und 3 Bänden in 12. erschienen, sind, erkennt man, die Erzählung von seinem Aufenthalt in Rom ausgenommen, den Geist ihres Verfassers nicht. S. Eloge de Michel de Montaigne par Mr. l'Abbé Talbert, à Paris 1775, in 12 und Eloge analytique et historique de Michel de Montaigne par Mr. de la Dixmerie, à Paris 1781, in 8.

1) DE LA TRISTESSE 1).

Je suis des plus exempts de cette passion, et ne l'ayme ny T'estime quoy que le monde ayt entrepris, comme à prix fait 2), de l'honorer de faveur particuliere. Ils en habillent la sagesse, la vertu, la conscience. Sot et vilain ornement. Les Italiens ont plus sortablement 3) baptisé de son nom la malignité 4).

1) Liv. I. Chap. 2. 2) Als wenn es ein abgeredeter Handel wäre. 3) Fiel passender. 4) Das Italienische Wort Tristezza bedeutet Bosheit, Büberei.

Car c'est une qualité tousjours nuisible, tousjours folle: et comme tousjours couarde et basse, les Stoïciens en defendent le sentiment à leurs sages. Mais le conte dit "), que Psammenitus, Roy d'Egypte, ayant ésté deffait et pris par Cambyses, Roy de Perse, voyant passer devant luy sa fille prisonniere habillée en servante qu'on envoyoit puiser de l'eau, tous ses amis pleurans et lamentans autour de luy, se tint coy 6) sans mot dire, les yeux fichez en terre: et voyant encore tantots qu'on menoit son fils à la mort, se maintint en cette mesme contenance: mais qu'ayant apperceu un de ses domestiques conduit entre les captifs, il se mit à battre sa teste, et mener un dueil extreme. Cecy se pourroit apparier 7) à ce qu'on vid dernierement d'un Prince des nostres, qui ayant ouy à Trente, où il estoit, nouvelles de la mort de son frere aisné, mais un frere en qui consistoit l'appuy et l'honneur de toute sa maison, et bien-tots apres d'un puisné, sa seconde esperance, et ayant soustenu ces deux charges d'une constance exemplaire, comme quelques jours apres un de ses gens vint à mourir, il se laissa emporter à ce dernier accident; et quittant sa resolution, s'abandonna au dueil et aux regrets; en maniere qu'aucuns en prindrent argument ), qu'il n'avoit esté touché au vif que de cette derniere secousse: mais à la verité ce fut, qu'estant d'ailleurs plein et comblé de tristesse, la moindre surcharge brisa les barrieres de la patience. Il s'en pourroit (dis-je) autant juger de nostre histoire, n'estoit qu'elle adjouste, que Cambyses s'enquerant à Psammenitus, pourquoi ne s'estant esmeu au malheur de son fils et de sa fille, il portoit si impatieminent celuy d'un de ses amis: C'est, repondit-il, que ce seul dernier desplaisir se peut signifier par larmes, les deux premiers surpassant de bien loin tout moyen de se pouvoir exprimer.

A l'aventure reviendroit à ce propos 9) l'invention de cet ancien Peintre 10), lequel ayant à representer au sacrifice de Iphigenia le dueil des assistans, selon les degrez de l'interest que chacun apportoit à la mort de cette belle fille innocente: ayant espuisé les derniers efforts de son art, quand ce vint au pere de la Vierge, il le peignit le visage couvert, comme si nulle contenance ne pouvoit rapporter ce degré de dueil. Voy

5) Herodot. L. III. c. 14.

Wort,

Vergleichen, paaren.

Ruhig. Ein jetzt veraltetes *) Dafs einige daraus schlossen. 9) Vielleicht gehört hieher. 1o) Timanthes. Valer. Maxim. L. VIII, c. 11, in externis §. 6.

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