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Der Bezugspreis beträgt im Buchhandel und bei der Post jährlich 10 Mark. Einzelne Hefte kosten 1 M. 25 Pf.

Leipzig,

R. Voigtländer's Verlag. (In Kommission.)

1893.

Alle Rechte vorbehalten.

des zehnten Heftes 1893.

A. Abhandlungen.

Lange, Friedr. Albert, Geschichte und Bedeutung der Schulkomödie vor und nach Comenius

B. Quellen und Forschungen.

Kvaosala, Joh., Zur Lebensgeschichte des Comenius (Schlufs)

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Seite

259

273

283

D. Litteraturbericht.

Dörpfeld, Beiträge.

Loserth, Balth. Hubmaier (Detmer).

Hauffe, Pädagogik Schleiermachers. Lange, Über Apperception. Spencer, Von der Freiheit zur Gebundenheit. Dicescu, August H. Niemeyer. Lay, Psychologische Flügel, Über die Phantasie. Ziller, Allg. Pädagogik (Hoch

Grundlagen. egger).

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G. Nachrichten. Unterstützung geschichtlicher Forschungen seitens des Reichs. „Comenium" in Prag. Comenius bei Überweg-Heinze.

Zur Gesch. des sog. Anabaptismus am Niederrhein. Wyfs über Comenius. Zur Bücherkunde Val. Andreaes. H. Zur Nachricht

.

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Für den dritten Jahrgang (1894) der Monatshefte sind unter anderen folgende Aufsätze teils eingegangen, teils zugesagt:

Aron, R. (Berlin), Comenius im Urteil seiner Zeitgenossen.
Baehring, Bernh. (Minfeld), Zur Erinnerung an Jac. Frohschammer.
Becker, Bernh. (Gnadenfeld), Schleiermacher und die Brüdergemeine.
Begemann, Wilh. (Rostock), Über den Gebrauch und die Bedeutung des
Wortes Pansophie".

Ellissen, Georg (Einbeck), Friedrich Albert Lange als Philosoph und Pädagog.
Foerster, Wend. (Bonn), Über die Verhandlungen der Waldenser mit Oeco-
lampad und Butzer i. J. 1538.

Hackenberg (Hottenbach), F. W. Dörpfelds letztes Werk.

Keller, Ludwig (Münster), Das Universitätsprojekt des grossen Kurfürsten
im J. 1667.

Loserth, J. (Graz), Schulwesen der mährischen Brüder (Wiedertäufer in Mähren).
Natorp, Paul (Marburg), Über Condorcet.

Reinhardt, Karl (Frankfurt a. M.), Die Reform des Gymnasialunterrichts im
Lichte comenianischer Grundsätze.

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Geschichte und Bedeutung der Schulkomödie
vor und nach Comenius.

Von

Friedrich Albert Lange1).

Die merkwürdige Erscheinung der deutschen Schulkomödie, wie sie besonders im 16. und 17. Jahrhundert blühte, fällt gemäss der Natur der Sache unter einen doppelten Gesichtspunkt. Wir haben es einmal mit einer viel verbreiteten und einflufsreichen Form des Dramas zu thun, und insofern ist die Schulkomödie ein wichtiges Glied in der Entwicklungsgeschichte der dramatischen Litteratur und der Bühnenkunst. Anderseits haben wir hier eine eigentümliche Erscheinung des deutschen Schullebens, die in dieser Hinsicht wieder mit der Gesamtheit der pädagogischen und didaktischen Grundsätze und Einrichtungen jener Zeiten in engster Wechselwirkung steht und sich in dieser Wechselwirkung entwickelt und bethätigt.

Es ist auffallend, und ein Beweis davon, wie sehr eine organische Betrachtung des Schul- und Erziehungswesens,

ins

1) Wir veröffentlichen hier aus dem Nachlafs F. A. Langes einen wertvollen Aufsatz zum erstenmal. Die Zeit der Abfassung lässt sich nicht genau bestimmen; doch gehört er offenbar der Periode seiner niederrheinischen Lehrthätigkeit in Köln oder Duisburg an. Es ist unser Wunsch, hiermit zugleich die Aufmerksamkeit auf diese eigentümliche Erscheinung des deutschen Schullebens zu lenken; eine Untersuchung über die Bedeutung des Comenius als Verfasser von Schuldramen und für die Entwicklung der Schulkomödie würde den Aufsatz Langes vortrefflich ergänzen.

Monatshefte der Comenius-Gesellschaft. 1993.

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besondere auch nach seiner geschichtlichen Entwicklung hin, in den Anfängen liegt, wenn man sieht, wie verschieden die Würdigung ist, welche die Schulkomödie nach diesen verschiedenen Beziehungen bisher gefunden hat. Während die litterarhistorische Seite dieser Erscheinung mit dem gröfsten Eifer angebaut wurde, so dafs von da aus selbst die anerkennenswertesten Streiflichter auf die pädagogische Bedeutung des Gegenstandes fielen, ist diese letztere an sich so wenig beachtet, dafs nicht nur der Versuch, sie als pädagogisches Problem eingehend zu betrachten, unterblieben ist, sondern dafs man sie sogar in der Geschichte der Pädagogik kaum erwähnt findet und jedenfalls nur da, wo der Zusammenhang ein völliges Übergehen unmöglich machte.

