So, ruft sie, raubt mir auch die Hoheit noch das Leben! Die für entrißne Ruh mir einen Thron gegeben, Auf dem ich ungeliebt, durch Reue mich gequält, Der unsterbliche Autor. Ein Autor schrieb sehr viele Bände, Er sah, vor seinem sanften Ende, Vor jedes Titelblatt geprägt. Er blieb vor Widersprechern sicher, Und schrieb bis an den Tag, da ihn der Tod entseelt; Und das Verzeichniß seiner Bücher, Die kleinen Schriften mitgezählt, Nahm an dem Lebenslauf allein Man las nach dieses Mannes Tode Hieß eine bange Trockenheit. Der Mann war bloß berühmt gewesen, Weil Stümper ihn gelobt, eh Kenner ihn gelesen. Berühmt zu werden, ist nicht schwer, Der grüne Esel. [S. des Abstemius LXXX. Fabel, de vidua et asino viridi.] Wie oft weis nicht ein Narr durch thöricht Unternehmen Viel tausend Thoren zu beschämen! Neran, ein kluger Narr, färbt einen Eset grün, Welch Wunder! rief die ganze Stadt, Ein Esel, zeisiggrün! der rothe Füße hat! Das muß die Chronik einst den Enkeln noch erzählen, Man hebt die Fenster aus, man deckt die Dächer ab; Und alle konnten doch nicht mit dem Esel gehn. Man lief die beiden ersten Tage Dem Esel mit Bewundrung nach. Der Kranke selbst vergaß der Krankheit Plage, Die Kinder in den Schlaf zu bringen, Sang keine Wärterinn mehr von dem schwarzen Schaf; Drey Tage waren kaum vergangen: So war es um den Werth des armen Thiers geschehn. Den grünen Esel mehr zu sehn. Und so bewundernswerth er anfangs allen schien: Ein Ding mag noch so närrisch seyn, Es sey nur neu; so nimmts den Pöbel ein: Er sieht, und er erstaunt. Kein Kluger darf ihm wehren. Denn sie versteht die Kunst, die Narren zu bekehren, Der baronisirte Bürger. Des kargen Vaters stolzer Sohn Ward, nach des Vaters Tod, Herr einer Million, Er nahm sich vor, ein großer Mann zu werden, Der Großen zuversichtlich nach. Bald wünscht er sich des Staatsmanns Ehre, Vertraut mit Fürsten umzugehn; Bald wünscht er sich das Glück, dereinst vor einem Heere Mit Lorbern des Eugens zu stehn. Kurz, er blieb ungewiß, wo er mehr Ansehn hätte, Ob in dem Feld, ob in dem Cabinette? Indessen war er doch Baron; Und sein Verdienst, die Million, Er war der Schmeichler Mäcenat. Recht unverschämt bewundern konnte, Der kam sogleich in jener Freunde Zahl, In der man mit ihm aß, ihn lobt, und ihn bestahl, Was braucht es mehr, als Stolz und Unverstand, um Millionen durchzubringen? Unsichrer ist kein Schag, åls in des Jünglings Hand, Den Wollust, Pracht und Stolz zu ihren Diensten zwigen. Den Staatsmann und den Held, ward sinnreich im Verschwenden, Starb arm und unberühmt. Kurz, er bewies den Sak, Wofern sie ihnen nichts, als Reichthum, hinterlassen. Der arme Schiffer. Ein armer Schiffer stack in Schulden, Und klagte dem Philet sein Leid. Herr! sprach er, leiht mir hundert Gulden; Allein zu eurer Sicherheit Hab ich kein ander Pfand, als meine Redlichkeit. Indessen leiht mir aus Erbarmen Die hundert Gulden auf ein Jahr. Philet, ein Retter in Gefahr, Ein Vater vieler hundert Armen, Zählt ihm das Geld mit Freuden dar. Hier, spricht er, nimm es hin, und brauch es ohne Sorgen; Ich freue mich, daß ich dir dienen kann; Du bist ein ordentlicher Mann, Dem muß man ohne Handschrift borgen. |