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Nimm die reifsten Orangen, die weißen Feigen; das Meer bringt
Keine Früchte, sie bringt jegliches Land nicht hervor,

Und so trat ich þerein. Du brachst nun die Früchte geschäftig,
Und die goldene Last zog das geschürzte Gewand.
Defters bat ich: es sey nun genug! und immer noch eine

Schönere Frucht fiel dir, leise berührt, in die Hand.
Endlich kamst du zur Laube hinan; da fand sich ein Körbchen,
Und die Myrte bog blühend sich über uns hin.

Schweigend begannest du nun geschickt die Früchte zu ordnen:
Erst die Orange, die schwer ruht, als ein goldener Ball,
Dann die weichliche Feige, die jeder Druck schon entstellet;

Und mit Myrte bedeckt ward, und geziert, das Geschenk.
Aber ich hob es nicht auf; ich stand. Wir sahen einander
In die Augen, und mir ward vor dem Auge so trüb.
Deinen Busen fühlt' ich an meinem! Den herrlichen Nacken,

Ihn umschlang nun mein Arm; tausendma! küßt' ich den Hals. Mir sank über die Schulter dein Haupt; nun knüpften auch deine Lieblichen Arme das Band um den Beglückten herum.

Amors Hände fühlt' ich: er drückt' uns gewaltig zusammen,
Und aus heiterer Luft donnert' es dreimal; da floß

Häufig die Thräne vom Aug' mir herab, du weintest, ich weinte,
Und vor Jammer und Glück schien uns die Welt zu vergehn.
Immer þeftiger rief es am Strand; da wollten die Füße
Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bist du nicht mein?
Ewig! sagtest du leise. Da schienen unsere Thränen,

Wie durch göttliche Luft, leise vom Auge gehaucht.

Näher rief es: Alexis! Da blickte der suchende Knabe

Durch die Thüre herein. Wie er das Körbchen empfing! Wie er mich trieb! Wie ich dir die Hand noch drückte!

Schiffe

Wie ich gekommen? Ich weiß, daß ich ein Trunkener schien.

3u

Und so hielten mich auch die Gesellen, schonten den Kranken;
Und schon deckte der Hauch trüber Entfernung die Stadt.
Ewig! Dora, lispeltest du; mir schallt es im Ohre

Mit dem Donner des Zeus! Stand sie doch neben dem Thron,
Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien standen
Ihr zur Seiten! Er ist götterbekräftigt, der Bund!
Oso eile denn Schiff, mit allen günstigen Winden!
Strebe, mächtiger Kiel, trenne die schäumende Fluth!
Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Goldschmied
In der Werkstatt gleich ordne das himmlische Pfand.
Wahrlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora!
Neunmal umgebe sie dir, locker gewunden, den Hals.
Ferner schaff' ich noch Schmuck, den mannichfaltigsten; goldne
Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand:
Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche Sapphir
Stelle dem Hyacinth sich gegenüber, und Gold

Halte das Edelgestein in schöner Verbindung zusammen.

O, wie den Bräutigam freut einzig zu schmücken die Braut! Seh' ich Perlen, so denk' ich an dich; bei jeglichem Ringe Kommt mir der länglichen Hand schönes Gebild' in den Sinn. Tauschen will ich und kaufen; du sollst das Schönste von Allem Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir.

Doch nicht Schmuck und Juwelen allein verschafft dein Ge

liebter:

Was ein häusliches Weib freuet, das bringt er dir auch. Feine wollene Decken mit Purpursäumen, ein Lager

Zu bereiten, das uns traulich und weichlich empfängt; Köstlicher Leinwand Stücke. Du sizest und nähest und kleidest Mich und dich und auch wohl noch ein Drittes darein. Bilder der Hoffnung, täuschet mein Herz! O mäßiget, Götter, Diesen gewaltigen Brand, der mir den Busen durchtøbt!

Aber auch sie verlang' ich zurück, die schmerzliche Freude,
Wenn die Sorge sich kalt, gräßlich gelassen, mir naht.
Nicht der Erinnyen Fackel, das Bellen der höllischen Hunde
Schreckt den Verbrecher so, in der Verzweiflung Gefild,
Als das gelaßne Gespenst mich schreckt, das die Schöne von fern mir
Zeiget: die Thüre steht wirklich des Gartens noch auf!

Und ein Anderer kommt! Für ihn auch fallen die Früchte!

