Cleant. Cleant, ein lieber Advocat, Der, wie es ihm nach seinem Eid gebührte, und manchen armen Schelm vom Galgen und vom Rad Durch seinen Wig los processirte, Half, weil man ihn um seinen Beystand bat, Die Unschuld zweener Diebe retten, Und brachte sie, weil er geschickt verfuhr, So hätte man das arme Paar, Das seiner That fast überwiesen war, In aller Unschuld aufgehangen. Iht waren sie nun beide frey, Und dankten ihrem Advocaten Und zahlten ihm, was die Gebühren thaten, Ob er gleich nicht zu wenig liquidirt, Noch einen Beutel mit Ducaten; und schwuren ihm bey ihrer Ehrlichkeit, Wenn beßre Zeiten kommen sollten, Daß sie für diesen Dienst, durch den er sie befreyt, Allein die Nacht war vor der Thür. Sie sahn nun, daß sie nicht nach Hause kommen könnten; Drum gab der Advocat den redlichen Clienten Aus Dankbarkeit ein Nachtquartier, Weil sie so gut bezahle hatten. Dieß kam den Herren gut zu Statten; Denn sie bedienten sich der Nacht, Und knöbelten den lieben Wirth im Bette, und stahlen das, was sie gebracht, und suchten fleißig nach, ob er nichts weiter hätte. Drauf giengen sie zu ihm vors Bette, Und nahmen höflich gute Nacht. Der Wuchrer. [S. das kurzweilige Lufthaus, 7. 6.] Ein Buchrer kam in kurzer Zeit Zu einem gräflichen Vermögen, Nicht durch Betrug und Ungerechtigkeit, Nein, er beschwur es oft, allein durch Gottes Segen. Und um sein dankbar Herz Gott an den Tag zu legen, Und auch vielleicht aus heiligem Vertraun, Gott zur Vergeltung zu bewegen, Ließ er ein Hospital für arme Fromme baun. Indem er nun den Bau zu Stande brachte, Und vor dem Hause stund, und heimlich überdachte, Wie sehr verdient er sich um Gott und Arme machte: Gieng ein verschmigter Freund vorbey. Der Geizhals, der gern haben wollte, Daß dieser Freund das Haus bewundern sollte, Obs groß genug für Arme sey? Warum nicht? sprach der Freund, hier können viel Personen Recht sehr bequem beysammen seyn; Doch sollen alle die hier wohnen, Die ihr habt arm gemacht: so ist es viel zu klein. Der Tod der Fliege und der Mücke. Der Tod der Fliege heißt mich dichten; Sie sehte sich, die junge Fliege, Die Mücke sah die Freundinn liegen: Allein verblendet von dem Scheine, Ihr, die ihr, euren Trieb zu nähren, Amynt. Amynt, der sich in großer Noth befand, Und, wenn er nicht die Hütte meiden wollte, Die hart verpfändet war, zehn Thaler schaffen sollte, Der Reiche gieng des Armen Bitten ein. und oft um Gottes Willen flehn, Und zweymal nach der Thüre gehn. Er warf ihm erst mit manchem harten Fluche Die Armuth vor, und schlug hierauf Ihm in dem dicken Rechnungsbuche Die Menge böser Schuldner auf, Und fuhr ihn, (denn dafür war er ein reicher Mann,) Bey jeder Post gebietrisch schnaubend an. Dann fieng er an sich zu entschließen, Dem redlichen Amynt, der ihm die Handschrift gab, Auf sechs Procent zehn Thaler vorzuschießen, Und dieß Procent zog er gleich ab. Indem daß noch der Reiche zählte: So trat sein Handwerksmann herein, Und bat, weils ihm an Gelde fehlte, Er sollte doch so gütig seyn Und ihm den kleinen Rest bezahlen. Ihr kriegt ist nichts! fuhr ihn der Schuldherr an. Bat ihn zu wiederholten malen, Ihm die Paar Thaler auszuzahlen. Der Reiche, dem der Mann zu lange stehen blieb, " " Ich werde gehn und Sie verklagen; ,,Amynt dort hats gehört Und eilends gieng der Mann. Amynt! fieng drauf der Wuchrer an, Wenn sie euch vor Gerichte fragen: So könnt ihr ja mir zu Gefallen sagen, Ihr hättet nichts gehört. Ich will auch dankbar seyn, Denn diesen Schimpf, den er von mir erlitten, Dieß würde mir ein ewger Vorwurf seyn. Kurz, wollet ihr mich nicht, als Zeuge, kränken: Herr, sprach Amynt, ich habe, seit zween Tagen, |