Dieß ist mein Dank, dieß ist sein Wille. Gott! laß deine Güt und Liebe Mir immerdar vor Augen seyn! Das natürliche Verderben des Menschen. Wer bin ich von Natur, wenn ich mein Innres prüfe? Der Weisheit erster Schritt ist, seine Thorheit kennen; Voll Eigenlieb und Stolz will sichs nicht strafbar nennen, Der Neu entgehn, doch nicht den Fehler fliehn. Wahr ists, ich find in mir noch redendes Gewissen, In der Vernunft noch Kenntniß meiner Pflicht. Doch schwaches Licht, das mir den Reiz der Tugend zeiget, Ein Richter in mir selbst stört oft des Herzens Ruhe; Verstellung, die ich doch an meinem Nächsten hasse, Wenn ich im falschen Licht mich andern sehen lasse, Ich weis, daß der Besik der Güter dieser Erden Doch bleiben sie mein Wunsch; und um beglückt zu werden, Ich weis, wie groß es sey, aus Ueberlegung handeln, Und handle doch aus finnlichem Gefühl. Durch falschen Schein getäuscht, eit ich, ihm nachzuwandeln, und Leidenschaft und Irrthum steckt mein Ziel. Ein gegenwärtig Gut versäum ich zu geniessen, Im Glücke bin ich stolz, verzagt in Kümmernissen, und ohne Ruh um Ruhe stets bemüht. Mein Nächster hat ein Recht auf viele meiner Pflichten; Nicht Liebe gegen Gott heißt mich dem Nächsten dienen, Aus ihnen fließt Betrug, Verstellung; und in ihnen Findt Neid und Haß, und Stolz und Härte Schuß. Gott ehren ist mein Ruf. Wenn ich den Ruf betrachte, Und heißt ihr Anblick mich auf seine Weisheit schliessen, Er schenkt mir so viel Guts*). Gebrauch ich seine Güte Nein, durch den Mißbrauch selbst verschließ ich mein Gemüthe Oft sagt mir mein Verstand, daß des Ullmächtgen Gnade Und welche Schulden ich auf mein Gewissen lade, *) Glück 1757. **) Heit 1757. Und doch, o Gott! wie oft geb ich dieß Glück der Seelen, Dir werth zu seyn, für kindischen Gewinn, Gott ist der Herr der Welt; auf seine Hülfe bauen, Dieß ist des Menschen Herz. Wer hat dieß Herz verheeret? So kam es nicht, o Gott! aus deiner Hand. Der Mensch durch eigne Schuld hat seine Würd entehret; und beides fiel, sein Herz und sein Verstand. Doch so verderbt wir sind, so schwach, uns selbst zu heilen; Läßt durch sein heilig Wort ung neue Kraft ertheilen, Und du willst dieser Kraft, o Mensch! dich widersehen? Und willst des größten Glücks dich selber unwerth schägen? Der Weg des From men. Wer Gottes Wege geht, nur der hat großen Frieden, Er widersteht der bösen Lust; Er kämpft, und ist des Lohns, den Gott dem Kampf beschieden, Ist seiner Tugend sich bewußt. Er merkt auf seinen Gang, geht ihn mit heilgem Muthe, Wird aus der Schwachheit stark, und liebt und schmeckt das Gute, Ihn hat er allezeit vor Augen und im Herzen, Prüft täglich sich vor seinem Thron, Bereut der Fehler Zahl, und tilgt der Sünden Schmerzen Getreu in seinem Stand, genießt er Gottes Gaben, Und ist, wenn andre gleich viel Weins und Kornes haben, Schenkt seine Hand ihm viel: so wird er vielen nügen, Des Freundes Glück erhöhn, verlaßne Tugend schüßen, Ihm ist es leichte Laft, die Pflichten auszuüben, Die Liebe gegen Gott heißt ihn die Menschen lieben; |