Und die Feige gewährt stärkenden Honig auch ihm!

Lockt sie auch ihn nach der Laube? und folgt er? O, macht mich,

ihr Götter,

Blind, verwischet das Bild jeder Erinnrung in mir!

Ja, ein Mädchen ist sie! und die sich geschwinde dem Einen
Giebt, sie kehret sich auch schnell zu dem Andern herum.
Lache nicht dießmal, Zeus, der frechgebrochenen Schwüre!
Donnere schrecklicher! Triff! Halte die Blize zurück!
Sende die schwankenden Wolken mir nach! Im nächtlichen Dunkel
Treffe dein leuchtender Bliß diesen unglücklichen Mast!
Streue die Planken umher, und gieb der tobenden Welle
Diese Waaren, und mich gieb den Delphinen zum Raub!
Nun, ihr Musen, genug! Vergebens strebt ihr zu schildern,
Wie sich Jammer und Glück wechseln in liebender Brust.
Heilen könnet die Wunden ihr nicht, die Amor geschlagen;
Aber Linderung kommt einzig, ihr Guten, von euch.

Der neue Pausias und sein Blumenmädchen.

Pausias von Sicyon, der Maler, war als Jüngling in Glyceren, feine Mitbürgerin, verliebt, welche Blumenkränze zu winden einen sehr erfinderischen Geist hatte. Sie wetteiferten mit einander, und er brachte die Nachahmung der Blumen zur größten Mannichfaltigkeit. Endlich malte er seine Geliebte, sizend, mit einem Kranze beschäftigt. Dieses Bild wurde für eins seiner besten gehalten, und' die Kranzwinderin oder Kranzhändlerin genannt, weil Glycere sich auf diese Weise als ein armes Mädchen ernährt hatte. Lucius Lucullus kaufte eine Copie in Athen für zwei Talente. Plinius B. XXXV. §. XI.

Sie.

Schütte die Blumen nur her, zu meinen Füßen und deinen!
Welch ein chaotisches Bild holder Verwirrung du streust!

Er.

Du erscheinest als Liebe, die Elemente zu knüpfen;

Wie du sie bindest, so wird nun erst ein Leben daraus.

Sie.

Sanft berühre die Rose, sie bleib' im Körbchen verborgen;
Wo ich dich finde, mein Freund, öffentlich reich' ich sie dir.

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Und ich thu', als kennt' ich dich nicht, und danke dir freundlich; Aber dem Gegengeschenk weichet die Geberin aus.

Sie.

Reiche die Spacinthe mir nun, und reiche die Nelke,

Daß die frühe zugleich neben der späteren sev.

Er.

Laß im blumigen Kreise zu deinen Füßen mich sißen,
Und ich fülle den Schooß dir mit der lieblichen Schaar.

Sie.

Reiche den Faden mir erst; dann sollen die Gartenverwandten,
Die sich von ferne nur sahn, neben einander sich freun.

Er.

Was bewundr' ich zuerst? was zuleßt? die herrlichen Blumen?
Oder der Finger Geschick? oder der Wählerin Geist?

Sie.

Gieb auch Blätter, den Glanz der blendenden Blumen zu mildern; Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz.

Er.

Sage, was wählst du so lange bei diesem Strauße? Gewiß ist
Dieser jemand geweiht, den du besonders bedenkst.

Sie.

Hundert Sträuße vertheil' ich des Tags, und Kränze die Menge;
Aber den schönsten doch bring' ich am Abende dir.

Er.

Ach! wie wäre der Maler beglückt, der diese Gewinde
Malte, das blumige Feld, ach! und die Göttin zuerst!

Sie.

Aber doch mäßig beglückt ist der, mich dünkt, der am Boden
Hier fißt, dem ich den Kuß reichend noch glücklicher bin.

Er.

Ac, Geliebte, noch Einen! Die neidischen Lüfte des Morgens
Nahmen den ersten sogleich mir von den Lippen hinweg.

Sie.

Wie der Frühling die Blumen mir giebt, so geb' ich die Küsse
Gern dem Geliebten; und hier sey mit dem Kusse der Kranz!

Er.

Hätt' ich das hohe Talent des Pausias glücklich empfangen:
Nachzubilden den Kranz wär' ein Geschäfte des Tags!

Sie.

Schön ist er wirklich. Sieh' ihn nur an! Es wechseln die schönsten Kinder Florens um ihn, bunt und gefällig, den Tanz.

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