Wie tief aber die scenischen Darstellungen in den Gesamtorganismus des Schullebens eingreifen mussten, davon kann man sich schon bei der oberflächlichsten Betrachtung leicht einen Begriff machen, wenn man bedenkt, welche Zeit und Mühe dazu gehören musste, wie viel Einübung, Erklärung, Anleitung, Proben, endlich Ausrüstung der Bühne und Verschaffung des Materials, bis eine Schar von 20-50 oder gar hundert zum grofsen Teil noch unerwachsenen Schülern ein Drama und gar ein lateinisches vor den Spitzen der Einwohnerschaft so aufführte, dafs der Schulmeister, der in der Regel selbst dirigierte, Ehr und Ansehen gewann. Selbst wo solche Aufführungen nur einmal jährlich stattfanden, nahmen sie ein Verhältnis zum Kursus des Jahres ein, das mit dem unsrer Redeakte und öffentlichen Prüfungen gar nicht zu vergleichen ist; nun aber finden wir sie nicht nur aufserdem bei allen möglichen Gelegenheiten, sondern an vielen Anstalten auch zweimal, mehrmals, selbst wöchentlich. Nicht weniger aber ist zu bemerken, wie die wichtigsten Eigentümlichkeiten des Schulwesens, das sittliche Leben der Schüler, Art und Methode des Unterrichtes, Gebrauch der lateinischen Sprache, Stellung der Lehrer zu den Schülern und zu der Stadt gerade mit dieser Erscheinung im engsten Zusammenhang stehen und sich gewissermassen mit der ganzen Tendenz und Organisation des Unterrichtswesens in ihr wiederspiegeln.

Gerade bei dieser tiefgehenden Bedeutung der Schulkomödie ist es natürlich, dafs sie in den mannigfachsten Gestalten auftritt und dafs ihre Grenzen schwer zu bestimmen sind. Denn wie einerseits die Geschichte der dramatischen Litteratur zwischen der Schulkomödie und der Volkskomödie die mannigfachsten Ver

bindungen und alle Stufen allmählichen Übergangs von der einen zur andern nachweist, so sind auch tausendfache Verbindungen und Übergänge sichtbar von der Aufführung eines vollständigen Dramas durch die Schüler bis zu dem einfachsten Redeakt, wie er noch heutzutage üblich ist.

Um nun diese Begrenzung der Schulkomödie mit einiger Sicherheit zu ziehen, bietet sich als das einzig stichhaltige Kriterium das des Zwecks, des Prinzips der Aufführungen dar. Denn nicht nur finden wir vielfach Schulkomödien in Stadtlokalen, Volkskomödien in Schullokalen, diese an Schulfesten, jene zur Fastnacht, diese von Schulmeistern, jene von Volksmännern oder schulfremden Gelehrten gedichtet, sondern selbst die Aufführung durch Schüler und Lehrer allein findet sich vielfach beim Volksdrama, während hinwiederum auch beim eigentlichen Schuldrama nicht selten fremde Elemente mitwirken. Hinsichtlich des Zweckes der Schulkomödien könnte es scheinen, als walte dieselbe Vieldeutigkeit ob; denn in der That schlug mancher Rektor gern 2-3 Fliegen mit einer Klappe, wenn er durch seine Aufführungen das Volk belustigen, die Schüler üben und sich selbst etwa neben dem Dichterruhm noch eine Erkenntlichkeit in klingender Münze vom Hof oder Magistrat gewinnen konnte. Dennoch wird es sich, wo unser Material einigermassen ausreicht, in der Regel mit Leichtigkeit entscheiden lassen, ob der Schulzweck das eigentliche Lebensprinzip der Erscheinung war oder nicht.

Betrachten wir z. B. das in neuerer Zeit wieder mehrfach ans Licht gezogene und besprochene geistliche Spiel von den 10 Jungfrauen", wie es im Jahre 1322 von den Geistlichen und Schülern zu Eisenach aufgeführt wurde, so sehen wir hier in allen Zügen eines der uralten kirchlichen Dramen, wie sie ursprünglich zur Verdrängung heidnischer Ergötzlichkeiten, zur Popularisierung des Christentums, zur Bethätigung des frommen Glaubensdranges in einer über Liturgie und Messe hinausgehenden festlichen Darstellung christlicher Stoffe allenthalben durch Deutschland, Frankreich, England, Italien, Spanien von der Geistlichkeit selbst begünstigt und gepflegt wurden. Dals jenes thüringische Spiel noch eine speziellere theologische Parteitendenz hatte, ist wahrscheinlich, während sich dagegen von einer pädagogischen Absicht bei der Aufführung durch die Schüler keine Spur findet. Am wenigsten konnte dieser Zweck in Bezug auf

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