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Was braucht wohl ein Hanns Nord, versehn zum Bücherschmieren, Was braucht er, um dich zu verführen ?

Ein wunderbares Titelblatt,

Das den Betrug schon bey sich hat.

Er will die ganze Welt durch Goldtinctur curiren;
Durch einen Schluß dich klug und glücklich demonstriren;
Sein gründlich Wörterbuch erspart dir das Studiren;
Er lehrt ohn Umgang dich die Kunst zu conversiren;
Er lehrt dich, ohne Müh sinnreich poetisiren;
Dich ohne Kosten Wirthschaft führen;

Und glücklich läßt du dich das Wunderbare rühren,
Erstaunst und eilst, und kaufst und liest,
Was denn? daß du betrogen bist.

Der alte Dichter und der junge Criticus.

Ein Jüngling stritt mit einem Alten

Sehr lebhaft über ein Gedicht.

Der Alte hielts für schön; der Jüngling aber nicht,
und hatte Recht, es nicht für schön zu halten.
Er wies dem Alten, Schritt für Schritt,

Hier bald das Matte, dort das Leere,

Und dachte nicht, daß der, mit dem er stritt,
Der Autor des Gedichtes wäre.

Gellert I.

15

Wie, sprach der Alte, ganz erhißt,

Sie tadeln Ausdruck und Gedanken?

Mein Herr, Sie sind zu jung, mit einem Mann zu zanken,
Den Fleiß, Geschmack und Alter schüßt.

Da man Sie noch im Arm getragen,
Hab ich der Kunst schon nachgedacht.
und kurz: was würden Sie wohl sagen,
Wenn ich die Verse selbst gemacht?

Ich, sprach er, würde, weil Sie fragen,
Ich würde ganz gelassen sagen,

Daß man, Geschmack und Dichtkunst zu entweihn,
Oft nichts mehr braucht, als alt und stolz zu seyn.

Alcest.

[S. Elite de bons mots, T. II. p. 47.]

Durch unglück mehr, als durch Versehn,
Verlor Alcest im Handel sein Vermögen.
Er saß bereits der Schulden wegen.

Kein Freund erschien, ihm beyzustehn,
So viel in London ihrer waren.

Sein Sohn allein, noch in des Jünglings Jahren,

Wagts, seine Freyheit zu erflehn.

Er wagt sich zärtlich vor Valeren,

Der dem Alcest das meiste Geld geliehn,

Und bittet mit den treusten Zähren,

Die schamhaft von den Wangen fliehn,

Dem Vater doch das Glück der Freyheit zu gewähren.

Nein, spricht Valer, mit meinem Willen nicht. Soll mich ein jeder Bösewicht

um so viel tausend Pfund betrügen?

Bezahlet mich dein Vater nicht:

So soll er nie die Freyheit wieder kriegen.

Bestürmt von Schaam, von Zärtlichkeit und Pflicht, Wirft sich der Sohn zu seinen Füßen.

O! Gott, was hab ich hören müssen!
Schmäht meinen armen Vater nicht.
Unglücklich ist er nur; allein kein Bösewicht,
Laßt mich an seiner Statt verschließen:

Ich weiche nicht von euren Füßen,

Als bis ich diesen Wunsch erreicht!

Valer bewunderte des Jünglings edle Triebe, Empfand die Macht des Mitleids und der Liebe, Und ward mit einemmal erweicht.

Er hob ihn auf mit zitterndem Erbarmen.

Ich, sprach er, habe dich durch meine Streng entehrt;
Laß zur Versöhnung dich umarmen,

Dein Herz ist deiner Bitte werth.

Dem Vater soll des Sohnes wegen

Die ganze Schuld erlassen seyn;

Allein wer wird das andre Geld erlegen,

Um deinen Vater zu befreyn?

Der Jüngling weint.

und eine Tochter nur,

Hör an, ich habe viel Vermögen, die lieb ich ungemein,

Ihr Herz ist deiner werth; willst du mein Eydam seyn? So habe sie und meinen ganzen Segen.

Die Schöne reicht die Hand dem edlen Jüngling dar; Und o! wie glücklich ward dieß Paar!

Ist aber giengen sie, der Jüngling und die Schöne,
Aus der Gefangenschaft den Vater zu befreyn.

Erst tritt der Sohn und nun tritt sie herein.
Welch freudig Schrecken nimmt mich ein!
doch diese Scene

Ich sehe sie

Will nur gefühlt, und nicht beschrieben seyn.

Der gehoffte Ruhm.

[S. die Rede des Cicero für den Plancius.]

Voll von sich selbst und von der Thak, Die er vollführt, gieng Tullius entzücket Iht aus Sicilien, wohin ihn der Senat Vor einem Jahr als Quästor abgeschicket;

Er gieng zurück nach Rom, und theilte zum voraus,
Im Namen Roms, sich die Belohnung aus.

Wer ist wohl ist des Volks Verlangen?
Wen, dacht er, nennt man iht, als mich?
Wen wird man jauchzender empfangen,
Als dich, o Tullius, als dich?

Das ist er, ruft man dir entgegen,

Der aus Sicilien der Theurung abgewehrt!

Der uns mit einem reichen Segen
Von Korn ein ganzes Jahr ernährt!
In diesen schmeichelnden Gedanken

Stieg bey Puteoli der Quästor an das Land,
Wo er ganz unverhofft vornehme Römer fand,
Die damals gleich den Brunnen tranken.

Schnell ließ er sich vor seinen Gönnern sehn,
und suchte schon sein Lob in ihren Mienen.
Ist das nicht Cicero? rief einer unter ihnen,
Ja, ja, er ists; o das ist schön!

Wie lange haben wir schon nichts von Rom vernommen!
Wie stehts in Rom? Wenn reisten Sie von da?

Wie! rief er ganz erzürnt, wie könnt ich daher kommen! Ich komm aus der Provinz Vielleicht aus Afrika?

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Verseht ein andrer hurtig wieder.

Hier zitterten dem Quästor alle Glieder.

Nein, aus Sicilien komm ich als Quästor wieder.“

Ja, fuhr nunmehr ein dritter fort,

Er kömmt daher. Verlaßt Euch auf mein Wort!

Mit diesem Ruhm schlich Tullius sich fort.

Du, der du denkst, daß alle von dir wissen, Von dir ist alle reden müssen,

und dich im Herzen stolz erhebst;

Von Tausenden, die dich nach deiner Meynung kennen,

und dich und deine Thaten nennen,

Weis oft kaum einer, daß du lebst.

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