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Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesehen
Müssen wir alle

Unseres Daseyns

Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche;
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.

Er allein darf

Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen,
Heilen und retten,

Alles Jrrende, Schweifende

Nüßlich verbinden.

Und wir verehren

Die Unsterblichen,

Als wåren sie Menschen,

Thaten im Großen,

Was der Beste im Kleinen

Thut oder möchte.,

Der edle Mensch

Sey hülfreich und gut! Unermüdet schaff' er Das Nüßliche, Rechte, Sey uns ein Vorbild Jener geahneten Wesen!

Königlich Gebet.

Ha, ich bin der Herr der Welt! mich lieben
Die Edlen, die mir dienen.

Ha, ich bin Herr der Welt! ich liebe
Die Edlen, denen ich gebiete.

O gib mir, Gott im Himmel! daß ich mich
Der Höh' und Liebe nicht überhebe.

Menschen ge fú hl.

Ach ihr Götter! große Götter
In dem weiten Himmel droben!
Gåbet ihr uns auf der Erde
Festen Sinn und guten Muth;
O wir ließen euch, ihr Guten,
Euren weiten Himmel droben!

Lili's Park.

Ist doch keine Menagerie
So bunt, als meiner Lili ihre!

Sie hat darin die wunderbarsten Thiere,
Und kriegt sie 'rein, weiß selbst nicht wie.
O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,
Mit abgestumpften Flügeln zappeln,
Die armen Prinzen allzumal,
In nie gelöschter Liebesqual!

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Wie hieß die Fee? Lili? Fragt nicht nach ihr! Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür.

Welch ein Geräusch, welch ein Gegacker,
Wenn sie sich in die Thüre stellt

Und in der Hand das Futterkörbchen hålt!
Welch ein Gequiek, welch ein Gequacker!

Alle Bäume, alle Büsche scheinen lebendig zu werden:

So stürzen sich ganze Herden

zu ihren Füßen; sogar im Bassin die Fische
Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus:
Und sie streut dann das Futter aus
Mit einem Blick- Götter zu entzücken,
Geschweige die Vestien. Da geht's an ein Picken,
An ein Schlürfen, an ein Hacken;

Sie stürzen einander über die Nacken,
Schieben sich, drängen sich, reißen sich,
Jagen sich, angsten sich, beißen sich,
Und das all um ein Stückchen Brot,
Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt,
Als hått' es in Ambrosia gesteckt.

Aber der Blick auch! Der Ton,

Wenn sie ruft: Pipi! Pipi!

Zöge den Adler Jupiters vom Thron;

Der Venus Taubenpaar,

Ja der eitle Pfau fogar,

Ich schwöre, fie támen,

Wenn sie den Ton von weitem nur vernähmen.

Denn so hat sie aus des Waldes Nacht
Einen Båren, ungeleckt und ungezogen,
Unter ihren Beschluß herein betrogen,
Unter die zahme Compagnie gebracht,
Und mit den andern zahm gemacht:
Vis auf einen gewissen Punct versteht sich!
Wie schön und ach! wie gut

Schien sie zu seyn! Ich hätte mein Blut
Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.

Ihr fagtet ich! Wie? Wer?"

Gut denn, ihr Herrn, g'rad' aus: Ich bin der Bår;

In einem Filetschurz gefangen,

An einem Seidenfaden ihr zu Füßen.

Doch wie das alles zugegangen,
Erzähl' ich euch zur andern Zeit;
Dazu bin ich zu wüthig heut.

Denn ha! steh' ich so an der Ede, Und hör' von weitem das Geschnatter, Seh' das Geflitter, das Geflatter, Kehr' ich mich um

Und brumm',

Und renne rückwärts eine Strede,

Und seh' mich um

Und brumm',

Und laufe wieder eine Strecke,

Und kehr' doch endlich wieder um.

Dann fångt's auf Einmal an zu rasen, Ein macht'ger Geist schnaubt aus der Nasen, Es wildzt die innere Natur.

Was, bu ein Thor, ein Häschen nur!

So ein Pipi! Eichhörnchen, Nuß zu knacken;
Ich straube meinen borst'gen Nacken,

Zu dienen ungewöhnt.

Ein jedes aufgestußte Bäumchen höhnt
Mich an! Ich flieh' vom Boulingreen,
Vom niedlich glatt gemähten Grase;
Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,
Ich flieh' in's dunkelste Gebüsche hin,
Durch's Gehäge zu dringen,

Ueber die Planken zu springen!
Mir versagt Klettern und Sprung,
Ein Zauber bleyt mich nieder;

Ein Zauber häkelt mich wieder,

Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genung,

!

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Dann lieg' ich an gekünftelten Cascaden,

Und kau' und wein' und wälze halb mich todt,
Und ach! es hören meine Noth

Nur porzellanene Dreadeń.

Auf Einmal! Ach, es dringt

Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!
Sie ist's, die dort in ihrer Laube singt!
Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,
Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll.
Ach singt sie wohl, daß ich sie hören soll?
Ich dringe zu, tcet' alle Sträuche nieder,
Die Büsche fliehn, die Våume weichen mir,
Und so zu ihren Füßen liegt das Thier.

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Sie sieht es an: „Ein Ungeheuer! doch drollig! Für einen Båren zu mild,

Für einen Pudel zu wild,

So zottig, tápfig, knollig!“

Sie streicht ihm mit dem Füßchen über'n Rücken;

Er denkt im Paradiese zu seyn.

Wie ihn alle sieben Sinne jücken !

Und Sie, sieht ganz gelassen drein.

Ich küff' ihre Schuhe, kau' an den Sohlen,

So sittig als ein Bår nur mag;

Eanz fachte heb' ich mich, und schwinge mich verstohlen

Leis an ihr Knie - Am günst’gen Tag

Läßt sie's geschehn, und kraut mir um die Ohren,

Und patscht mich mit muthwillig derbem Schlag;

Ich knurr', in Wonne neu geboren;

Dann fordert sie mit füßem, eitlem Spotte:

Allons tout doux! eh la menoite!

Et faites Serviteur,

Comme un joli Seigneur.

So treibt sie's fort mit Spiel und Lachen!

Es hofft der oft betrogne Thor;

Doch will er sich ein bißchen unnüß machen,
Hält sie ihn kurz als wie zuvor.

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