Einmal, und noch einmal, vorbey, Weil mir es schien, als wollte man mich küssen. Und ward einmal, allein ganz kalt, geküßt. Ich gieng darauf in die Kapellen, In denen ich die frömmsten Mienen fand, und alles schien sich aufzuhellen. Man lächelte, man that galant, und küßte mir zur Noth die Hand. Drauf ließ ich mich auf einer höhern Bühne Gesichtern, voll von Ernst und tiefer Weisheit, sehn. Ich blieb ein feines Weilchen stehn: Sie sahn mich an, und machten eine Miene, Als ob sie sich an mir schon satt gesehn; Und ungeküßt mußt ich von dannen gehn. Ich stellte mich nun vor die niedern Stände. Da einen Kuß, dort einen zu. Ach, gutes Herz! wo wohnest du? Allein man wollt es nicht, mich zu umarmen, wagen. Und ich gieng ganz betrübt auf meinen Schuggeist zu, Mein traurig Schicksal ihm zu klagen. Indem, daß ich noch durch die Halle schlich, Sah mich, in einem schlechten Kleide, Ein liebes Mädchen an, und seht! sie küßte mich Der Redlichkeit und Menschenliebe So stark in mir, als ich sie nie gefühlt. Ein Mädchen, rief ich aus, an das die Welt kaum dachte, Besigt das beste Herz? Ich rief es, und erwachte. : Der Polyhistor. An jenem Fluß, zu dem wir alle müssen, An jenem Fluß kam einst ein hochgelehrter Mann, Und eilte zu des Charons Kahn. Indem er sich aufs Ruder lehnte, Und bey dem Wort: Willkommen! herzlich gähnte. ,,Wer seyd. Ihr denn, mein lieber Mann?“ Ein Polyhistor, sprach der Schatten, Für den die Schulen Ehrfurcht hatten. Indem er noch vor Charons Kahn Von seinen Sprachen sprach, von nichts als Stümpern redte, Und von Quartanten schrie, die er geschrieben hätte, Kam noch ein andrer Schatten an, Mit einer demuthsvollen Miene. ,,Und wer seyd Ihr, auch ein gelehrter Mann?" Ich zweifle sehr, sprach er, ob ich den Ruhm verdiene? Ich habe nichts, als mich studirt, Nichts, als mein Herz, das mich so oft verführt, um meine Ruh und andrer Ruh zu finden; Und so bekannt ich mich mit der Vernunft gemacht; Wie mich viel Fehler überzeugen! Der Polyhistor hörts und lacht, Und eilt, um in den Kahn zu allererst zu steigen. Ich muß zuerst den Klugen überfahren, Die stolze Polyhistor waren, Hab ich mich schon bald lahm gefahren. Die Nachtigall und der Kukuk. Die Nachtigall sang einst ihr göttliches Gedicht, zu sehn, ob es die Menschen fühlten. Die Knaben, die im Thale spielten, Die spielten fort und hörten nicht. Indem ließ sich der Kukuk lustig hören, Und der erhielt ein freudig Ach! Die Knaben lachten laut, und machten ihm zu Ehren Das schöne Kukuk zehnmal nach. Hörst du? sprach er zu Philomelen, Den Herren fall ich recht ins Ohr. Ich denk, es wird mir nicht viel fehlen, Sie ziehn mein Lied dem deinen vor. Drauf kam Damöt mit seiner Schöne. Der Kukuk schrie sein Lied: sie giengen stolz vorbey. In einer sanften Melodey. Sie fühlten die Gewalt der Lieder: Damöt steht still und Phyllis seht sich nieder, Ihr zärtlich Blut fängt an zu wallen; O! rief die Nachtigall, da, Schwäßer, lerne du, Drittes Buch.. Der Informator. Ein Bauer, der viel Geld und nur zween Söhne hatte, Nahm einen Informator an. Ich, sprach er, und mein Ehegatte, Wir übergeben ihm, als einem wackern Mann, Er siehts, es sind zwey muntre Knaben, Und freylich wird er Mühe haben; Allein ich will erkenntlich seyn. Ich halte viel aufs Rechnen und aufs Schreiben: Dieß laß er sie fein fleißig treiben, Und präg er ihnen ja das Christenthum wohl ein. Allein, er wird mich wohl verstehn. Ich möchte sie gern klug und ehrlich sehn: Dieß macht bey aller Welt gelitten, Und ist vor Gott im Himmel schön; Hier geb ich ihm zwey Stübchen ein, Und was er braucht, das soll zu seinen Diensten seyn. |