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Bitten.

Gott, deine Güte reicht so weit,
So weit die Wolken gehen;

Du krönst uns mit Barmherzigkeit,
Und eilst, uns beyzustehen.

Herr, meine Burg, mein Fels, mein Hort,
Vernimm mein Flehn, merk auf mein Wort;
Denn ich will vor dir beten!

Ich bitte nicht um Ueberfluß

Und Schäße dieser Erden.

Laß mir, so viel ich haben muß,
Nach deiner Gnade werden.

Gieb mir nur Weisheit und Verstand,
Dich, Gott, und den, den du gesandt,
Und mich selbst zu erkennen.

Ich bitte nicht um Ehr und Ruhm,
So sehr sie Menschen rühren;
Des guten Namens Eigenthum

Laß mich nur nicht verlieren.

Mein wahrer Ruhm sey meine Pflicht,
Der Ruhm vor deinem Angesicht,

und frommer Freunde Liebe.

25

Gellert I.

So bitt ich dich, Herr Zebaoth,
Auch nicht um langes Leben.
Im Glücke Demuth, Muth in Noth,
Das wollest du mir geben.

In deiner Hand steht meine Zeit:
Laß du mich nur Barmherzigkeit
Vor dir im Tode finden.

Danklied.

Du bists, dem Ruhm und Ehre gebühret;
Und Ruhm und Ehre bring ich dir.
Du, Herr, hast stets mein Schicksal regieret,
und deine Hand war über mir.

Wenn Noth zu meiner Hütte sich nahte:
So hörte Gott, der Herr, mein Flehn,
und ließ, nach seinem gnädigen Rathe,
Mich nicht in meiner Noth vergehn.

Ich sank in Schmerz und Krankheit danieder,
und rief: Herr, errette mich!
Da half mir Gott, der Mächtige, wieder,
Und mein Gebein erfreute sich.

Wenn mich der Haß des Feindes betrübte:
Klagt ich Gott kindlich meinen Schmerz.

Er half, daß ich nicht Rache verübte,

und stärkte durch Geduld mein Herz.

Wenn ich, verirrt vom richtigen Pfade,
Mit Sünde mich umfangen sah:
Rief ich zu ihm, dem Vater der Gnade;
Und seine Gnade war mir nah.

Um Trost war meiner Seele so bange;
Denn Gott verbarg sein Angesicht.
Ich rief zu ihm: Uch Herr, wie so lange?
Und Gott verließ den Schwachen nicht.

Er half, und wird mich ferner erlösen.

Er hilft; der Herr ist fromm und gut. Er hilft aus der Versuchung zum Bösen, und giebt mir zu der Tugend Muth.

Dir dank ich für die Prüfung der Leiden,
Die du mir liebreich zugeschickt.
Dir dank ich für die häufigern Freuden,
Womit mich deine Hand beglückt.

Dir dank ich für die Güter der Erden,
Für die Geschenke deiner Treu.
Dir dank ich; denn du hießest sie werden,
Und deine Güt ist täglich neu.

Dir dank ich für das Wunder der Güte;
Selbst deinen Sohn gabst du für mich.
Von ganzer Seel und ganzem Gemüthe,
Von allen Kräften preis ich dich.

Erhebt ihn ewig, göttliche Werke!

Die Erd ist voll der Huld des Herrn. Sein, sein ist Ruhm und Weisheit und Stärke; Er hilft und er errettet gern.

Er hilft. Des Abends währet die Klage,
Des Morgens die Zufriedenheit.
Nach einer Prüfung weniger Tage
Erhebt er uns zur Seligkeit.

Vergiß nicht deines Gottes, o Seele!
Vergiß nicht, was er dir gethan.
Verehr und halte seine Befehle,
und bet ihn durch Gehorsam an!

Das Gebet.

Dein Heil, o Christ, nicht zu verscherzen,

Sey wach und nüchtern zum Gebet!
Ein Flehn aus reinem guten Herzen
Hat Gott, dein Vater, nie verschmäht.
Erschein vor seinem Angesichte

Mit Dank, mit Demuth, oft und gern,
Und prüfe dich in seinem Lichte,
und klage deine Noth dem Herrn.

Welch Glück, so hoch geehrt zu werden, Und im Gebet vor Gott zu stehn! Der Herr des Himmels und der Erden, Bedarf der eines Menschen Flehn? Sagt Gott nicht: Bittet, daß ihr nehmet? Ist des Gebetes Frucht nicht dein? Wer sich der Pflicht zu beten schämet, Der schämt sich Gottes Freund zu seyn.

Sein Glück von seinem Gott begehren,
Ist dieß denn eine schwere Pflicht?
Und seine Wünsche Gott erklären,
Erhebt dieß unsre Seele nicht?

Sich in der Furcht des Höchsten stärken,
In dem Vertraun, daß Gott uns liebt,
Im Fleiß zu allen guten Werken,
Ist diese Pflicht für dich betrübt?

Bet oft in Einfalt deiner Seelen; Gott sieht aufs Herz, Gott ist ein Geist. Wie können dir die Worte fehlen, Wofern dein Herz dich beten heißt? Nicht Töne sinds, die Gott gefallen, Nicht Worte, die die Kunst gebeut. Gott ist kein Mensch. Ein gläubig Lallen, Das ist vor ihm Beredsamkeit.

Wer das, was uns zum Frieden dienet, Im Glauben fucht, der ehret Gott, Wer das zu bitten sich erkühnet, Was er nicht wünscht, enteḥret Gott. Wer täglich Gott die Treue schwöret, Und dann vergißt, was er beschwur; und klagt, daß Gott ihn nicht erhöret, Der spottet seines Schöpfers nur.

Bet oft zu Gott, und schmeck in Freuden,

Wie freundlich er, dein Vater, ist.

Bet oft zu Gott, und fühl in Leiden,

Wie göttlich er das Leid versüßt.

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