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Die wandlende Gloce.

Es war ein Kind, das wollte nie Zur Kirche sich bequemen,

und Sonntags fand es stets ein Wie, Den Weg in's Feld zu nehmen.

Die Mutter sprach: Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,

Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich hohlen.

Das Kind es denkt: die Glocke hångt
Da droben auf dem Stuhle.
Schon hat's den Weg in's Feld gelenkt,
Als lief es aus der Schule.

Die Glocke Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt.

Doch welch ein Schrecken hinterher!
Die Glocke kommt gewackelt.

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
Das arme Kind im Schrecken

Es lauft, es kommt, als wie im Traum;
Die Glocke wird es decken.

Doch nimmt es richtig seinen Husch
Und mit gewandter Schnelle

Eilt es durch Anger, Feld und Busch

Zur Kirche, zur Kapelle.

und jeden Sonn- und Feyertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag
Nicht in Person sich ladea.

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Der getreue Ecart.

O wären wir weiter, o wår' ich zu Haus!
Sie kommen. Da kommt schon der nächtliche Graus,
Sie sind's die unholdigen Schwestern.

Sie streifen heran und sie finden uns hier,
Sie trinken das mühsam gehohlte das Bier,
Und lassen nur leer uns die Krüge.

So sprechen die Kinder und drücken sich schnell;
Da zeigt sich vor ihnen ein alter Gesell:
Nur stille, Kind! Kinderlein, stille!

Die Hulden sie kommen von durstiger Jagd
Und laßt ihr sie trinken wie's jeder behagt,
Dann sind sie euch hold die Unholden.

Gesagt so geschehn! und da naht sich der Graus
Und siehet so grau und so schattenhaft aus,
Doch schlürft es und schlampft es auf's beste.
Das Bier ist verschwunden, die Krüge find leer;
Nun saust es und braus't es, das wüthige Heer,
In's weite Gethal und Gebirge.

Die Kinderlein ängstlich gen Hause so schnell, Gesellt sich zu ihnen der fromme Gesell: Ihr Prippchen, nur seyd mir nicht traurig. Wir kriegen nun Schelten und Streich' bis aufs Blut. Nein keineswegs, alles geht herrlich und gut, Nur schweiget und horchet wie Mäuslein.

Und der es euch anråth und der es befiehlt,

Er ist es, der gern mit den Kindelein spielt,
Der alte Getreue, der Eckart.

Vom Wundermann hat man euch immer erzählt, ·
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt,

Die habt ihr nun köstlich in Händen.

Sie kommen nach Hause, sie seßen den Krug Ein jedes den Aeltern bescheiden genug

Und harren der Schläg' und der Schelten.
Doch siehe man kostet: ein herrliches Bier !
Man trinkt in die Runde schon dreymal und vier
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.

Das Wunder es dauert zum morgenden Tag. Doch fraget wer immer zu fragen vermag: Wie ist's mit den Krügen ergangen? Die Mäuslein sie lächeln, im Stillen ergeßt; Sie stammeln und stottern und schwaßen zuleßt Und gleich sind vertrocknet die Krüge.

Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht
Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht,
So horchet und folget ihm púnctlich!

Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut,
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut;
Dann füllt sich das Bier in den Krügen.

Der Lodtentanz.

Der Thürmer der schaut zu Mitten der Nacht

Hinab auf die Gråber in Lage;

Der Mond der hat alles in's Helle gebracht;
Der Kirchhof er liegt wie am Tage.

Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
In weißen und schleppenden Hemden. -

Das reckt nun, es will sich ergehen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,

So arm und so jung, und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze.

Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut,
Sie schütteln sich alle, da liegen zerstreut
Die Hemdelein über den Hügeln.

Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, Geberden da gibt es vertrackte;

Dann flippert's und klappert's mitunter hinein,
Als schlug' man die Hölzlein zum Tacte.

Das kommt nun dem Thürmer so lächerlich vor;
Da raunt ihm der Schalt der Versucher in's Ohr:
Geh! hole dir einen der Laken.

Gethan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
Nun hinter geheiligte Thüren.

Der Mond und noch immer er scheinet so hell
Zum Tanz, den sie schauderlich führen.
Doch endlich verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher
Und husch ist es unter dem Rasen.

Nur einer der trippelt und stolpert zuleht
Und tappet und grapst an den Grüften;
Doch hat kein Geselle so schwer ihn verleßt;
Er wittert das Tuch in den Lüften.

Er rüttelt die Thurmthür, sie schlägt ihn zurück
Geziert und gesegnet, dem Thürmer zum Glück,
Sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein langes Besinnen,

Den gothischen Zierrath ergreift nun der Wicht
Und klettert von Zinne zu Zinnen.

Nun ist's um den armen, den Thürmer gethan!
Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen Spinnen vergleichbar.

Der Thürmer erbleichet, der Thürmer erbebt, Gern' gåb er ihn wieder den Laken.

Da häckelt

jezt hat er am långsten gelebt

Den Zipfel ein eiserner Zacken.

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Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,
Die Glocke sie donnert ein mächtiges Eins
Und unten zerschellt das Gerippe.

Die erste Walpurgisn a ch t.

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Ein Druide.

Es lacht der May!
Der Wald ist frei

Von Eis und Reifgehänge.

Der Schnee ist fort;

Am grünen Ort

Erschallen Lustgesånge.

Ein reiner Schnee

Liegt auf der Höh;

Doch eilen wir nach oben,

Begehn den alten heil'gen Brauch

Allvater dort zu loben.

Die Flamme lodre durch den Rauch!

So wird das Herz erhoben.

Die Druiden.

Die Flamme lodre durch den Rauch!
Begeht den alten heil'gen Brauch,

Allvater dort zu loben!

Hinauf! hinauf nach oben!

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