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Durch Jesum rein von Missethat,
Sind wir nun Gottes Kinder.
Wer solche Hoffnung zu ihm hat,
Der flieht den Rath der Sünder;
Folgt Christi Beyspiel, als ein Christ,
Und reinigt sich, wie Er rein ist.

Alsdann bin ich Gott angenehm,
Wenn ich Gehorsam übe.
Wer die Gebote hält, in dem
Ist wahrlich Gottes Liebe.

Ein täglich thätig Christenthum,

Das ist des Glaubens Frucht und Ruhm.

Der bleibt in Gott, und Gott in ihm, Wer in der Liebe bleibet.

Die Lieb ists, die die Cherubim,
Gott zu gehorchen, treibet.

Gott ist die Lieb; an seinem Heil

Hat ohne Liebe niemand Theil.

Warnung vor der Wollust.

Der Wollust Reiz zu widerstreben, Dieß, Jugend, liebst du Glück und Leben, Laß täglich deine Weisheit seyn. Entflieh der schmeichelnden Begierde; Sie raubet dir des Herzens Zierde,

Und ihre Freuden werden Pein.

Laß, ihr die Nahrung zu verwehren, Nie Speis und Trank dein Herz beschweren, und sey ein Freud der Nüchternheit. Versage dir, dich zu besiegen, Auch öfters ein erlaubt Vergnügen, und steure deiner Sinnlichkeit.

Laß nicht dein Auge dir gebieten;
und sey, die Wolluft zu verhüten,
Stets schamhaft gegen deinen Leib.
Entflieh des Wiglings freyen Scherzen
Und such im Umgang edler Herzen
Dir Beyspiel, Wig und Zeitvertreib.

Der Mensch, zu Fleiß und Arbeit träge,
Fällt auf des Müßigganges Wege
Leicht in das Netz des Bösewichts.
Der Unschuld Schuhwehr sind Geschäffte.
Entzieh der Wollust ihre Kräfte
Im Schweiße deines Angesichts.

Erwacht ihr Trieb, dich zu bekämpfen: So wach auch du, ihn früh zu dämpfen, - Eh er die Freyheit dir verwehrt. Ihn bald in der Geburt ersticken, Ist leicht; schwer ists, ihn unterdrücken, Wenn ihn dein Herz zuvor genährt.

Oft kleiden sich des Lasters Triebe

In die Gestalt erlaubter Liebe,
und du erblichst nicht die Gefahr.
Ein langer Umgang macht dich freyer;
und oft wird ein verbotnes Feuer

Aus dem, was Anfangs Freundschaft war.

Dein fühlend Herz wird sichs verzeihen; Es wird des Lasters Ausbruch scheuen, Indem es seinen Trieb ernährt.

Du wirst dich stark und sicher glauben, und kleine Fehler dir erlauben,

Bis deine Tugend sich entehrt.

Doch nein, du sollst sie nicht entehren,
Du sollst dir stets die That verwehren;
Ist drum dein Herz schon tugendhaft?
Ists Sünde nur, die That vollbringen?
Sollst du nicht auch den Trieb bezwingen,
Nicht auch den Wunsch der Leidenschaft?

Begierden sind es, die uns schänden;
Und ohne daß wir sie vollenden,
Verlegen wir schon unsre Pflicht.
Wenn du vor ihnen nicht erröthest,
Nicht durch den Geist die Lüste tödtest!
So rühme dich der Keuschheit nicht!

Erfülle dich, scheinst du zu wanken,
Oft mit dem mächtigen Gedanken:
Die Unschuld ist der Seele Glück.
Einmal verscherzt und aufgegeben,
Verläßt sie mich im ganzen Leben,
und keine Reu bringt sie zurück.

Denk oft bey dir: Der Wollust Bande
Sind nicht nur dem Gewissen Schande,
Sie sind auch vor der Welt ein Spott.
und könnt ich auch in Finsternissen
Den Greul der Wollust ihr verschliessen:
So sieht und findet mich doch Gott.

Die Wollust kürzt des Lebens Tage,
und Seuchen werden ihre Plage,
Da Keuschheit Heil und Leben erbt.
Ich will mir dieß ihr Glück erwerben.
Den wird Gott wiederum verderben,
Wer seinen Tempel hier verderbt.

Wie blühte nicht des Jünglings Jugend!
Doch er vergaß den Weg der Tugend;
Und seine Kräfte sind verzehrt.
Verwesung schändet sein Gesichte,
Und predigt schrecklich die Geschichte
Der Lüste, die den Leib verheert.

So rächt die Wollust an den Frechen
Früh oder später die Verbrechen,
Und züchtigt dich mit harter Hand.
Ihr Gift wird dein Gewissen quälen;
Sie raubet dir das Licht der Seelen,
Und lohnet dir mit Unverstand.

Sie raubt dem Herzen Muth und Stärke,
Raubt ihm den Eifer edler Werke,
Den Adel, welchen Gott ihm gab;
Und unter deiner Lüste Bürde
Sinkst du von eines Menschen Würde
Zur Niedrigkeit des Thiers herab.

Drum fliehe vor der Wollust Pfade,
Und wach und rufe Gott um Gnade,
um Weisheit in Versuchung an.
Erzittre vor dem ersten Schritte;
Mit ihm sind schon die andern Tritte
Zu einem nahen Fall gethan.

Morgengefang.

Mein erst Gefühl sey Preis und Dank;
Erheb ihn, meine Seele!
Der Herr hört deinen Lobgesang;
Lobsing ihm, meine Seele!

Mich selbst zu schüßen, ohne Macht,
Lag ich und schlief im Frieden.
Wer schafft die Sicherheit der Nacht,
Und Ruhe für die Müden?

Wer wacht, wenn ich von mir nichts weis,
Mein Leben zu bewahren?

Wer stärkt mein Blut in seinem Fleiß,
Und schüßt mich vor Gefahren?

Wer lehrt das Auge seine Pflicht,
Sich sicher zu bedecken?

Wer ruft dem Tag und seinem Licht,
Die Seele zu erwecken?

Du bist es, Herr und Gott der Welt,
und dein ist unser Leben.

Du bist es, der es uns erhält,
Und mirs ist neu gegeben.

Gelobet seyst du, Gott der Macht,
Gelobt sey deine Treue!
Daß ich nach einer sanften Nacht
Mich dieses Tags erfreue.

Laß deinen Segen auf mir ruhn,
Mich deine Wege wallen;
und lehre du mich selber thun

Nach deinem Wohlgefallen.

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