Der Proceß. Ja, ja Processe müssen seyn! Was sprecht ihr, Nachbar? Dieser Rein, Der sollte, meynt ihr, euer seyn ? Nein, er gehört zu meinen Hufen. ,,Nicht doch, Gevatter! nicht, ihr irrt; ,,Ich will euch zwanzig Zeugen rufen, Von denen jeder sagen wird, ,,Daß lange vor der Schwedenzeit Gevatter, ihr seyd nicht gescheit! Das Recht, das soll den Ausspruch thun. So meid ich lieber Gut und Land.' Der Zorn bringt ihn zu schnellen Schritten, Allein, Herr Glimpf, sein Advocat, Sonst werd ich, diesen Schimpf zu rächen, Ich sag es noch einmal, Kunz holt Herr Glimpfen ein, Greift in den Zaum, und grüßt Herr Glimpfen. Herr! fängt er ganz erbittert an, Mein Nachbar, der infame Mann, Der Schelm, ich will ihn zwar nicht schimpfen; Der, spricht der Narr, der wäre sein. Allein den will ich sehn, der mich darum betrüget. Herr, fuhr er fort, Herr, meine beste Kuh, Sechs Scheffel Haber noch dazu! (Hier wicherte das Pferd vor Freuden.) O! dient mir wider ihn, und helft die Sach entscheiden. Kein Mensch, verseht Herr Glimpf, dient freudiger, als ich. Der Nachbar hat nichts einzuwenden, Ihr habt das größte Recht in Händen; Aus euren Reden zeigt es sich. Genug, verklagt den Ungestümen! Dieß thut kein ehrlicher Jurist; Ob ein Proceß, seit zwanzig Jahren, Ich will euch eure Sache führen, Ein Wort, ein Mann! ihr sollt sie nicht verlieren. Wie hißig wird der Streit getrieben! Ey, Kunz, das Ding geht ziemlich schlecht: Ich weis zwar wenig von dem Rechte; Du hättest nicht das größte Recht. Manch widrig Urtheil kömmt; doch laßt es widrig klingen! Glimpf muntert den Clienten auf: ,,Laßt dem Processe seinen Lauf, ,,Ich schwör euch, endlich durchzubringen; ,,Doch Herr, ich hör es schon; ich will das Geld gleich bringen. Kunz borgt manch Capital. Fünf Jahre währt der Streit; Allein, warum so lange Zeit? Dieß, Leser, kann ich dir nicht sagen, Ein legtes Urtheil kömmt. O seht doch, Kunz gewinnt! Er hat zwar viel dabey gelitten; Allein was thuts, daß Haus und Hof verstritten, Und Haus und Hof schon angeschlagen sind? Genug, daß er den Rein gewinnt. ! ruft er, lernt von mir, den Streit aufs höchste treiben, Ihr seht ja, Recht muß doch Recht bleiben! Der Bettler. Ein Bettler kam mit bloßem Degen In eines reichen Mannes Haus, Ich, sprach er, kenn ihr christlich Herze; An ihres Nächsten Elend Theil. Ich weis, mein Flehn wird sie bewegen! Sie sehn, ich fordre nichts mit unbescheidenheit; Nein, ich verlasse mich (hier wies er ihm den Degen,) Allein auf ihre Gütigkeit. Dieß ist die Art lobgieriger Scribenten, Sie geben uns mit vielen Complimenten Der Autor will den Beyfall nicht erpressen; So zeigt er uns zu gleicher Zeit In beiden Händen Krieg und Streit. Das Pferd und die Bremse. Ein Gaul, der Schmuck von weissen Pferden, Von Schenkeln leicht, schön von Gestalt, Und, wie ein Mensch, stolz in Geberden, Trug seinen Herrn durch einen Wald; Als mitten in dem stolzen Gange Ihm eine Brems entgegen zog, Und durstig auf die nasse Stange An seinem blanken Zaume flog. Sie leckte von dem heissen Schaume, Der heeficht am Gebisse floß; Geschmeiße! sprach das wilde Roß, Du scheust dich nicht vor meinem Zaume? Wo bleibt die Ehrfurcht gegen mich? Wie? darfst du wohl ein Pferd erbittern? Ich schüttle nur: so mußt du zittern. Es schüttelte, die Bremse wich. |