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Sohn Gottes, Gemeinde, Böses, deren Unterschied bloß auf dem Vorstellen beruhen soll, dialektisch aber ein Unterschied ist, der keiner ist, sowie gegen den Begriff einer Versöhnung, die allein in einem wunderlichen Mechanismus des SubjectObjectivirens besteht (§. 281), wird das Christenthum feierlich protestiren; und die Wissenschaft erkennt darinn nichts weiter, als die traurigen Resultate verunglückter Speculation.

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2) Ebendaselbst.

§. 320. Das ganze Unglück steckt im absoluten Wissen, der lezten phänomenologischen Gestalt des absoluten Wesens 1). Vermöge des absoluten Wissens offenbart sich das Wesen als Geist und realisirt seinen Begriff 2). Das absolute Wissen ist der Begriff des absoluten Ich in der absoluten Negativität seiner Bestimmungen: das Object ist die absolute Negation des Subjects, das Subject eben so sehr die absolute Negation des Objects, die Identität die abfolute Negation beider, ohne daß Object, Subject, Identität darum unabhängig voneinander wären (§§. 26. 317). Die Phänomenologie spricht diesen Begriff also aus: Die Natur, Momente und Bewegung dieses Wissens hat sich so ergeben, daß es das reine Fürsichsein des Selbstbewußtseins ist; es ist Jch, das dieses und kein anderes Ich und das eben so unmittelbar vermittelt, oder aufgehobenes allgemeines Jch ist: es hat einen Inhalt, den es von sich unterscheidet, denn es ist die reine Negativität oder das Sich-Entzweien; es ist Bewußtsein: dieser Inhalt ist in seinem Unterschiede selbst das Ich, denn er ist die Bewegung des Sich - selbst - Aufhebens, oder dieselbe reine Negativität, die Ich ist: Ich ist in ihm als unterschiedenem in sich reflectirt; der Inhalt ist allein dadurch begriffen, daß Ich in seinem Anderssein bei sich selbst ist: dieser Inhalt bestimmter angegeben, ist nichts Anderes, als die so eben ausgesprochene Bewegung selbst; denn er ist der Geist, der sich selbst und zwar für sich als Geist durchläuft, dadurch, daß er die Gestalt des Begriffs in seiner Gegenständlichkeit hat 3). - Leider ist das allgemeine Ich weder Bewußtsein, noch Selbstbewußtsein, nicht Geist, nicht Wissen (§§. 298. 304),

sondern allein der ungereimte Begriff des Fichte'schen Subject-Objects! (§. 208).

1) l. c. S. 594 fl. 2) ib. S. 602 fl. 3) lb. S. 603.

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§. 321. Die absolute Negativität des Subject - Objects ist die Maschinerie, durch welche alle Bewegungen der phänomenologischen Figuren bestimmt sind: es kommt nur darauf an, welche Fäden des Subject-Objects angezogen oder nachgelassen werden, um das Object in das Subject zusammenzunehmen, oder das Subject zum Object zu entäußern, oder beide in das Allgemeine zu verflüchtigen, damit es dann abermals daraus hervortrete (§. 295). Das phänomenologische Subject-Object ist von Vornherein als Gegenstand, als Wissen von ihm, und als Beziehung dieser beiden aufeinander, fertig (§. 297 fl.). Auch gewinnt es nichts durch alle weitere Gestaltungen. Zwar sagt Hegel, daß die Negation einer früheren Gestalt nicht das leere Nichts, sondern bestimmte Negation sei, sodaß das Resultat als das Nichts Desjenigen müsse aufgefaßt werden, woraus es resultirt, wodurch es einen Juhalt bekomme und das absolute Wesen seine ganze Wahrheit begreife 1):

