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Ritter Curt's Brautfahrt.

Mit des Bräutigams Behagen

Schwingt sich Ritter Curt aufs Roß;
Zu der Trauung soll's ihn tragen,
Auf der edlen Liebsten Schloß;
Als am öden Felsenorte
Drohend sich ein Gegner naht;
Ohne Zögern, ohne Worte
Schreiten sie zu rascher That.

Lange schwankt des Kampfes Welle,
Bis sich Curt im Siege freut;
Er entfernt sich von der Stelle,
Ueberwinder und gebläut.
Aber was er bald gewahret
In des Busches Zitterschein!
Mit dem Säugling still gepaaret
Schleicht ein Liebchen durch den Hain.

Und sie winkt ihn auf das Pläßchen:
Lieber Herr nicht so geschwind!
Habt ihr nichts an euer Schäßchen,
Habt ihr nichts für euer Kind?
Ihn durchglühet süße Flamme,
Daß er nicht vorbei begehrt,
Und er findet nun die Ammc,
Wie die Jungfrau, liebenswerth.

Doch er hört die Diener blasen,
Denket nun der hohen Braut,
Und nun wird auf seinen Straßen
Jahresfest und Markt so laut,

Und er wählet in den Buden
Manches Pfand zu Lieb und Huld;
Aber ach! da kommen Juden

Mit dem Schein vertagter Schuld.

Und nun halten die Gerichte

Den behenden Ritter auf.
verteufelte Geschichte!
Heldenhafter Lebenslauf!

Soll ich heute mich gedulden?
Die Verlegenheit ist groß.
Widersacher, Weiber, Schulden,
Ach! kein Ritter wird sie los.

Hochzeitlied.

Wir singen und sagen vom Grafen so gern
Der hier in dem Schlosse gehauset,

Da wo ihr den Enkel des seligen Herrn,
Den heute vermählten beschmauset.

Nun hatte sich jener im heiligen Krieg
Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg,
Und als er zu Hause vom Rösselein stieg,
Da fand er sein Schlöffelein oben;

Doch Diener und Habe zerstoben.

Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus,

Das Heimische findest du schlimmer!

Zum Fenster da ziehen die Winde hinaus,

Sie kommen durch alle die Zimmer.

Was wäre zu thun in der herbstlichen Nacht?
So hab' ich doch manche noch schlimmer vollbracht,
Der Morgen hat alles wohl besser gemacht.
Drum rasch bei der mondlichen Helle

Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle.

Und als er im willigen Schlummer so lag,
Bewegt es sich unter dem Bette.

Die Ratte die raschle so lange sie mag!
Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!

Doch siehe! da stehet-ein winziger Wicht,
Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelen - Licht,
Mit Redner-Gebärden und Sprechergewicht,
Zum Fuß des ermüdeten Grafen,

Der schläft er nicht, möcht' er doch schlafen.

Wir haben uns Feste hier oben erlaubt,
Seitdem du die Zimmer verlassen,

Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,

So dachten wir eben zu prassen.

Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,
So schmausen die Zwerge, behaglich und laut,
Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.
Der Graf im Behagen des Traumes:
Bedienet euch immer des Raumes!

Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor,
Die unter dem Bette gehalten;

Dann folget ein singendes klingendes Chor
Possirlich kleiner Gestalten;

Und Wagen auf Wagen mit allem Geräth,
Daß einem so Hören und Sehen vergeht,
Wie's nur in den Schlössern der Könige steht;
Zulezt auf vergoldetem Wagen

Die Braut und die Gäste getragen.

So rennet nun Alles in vollem Galopp
Und kürt sich im Saale sein Pläßchen;
Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp
Erkieset sich jeder ein Schäßchen.

Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,
Da ringelt's und schleift es und rauschet und wirrt,

Da pispert's und knistert's und flistert's und schwirrt; Das Gräflein, es blicket þinüber,

Es dünkt ihn, als läg' er im Fieber.

Nun dappelt's und rappelt's und klappert's im Saal,
Von Bänken und Stühlen und Tischen,

Da will nun ein jeder am festlichen Mahl,
Sich neben dem Liebchen erfrischen;

Sie tragen die Würste, die Schinken so klein
Und Braten und Fisch und Geflügel herein;
Es kreiset beständig der köstliche Wein;
Das toset und koset so lange,
Verschwindet zulegt mit Gesange.

Und sollen wir singen was weiter geschehn,
So schweige das Toben und Tosen.

Denn was er, so artig, im Kleinen gesehn,
Erfuhr er, genoß er im Großen.

Trompeten und klingender singender Schall,
Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall
Sie kommen und zeigen und neigen sich all,
Unzählige, selige Leute.

So ging es und geht es noch heute.

Der Schatgräber.

Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt' ich meine langen Tage.
Armuth ist die größte Plage,
Reichthum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich einen Schaß zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog' ich Kreis' um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schaße
Auf dem angezeigten Plaße:
Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.

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