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Wenn andre Schriftsteller, bey ihren Zueignungsschriften an die Fürsten, oft wegen der Wahl ihres Innhalts ungewiß seyn müssen: so kann ich denselben bey der meinigen nicht einen Augenblick verkennen. Ich darf ihn nicht erst durch Scharfsinn aufsuchen; die Pflicht und mein Herz giebt mir ihn selbst ein. ,,Danke deinem Fürsten öffentlich und ehrerbietigst für die bes sondern Merkmale seiner Gnade, deren er dich gewürdiget hat!" so ruft mir mein Herz zu. Und welche Pflicht fordert weniger Kunst und Beredsamkeit, als die Pflicht eines dankbaren Unterthans gegen seinen großmüthigen und ihm theuersten Fürsten?

Em. Churfürstl. Durchl. haben mich nicht allein mit schäßbaren Denkmalen Dero Gnade beehret, die für meinen Fleiß eine tägliche Ermunterung sind; sondern Sie haben auch, aus eigner hohen Bewegniß, von dem ersten Anfange Dero preiswürdigsten Regierung an, für meine Ruhe, ja noch unlängst für die Befestigung meiner schwachen Gesundheit,

Gott schen

ke Ihnen dafür die Gesundheit, die mir mangelt! eine so ausnehmende Sorgfalt getragen, als wohl noch kein Fürst für Gellert I.

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einen kranken Lehrer auf seinen Akademien bezeigt hat. Für alle diese Wohlthaten danke ich Ihnen, Großmüthiger und Wohlthätiger Fürst, öffentlich, vor aller Welt, mit einem Herzen voll Ehrfurcht und Liebe.

Aber höher, als alle diese Wohlthaten, so groß sie auch für mich sind, schäße ich das Vertrauen, das Ew. Churfürstl. Durchl. seit einigen Jahren bewogen hat, mir einige unvollkommene moralische Manuscripte abzufordern, um Sich, (erlauben Sie gnädigst, daß ich der Welt Dero eignen Worte, die für einen jungen Fürsten mehr als die beredtesten Lobsprüche sind, sagen darf,) um Sich daraus zu belehren. Für dieses Glück, das mir den Trost giebt, nicht ganz umsonst gelebt zu haben, danke ich Ihnen, Würdigster Fürst und Herr, öffentlich, vor aller Welt, mit einem Herzen voll Ehrfurcht, Bewunderung und ewiger Liebe; und bitte Gott, daß er Sie ein Beyspiel der Weisheit, Tugend und Glückseligkeit unter den Fürsten seyn lasse, und Sie und Dero würdigste Gemahlinn mit einem langen und dem zufriedensten Leben, nach dem Wunsche und zur Wohlfahrt aller treuen Sachsen, beglücken und segnen wolle. Mit diesen Gesinnungen der Ehrfurcht, der Dankbarkeit und Liebe überreiche ich Ihnen in tiefster Unterthänigkeit die Sammlung meiner geringen Schriften, und verharre bis an das Ende meines Lebens

Em. Churfürstl. Durchl.

Leipzig, den 16. April,

1769,

unterthänigster trengehorsamster

Christian Fürchtegott Gellert.

Vorbericht

zur Auflage meiner Schriften vom Jahre 1769.

a ich bey der neuen Auflage meiner Schriften, welche die Herren Verleger für nöthig befunden, aus Mangel der Gesundheit und der Kräfte nicht im Stande gewesen bin, denselben die Verbesserungen zu geben, die ich wohl gewünschet: so würde ich einen guten Theil dieser meiner Schriften lieber ganz zurück genommen haben, wenn mir dieses Recht darüber zustünde. Ich muß sie also dem Publico so überlassen, wie es sie zeither mit seinem Beyfalle aufgenommen hat, und hoffen, daß so wohl ihre Mängel überhaupt, als auch einige jugendliche Stellen meiner ersten Aufsäge, wenn das Uebrige nüglich ist, leicht ferner Nachsicht erhalten werden. Nur in den Lustspielen, die bey der Vorstellung am ersten unglückliche Wirkungen auf das Herz thun können, habe ich einige Veränderungen vorgenommen; und kein Autor kann in Absicht auf die Ehre der guten Sitten und des Geschmacks zu vorsichtig und strenge seyn. Außerdem hat diese neue Ausgabe nunmehr den Vortheil, daß sie von den sehr häufigen Druckfehlern der vorigen Auflagen durch den Dienst meines Freundes, des Herrn Kreissteuereinnehmer Weiße, und meines

Amanuensis, des Herrn Gödick, sorgfältig ist gereiniget worden; ein Dienst, für den ich beiden hier laut danken muß. Ferner hat diese Ausgabe in fünf kleinen Bänden auch die Bequemlichkeit, daß diejenigen Schriften, die zu Einer Classe gehören, oder einander doch nicht entgegen stehen, jedesmal in Einen Band find gestellet worden. Der legte hat drey neue Zusäße bekommen; die aber für die vorigen Ausgaben auch bereits einzeln abgedruckt werden.

Wenn endlich dieses oder jenes meiner Werke zur Ausbreitung der Weisheit und Tugend unter den Menschen bisher beförderlich gewesen ist, und künftig noch seyn sollte; welche Freude für mich, die ich um das Glück und den Beyfall der ganzen Erde nicht hingäbe! und welchen demüthigen Dank bin ich so Glücklicher, und doch Unwürdiger, dem Geber aller guten Gaben ewig dafür schuldig! Leipzig, im Aprilmonate, 1769.

C. F. Gellert.

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