Damötas und Phyllis. Damötas war schon lange Zeit Er sprach: Zwey Bänder geb ich dir. Auch soll kein Wärten mich verdriessen ; Versprich nur, schöne Phyllis, mir, Mich diesen Sommer noch zu küssen. Sie sieht sie an, er hofft sein Glück; Sie lobt sie, und giebt sie zurück. Er bot ein Lamm, noch zwey darauf, Dann zehn, dann alle seine Heerden. So viel? Dieß ist ein theurer Kauf. Nun wird sie doch gewonnen werden? Doch nichts nahm unsre Phyllis ein; Mit finstrer Stirne sprach sie: Nein! Wie? rief Damötas ganz erhigt, Die Spröde lacht; der Schäfer geht, Wie roth, spricht Phyllis, ist sein Mund! Sie sieht sich dreymal schüchtern um, Hier steht nunmehr das gute Kind; Wie süsse muß ein Kuß nicht seyn! Denn Phyllis kömmt noch einmal wieder, Scheint minder sich, als erst, zu scheun, Und läßt sich bey dem Schäfer nieder; Gellert I. 6 Sie küßt, und nimmt sich nicht in Ucht; O! fieng Damöt halb schlafend an, Jedoch, was giebst du mir, Damöt? Die Widersprecherinn. Ismene hatte noch, bey vielen andern Gaben, Auch diese, daß sie widersprach. Man sagt es überhaupt den guten Weibern nach, Daß alle diese Tugend haben; Doch, wenns auch tausendmal der ganze Weltkreis spricht: So halt ichs doch für ein Gedicht, Und sag es öffentlich, ich glaub es ewig nicht. Ich bin ja auch mit mancher Frau bekannt, Ich hab es oft versucht, und manche schön genannt, So häßlich sie auch war, bloß, weil ich haben wollte, Allein sie widersprach mir nicht. Und also ist es falsch, daß jede widerspricht. Igt komm ich wieder zu Ismenen. Es war gewiß, sie widersprach. Einst saß sie mit dem Mann bey Tische; Sie aßen unter andern Fische, Mich deucht, es war ein grüner Hecht. Mein Engel, sprach der Mann, mein Engel, ist mir recht: So ist der Fisch nicht gar zu blau gesotten. Das, rief sie, hab ich wohl gedacht, So gut man auch die Anstalt macht: So finden Sie doch Grund, der armen Frau zu spotten. So wie dem welschen Hahn, dem man was rothes zeigt, Ihr Haar bewegte sich, stieg voller Zorn empor, und stieß, indem es stieg, das Nachtzeug von dem Ohr. Drauf fieng sie zitternd an: Ich, Mann! ich, deine Frau, Ich sag es noch einmal, der Hecht war gar zu blau. Sie nimmt das Glas und trinkt. O! laßt sie doch nicht trinken! Ihr Liebster geht, und sagt kein Wort; Kaum aber ist ihr Liebster fort: So sieht man sie in Ohnmacht sinken. Wie konnt es anders seyn? Gleich auf den Zorn zu trinken! Ein plögliches Geschrey bewegt das ganze Haus; Man bricht der Frau die Daumen aus; Man streicht sie kräftig an; kein Balsam will sie stärken. Nichts kann den Geist ihr wiedergeben. Man ruft den Mann; er kömmt, und schreyt: Du stirbst, mein Leben Du stirbst? Ich armer Mann! Ach! meine liebe Frau, Wer hieß mich dir doch widerstreben! Ach, der verdammte Fisch! Gott weis, er war nicht blau. Blau war er, rief sie aus, willst du dich noch nicht geben? So that der Geist des Widerspruchs Mehr Wirkung, als die Kraft des heftigsten Geruchs! |