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Jener Tage denk' ich trauernd,
Als ich, Engel, an dir hing,
Auf das erste Knöspchen lauernd
Früh zu meinem Garten ging;

Alle Blüthen, alle Früchte
Noch zu deinen Füßen trug,
Und vor deinem Angesichte
Hoffnung in dem Herzen schlug.

Ihr verblühet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht!

Abschied.

Bu lieblich ist's, ein Wort zu brechen,
Zu schwer die wohlerkannte Pflicht,
Und leider kann man nichts versprechen,
Was unserm Herzen widerspricht.

Du übst die alten Zauberlieder,

Du lockst ihn, der kaum ruhig war,
Zum Schaukelkahn der süßen Thorheit wieder,
Erneust, verdoppelst die Gefahr.

Was suchst du mir dich zu verstecken!

Sey offen, flieh nicht meinen Blick!
Früh oder spät mußt' ich's entdecken,
Und hier hast du dein Wort zurück.

Was ich gesollt, bab' ich vollendet;

Durch mich sey dir von nun an nichts verwehrt;

Allein verzeih dem Freund, der sich nun von dir wendet, Und still in sich zurücke kehrt.

Wechsel.

Auf Kieseln im Bache da lieg' ich, wie helle!
Verbreite die Arme der kommenden Welle,
Und buhlerisch drückt sie die sehnende Brust;
Dann führt sie der Leichtsinn im Strome danieder;
Es naht sich die zweite, ste streichelt mich wieder:
So fühl' ich die Freuden der wechselnden Lust.

Und doch, und so traurig, verschleifst du vergebens
Die köstlichen Stunden des eilenden Lebens,
Weil dich das geliebteste Mädchen vergißt!

ruf' sie zurücke die vorigen Zeiten!

Es füßt sich so süße die Lippe der Zweiten,
Als kaum sich die Lippe der Ersten geküßt.

Beherzigung.

Ach, was soll der Mensch verlangen?

Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?

Ist es besser, sich zu treiben?

Soll er sich ein Häuschen bauen? Soll er unter Zelten leben?

Soll er auf die Felsen trauen?

Selbst die festen Felsen beben.

Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder wie er's treibe,
Sehe jeder wo er bleibe,

Und wer steht, daß er nicht falle!

Ein Gleiches.

Feiger Gedanken

Bängliches Schwanken,

Weibisches Zagen,

Aengstliches Klagen

Wendet kein Elend,

Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten

Zum Truß sich erhalten,

Nimmer sich beugen,

Kräftig sich zeigen,

Rufet die Arme

Der Götter herbei.

Meeresstille.

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!

In der ungeheuern Weite

Reget keine Welle sich.

Glückliche Fahrt.

Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle
Und Aeolus löset
Das ängstliche Band.
Es säufeln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es theilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh' ich das Land!

Muth.

Sorglos über die Fläche weg,

Wo vom kühnsten Wager die Bahn Dir nicht vorgegraben du siehst, Mache dir selber Bahn!

Stille, Liebchen, mein Herz!
Kracht's gleich, bricht's doch nicht!
Bricht's gleich, bricht's nicht mit dir!

Erinnerung.

Willst du immer weiter schweifen ?

Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,

Denn das Glück ist immer da.

Willkommen und Abschied.

Es sølug mein Herz: geschwind zu Pferde!
Es war gethan fast eh' gedacht;

Der Abend wiegte schon die Erde
Und an den Bergen þing die Nacht:
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgethürmter Riese da,
Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen fah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor;
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsaus'ten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Muth;
In meinen Adern welches Feuer!

In meinem Herzen welche Gluth!

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