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60.

Preise dem Kinde die Puppen, wofür es begierig die Groschen Hinwirft; wahrlich! du wirst Krämern und Kindern ein Gott.

61.

Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein.

62.

Auf das empfindsame Volk hab' ich nie was gehalten; es werden, Kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus.

63.

Franzthum drångt in diesen verworrenen Tagen, wie ehmals Lutherthum es gethan, ruhige Bildung zurück.

64.

Wo Parteyen entstehn, hålt Jeder sich hüben und drüben;
Viele Jahre vergehn, eh' sie die Mitte vereint.

65.

Jene machen Partey; welch unerlaubtes Beginnen!
Aber unsre Partey, freilich, versteht sich von selbst."

66.

Willst du, mein Sohn, frei bleiben, so lerne was Rechtes, und halte

Dich genugsam, und nie blicke nach oben hinauf!

67.

Wer ist der edlere Mann in jedem Stande? Der stets sich Neiget zum Gleichgewicht, was er auch habe voraus.

68.

Wißt ihr, wie auch der Kleine was ist? Er mache das Kleine' Recht; der Große begehrt just so das Große zu thun.

69.

Was ist heilig? Das ist's, was viele Seelen zusammen

Bindet; bånd' es auch nur leicht, wie die Binse den Kranz.

70.

Was ist das Heiligste? Das, was, heut und ewig, die Geister, Tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht.

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Wer ist das würdigste Glied des Staats? Ein wackerer Bürger; Unter jeglicher Form bleibt er der ebelste Stoff.

72.

Wer ist denn wirklich ein Fürst? Ich hab' es immer gesehen, Der nur ist wirklich Fürst, der es vermochte zu seyn.

73+

Fehlet die Einsicht oben, der gute Wille von unten,
Führt sogleich die Gewalt, oder sie endet den Streit.

74.

Republiken hab' ich gesehen, und das ist die beste,

Die dem regierenden Theil Lasten, nicht Vortheil, gewährt.

75.

Bald, es kenne nur jeder den eigenen, gönne dem andern
Seinen Vortheil, so ist ewiger Friede gemacht.

76.

Keiner bescheidet sich gern mit dem Theile, der ihm gebühret, Und so habt ihr den Stoff immer und ewig zum Krieg.

77.

Zweyerley Arten gibt es, die treffende Wahrheit zu sagen: Oeffentlich immer dem Volk, immer dem Fürsten geheim.

78.

Wenn du laut den Einzelnen schiltst, er wird sich verstocken, Wie sich die Menge verstockt, wenn du im Ganzen sie lobst.

79.

Du bist König und Ritter, und kannst befehlen und streiten; Aber zu jedem Vertrag rufe den Kanzler herbei.

80..

Klug und thatig und fest, bekannt mit allem, nach oben

Und nach unten gewandt, sey er Minister und bleib's.

81.

Welchen Hofmannj ich ehre? Den klärsten und feinsten! Das andre, Was er noch soust besißt, kommt ihm als Menschen zu gut.

82.

Ob du der Klügste seyst: darau ist wenig gelegen;
Aber der Biederste sey, so wie bei Nathe, zu Haus.

83.*

Ob du wachst, das kümmert uns nicht, wofern du nur singest. Singe, Wächter, dein Lied schlafend wie Mehrere thun.

84.

Dießmal streust du, o Herbst, nur leichte, welkende Blåtter; Gib mir ein andermal schwellende Früchte dafür.

Wint e r.

85.

Wasser ist Körper und Boden der Fluß. Das neuste Theater Thut, in der Sonne Glanz, zwischen den Ufern sich auf.

86.

Wahrlich, es scheint nur ein Traum! Bedeutende Bilder des LebensTM Schweben, lieblich und ernst, über die Fläche, dahin.

87.

Eingefroren sahen wir so Jahrhunderte starren,

Menschengefühl und Vernunft schlich nur verborgen am Grund.

88.

Nur die Fläche bestimmt die kreisenden Bahnen des Lebens; Ist sie glatt, so vergißt Jeder die nahe Gefahr.

89.

Alle streben und eilen und suchen und fliehen einander;
Aber Alle beschränkt freundlich die glättere Bahn.

90.

Durch einander gleiten sie her, die Schüler und Meister, Und das gewöhnliche Volk, das in der Mitte sich hält.

91.

Jeder zeigt hier, was er vermag; nicht Lob und nicht Tadel Hielte diesen zurück, förderte jenen zum Ziel.

92.

Euch, Práconen des Pfuschers, des Meisters Verkleinerer,

wünscht' ich,

Mit ohnmächtiger Wuth, stumm hier am Ufer zu sehn.

93.

Lehrling, du schwankest und zauderst, und scheuest die glättere Fläche. Nur gelassen! du wirst einst noch die Freude der Bahu.

94.

Willst du schon zierlich erscheinen? und bist nicht sicher. Vergebens! Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmuth hervor.

95.

Fallen ist der Sterblichen Loos. So fällt hier der Schüler, Wie der Meister; doch stürzt dieser gefährlicher hin.

96.

Stürzt der rüstigste Läufer der Bahn, so lacht man am Ufer; Wie man bei Bier und Taback über Besiegte sich hebt.

97.

Gleite fröhlich dahin, gib Rath dem werdenden Schüler,
Freue des Meisters dich, und so genieße des Tags.

98.

Siehe, schon nahet der Frühling; das strömende Wasser verzehret Unten, der sanftere Blick oben der Sonne, das Eis.

99.

Dieses Geschlecht ist hinweg, zerstreut die bunte Gesellschaft; Schiffern und Fischern gehört wieder die wallende Fluth,

100.

Schwimme, du mächtige Scholle, nur hin! und kommst du als Scholle

Nicht hinunter, du kommst doch wohl als Tropfen in's Meer.

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