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Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,

Will dich halten,

Und das alte Holz behende

Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!

Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwey!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich athme frei!

Wehe! wehe!

Beide Theile

Stehn in Eile

Schon als Knechte

Völlig fertig in die Höhe!

Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nåsser

Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entseßliches Gewåsser!

Herr und Meister! hör' mich rufen!

Ach da kommt der Meister!

Herr, die Noth ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd' ich nun nicht los.

7

1

In die Ecke, Besen! Besen! Seyd's gewesen.

Denn als Geister

Nuft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister."

Die Braut von Corinth.

Nach Corinthus von Athen gezogen
Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt.
Einen Bürger hofft' er sich gewogen;
Beide Vater waren gaftverwandt,
Hatten frühe schon

Töchterchen und Sohn

Braut und Bräutigam voraus genannt.

Aber wird er auch willkommen scheinen,
Wenn er theuer nicht die Gunst erlauft?
Er ist noch ein Heide mit den Seinen,
Und sie sind schon Christen und getauft.
Keimt ein Glaube neu,

Wird oft Lieb' und Treu'
Wie ein böses Unkraut ausgerauft.

Und schon lag das ganze Haus im Stillen, Vater, Töchter, nur die Mutter wacht; Sie empfängt den Gast mit bestem Willen, Gleich in's Prunkgemach wird er gebracht. Wein und Essen prangt

Eh' er es verlangt:

So versorgend wünscht sie gute Nacht.

Aber bei dem wohlbestellten Effen
Wird die Lust der Speise nicht erregt;
Müdigkeit läßt Speis' und Trank vergessen,
Daß er angekleidet sich auf's Bette legt;
Und er schlummert fast,

Als ein feltner Gast

Sich zur offaen Thür herein bewegt.

Denn er sieht, bei seiner Lampe Schimmer Tritt, mit weißem Schleier und Gewand, Sittsam still ein Mädchen in das Zimmer, Um die Stirn ein schwarz- und goldues Band. Wie sie ihn erblickt,

Hebt sie, die erschrickt,

Mit Erstaunen eine weiße Hand.

Bin ich, rief sie aus, so fremd im Hause, Daß ich von dem Gaste nichts vernahm? Ach, so hält man mich in meiner Klause! Und nun überfällt mich hier die Scham. Nuhe nur so fort

Auf dem Lager dort,.

Und ich gehe schnell, so wie ich kam.

Bleibe, schönes Mädchen! ruft der Knabe, Nafft von seinem Lager sich geschwind:

Hier ist Ceres, hier ist Bacchus Gabe;
Und du bringst den Amor, liebes Kind!
Bist vor Schrecken blaß!

Liebe, komm und laß

Laß uns sehn, wie froh die Götter sind.

Ferne bleib', o Jüngling! bleibe stehen;
Ich gehöre nicht den Freuden an.

Schon der lehte Schritt ist ach! geschehen,
Durch der guten Mutter kranken Wahn,
Die genesend schwur:

Jugend und Natur

Sey dem Himmel künftig unterthan.

Und der alten Götter bunt Gewimmel Hat sogleich das stille Haus geleert. Unsichtbar wird Einer nur im Himmel, Und ein Heiland wird am Kreuz verehrt; Opfer fallen hier,

Weder Lamm noch Stier,

Aber Menschenopfer unerhört.

Und er fragt und wåget alle Worte,
Deren keines seinem Geist entgeht.
Ist es möglich, daß am stillen Orte
Die geliebte Braut hier vor mir steht?
Sey die meine nur!

Unfrer Våter Schwur

Hat vom Himmel Segen uns erfleht.

Mich erhältst du nicht, du gute Seele! Meiner zweyten Schwester gönnt man dich. Wenn ich mich in stiller Klause quåle, Ach! in ihren Armen denk' an mich,

Die an dich nur denkt,

Die sich liebend kränkt;

In die Erde bald verbirgt sie sich.

Nein! bei dieser Flamme sey's geschworen,

Gütig zeigt sie Hymen uns voraus;

Bist der Freude nicht und mir verloren, Kommst mit mir in meines Vaters Haus. Liebchen, bleibe hier!

Feyre gleich mit mir

Unerwartet unsern Hochzeitschmaus.

Und schon wechseln sie der Treue Zeichen;
Golden reicht sie ihm die Kette dar,
Und er will ihr eine Schale reichen,

Silbern, künstlich, wie nicht eine war
Die ist nicht für mich;

Doch, ich bitte dich,

Eine Locke gib von deinem Haar.

Eben schlug die dumpfe Geisterstunde Und nun schien es ihr erst wohl zu seyn. Gierig schlürfte sie mit blasfem Munde Nun den dunkel blutgefärbten Wein; Doch vom Weizenbrot,

Das er freundlich bot,

Nahm sie nicht den kleinsten Bissen ein.

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Und dem Jüngling reichte sie die Schale,
Der, wie sie, nun hastig lüstern trank.
Liebe fordert er beim stillen Mahle;
Ach, sein armes Herz war liebekrank.
Doch sie widersteht,

Wie er immer fleht,

Bis er weinend auf das Bette sank.

Und sie kommt und wirft sich zu ihm nieder; Ach, wie ungern seh' ich dich gequält!

Aber, ach! berührst du meine Glieder,

Fühlst du schaudernd, was ich dir verhehlt.

Wie der Schnee so weiß,

Aber kalt wie Eis,

Ist das Liebchen, das du dir erwählt.

Heftig faßt er sie mit starken Armen Von der Liebe Jugendkraft durchmannt: Hoffe doch bei mir noch zu erwarmen, Wär’st du selbst mir aus dem Grab gesandt! Wechselhauch und Kuß!

Liebesüberfluß!

Brennst du nicht und fühlest mich entbrannt?

Liebe schließet fester sie zusammen,

Thränen mischen sich in ihre Luft;

Gierig saugt sie seines Mundes Flammen,

Eins ist nur im Andern sich bewußt.

Seine Liebeswuth

Wärmt ihr starres Blut,

Doch es schlägt kein Herz in ihrer Brust.

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