Page images
PDF
EPUB

Eine geschwisterte nun, zum Gürtel ab griechische Schönheit,
Sittig hinab zum Fuß nordisch umhüllt sie das Knie;
Auch sie redet und singt zum ost- und westlichen Schiffer,
Seinen bezauberten Sinn Helena läßt ihn nicht los.

Die Kränze.

Klopstock will uns vom Pindus entfernen; wir sollen nach Lorbeer
Nicht mehr geizen, uns soll inländische Eiche genügen;
Und doch führet er selbst den überepischen Kreuzzug
Sin auf Golgatha's Gipfel, ausländische Götter zu ehren!
Doch auf welchen Hügel er wolle versamml' er die Engel,
Lasse beim Grabe des Guten verlassene Redliche weinen:
Wo ein Held und Heiliger starb, wo ein Dichter gesungen,
Uns im Leben und Tod ein Beispiel trefflichen Muthes,
Hohen Menschenwerthes zu hinterlassen, da knieen

Billig alle Völker in Andachtswonne, verehren

Dorn und Lorbeerkranz, und was ihn geschmückt und gepeinigt.

Schweizeralpe.

Uri, am 1. October 1797.

War doch gestern dein Haupt noch so braun wie die Locke der Lieben,
Deren holdes Gebild still aus der Ferne mir winkt;
Silbergrau bezeichnet dir früh der Schnee nun die Gipfel,
Der sich in stürmender Nacht dir um den Scheitel ergoß.
Jugend, ach! ist dem Alter so nah, durchs Leben verbunden,
Wie ein beweglicher Traum Gestern und Heute verband.

Elegien.

Wie wir einst so glücklich waren! Müssen § jezt durch euch erfahren,

1.

Saget Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Palläste !
Straßen, redet ein Wort! Genius, regst du dich nicht?
Ja, es ist Alles beseelt in deinen heiligen Mauern,
Ewige Roma; nur mir schweiget noch Alles so still.
Ower flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick' ich

Einst das holde Geschöpf, das mich versengend erquickt?
Ahn' ich die Wege noch nicht, durch die ich immer und immer,
Zu ihr und von ihr zu gehn, opfre die köstliche Beit?
Noch betracht' ich Kirch' und Pallast, Ruinen und Säulen,
Wie ein bedächtiger Mann schicklich die Reise benußt.
Doch bald ist es vorbei; dann wird ein einziger Tempel
Amore Tempel nur seyn, der den Geweihten empfängt.

Eine Welt zwar bist du, o Rom; doch ohne die Liebe

Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.

II.

Ehret men ihr auch wollt! Nun bin ich endlich geborgen!
Schöne Damen und ihr Herren der feineren Welt,

Fraget nach Oheim und Vetter und alten Muhmen und Tanten;
Und dem gebundnen Gespräch folge das traurige Spiel.

Auch ihr Uebrigen fahret mir wohl, in großen und kleinen
Cirkeln, die ihr mich oft nah der Verzweiflung gebracht.
Wiederholet, politisch und zwecklos, jegliche Meinung,
Die den Wandrer mit Wuth über Europa verfolgt.

So verfolgte das Liedchen Malbrough den reisenden Britten
Einst von Paris nach Livorn, dann von Livorno nach Rom,
Weiter nach Napel hinunter; und wär' er nach Smyrna gesegelt,
Malbrough! empfing ihn auch dort! Malbrough! im Hafen das

Lied.

Und so mußt' ich bis jezt auf allen Tritten und Schritten
Schelten hören das Volk, schelten der Könige Rath.
Nun entdeckt ihr mich nicht so bald in meinem Asple,
Das mir Amor der Fürst, königlich schüßend, verließ.
Hier bedecket er mich mit seinem Fittig; die Liebste

Fürchtet, römisch gesinnt, wüthende Gallier nicht;
Sie erkundigt sich nie nach neuer Mähre, sie spähet
Sorglich den Wünschen des Mann's, dem sie sich eignete, nach.
Sie ergößt sich an ihm, dem freien rüstigen Fremden,
Der von Bergen und Schnee, hölzernen Häusern erzählt;
Theilt die Flammen, die sie in seinem Busen entzündet,
Freut sich, daß er das Gold nicht wie der Römer bedenkt.
Besser ist ihr Tisch nun bestellt; es fehlet an Kleidern,

Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper sie bringt.
Mutter und Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes,
Und der Barbare beherrscht Römischen Busen und Leib.

III.

Laß dich, Geliebte, nicht reu'n, daß du mir so schnell dich ergeben! Glaub' es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir.

« PreviousContinue »