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aber so wenig einem Wagenrade anzuschen ist, wie viele þundert Meilen es zurückgelegt und welche Straßen_es_be= fahren, oder einem Schiff, ob es Nord- und Südländer besucht, vielleicht eine Runde um die Welt gemacht hat, und welche und wie viele Wellen unter ihm fortgeglitten oder darüber eingeschlagen find; so wenig liegt in dem Begriff des Subject - Objects irgendetwas davon, we und auf welche Weise er zur Anwendung gekommen (§. 28). Einerseits ist die Phänomenologie kein vollständiges Werk; die empirische Naturwissenschaft in allen ihren Theilen, die Geschichte in ihren verschiedenen Verzweigungen, die Mathematik und Astronomie, die Sprachkunde, die gesammte classische und unclassische Literatur, wie das, was Hegel Logik, Natur- und Geistesphilosophie nennt, gehört in sie hinein; denn alles Das fällt unter den Begriff des Subject-Objects. Die wirklich vorgeführten Gestaltungen find überdieß willkührlich gegliedert und könnten ganz anders geordnet sein, ohne daß die Phänomenologie dadurch an wissenschaftlicher Nothwendigkeit

irgend gewänne. Anderseits sind die schwerfälligen Massen, welche die Phänomenologie in Bewegung bringt, dem speculativen Interesse in dieser Weise zufällig. Bei Hegel, wie im Idealismus überhaupt (§§. 21. 250. 265), find die drei metaphyfischen Hauptprobleme der Begriff des Dings mit mehreren Merkmalen (§. 301), welcher auf den Begriff der Substanz ausläuft, der Begriff der Veränderung (§. 299) mit der ihr anhaftenden Causalität, und der Vegriff des Ich (§. 320). Hegel selbst bestimmt den Begriff des absoluten Wesens, das fich im absoluten Wissen realisirt, als Ding, als im Werden befangen, als reines subject-objectives Wissen 2): diese drei Begriffsbestimmungen sind die wesentlichen Momente des absoluten Wissens, und das absolute Wissen ist Resultat und Hauptsache der Phänomenologie. Raum, Zeit, Bewegung (§. 297), Größenbegriffe (§.308), praktische Geseze (§. 313 fl.), Religion (§. 315), find ihm indessen nicht fremd. Statt diese Probleme, welche sämmtlich im gegebenen Ich zusammentreffen (§. 38), scharf und bestimmt hervorzuheben, überschüttet die Phänomenologie dieselben mit einem Wust lästi= ger Ungehörigkeiten. Viel weniger geschieht ihnen ein speculatives Genüge. Sie bleiben nicht allein, was sie von Haus aus waren, Ungereimtheiten, sondern gerathen phänomenologisch in eine so gewaltige Verwirrung, daß sie ohne Weiteres müßten antiquirt werden. Geht das an? Hegel's Phänomenologie des Geistes ist nicht Wissenschaft.

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Zweites Capitel.

Logik und Naturphilosophie.

S. 322. Das absolute Wissen der Phänomenologie bleibt mitten im Widerspruch stecken (§. 320) und erreicht die gewünschte Einheit eben so wenig, als das der Fichte'schen W. L. in ihrem theoretischen Theil gelungen war (§. 196). Um so leichter wird es dem absoluten phänomenologischen Begriff, dem die Negation immanent ist, seine Momente aus

einanderzuschlagen und sich nach dem innern Gegensahe derselben darzustellen. Dieß geschicht in der Wissenschaft der Logik, welche, insofern sie von der fehlerhaften Einheit zur Differenz fortgeht (§. 296), dem praktischen Theil der W. L. entspricht (§. 197 fl.). Aufgabe und Zweck der Logik find durch das Bedürfniß vorgeschrieben, ein System der Denkbestimmungen oder Kategorien in ihrer Nothwendigkeit abzugeben. Die Logik, sagt Hegel, ist die wahrhafte Kritik der Denkformen oder reinen Wesenheiten des Begriffs 1). Das Geschäft der Hegel'schen Logik ist demnach ein anderes, als das Kant'sche. Kant's Kritiken der reinen und der praktischen Vernunft, wie die Kritik der Urtheilskraft, be= handeln die Fragen: womit haben es Metaphysik, praktische Philosophie und Ästhetik zu thun? wo liegen deren Erkenntnißprincipien? auf welchem Standpunct sollen jene Wissen= schaften anfangen? (§. 17. §. 25 nota 8). Das Unterneh= men der Hegel'schen Logik ist ein höheres: nicht mit Vorfragen und Anfängen macht sie sich zu schaffen, sondern sie will die Wissenschaft selber geben.

1) Hegel's Werke B. III. S. 55.

§. 323. Die Logik auf ihrer phänomenologischen Höhe, welche die Fichte'sche ist, nicht aber der Standpunct Kant's (§. 13 fl.), zeigt sich indessen unnöthigerweise noch um den Anfang der Wissenschaft besorgt 1): derselbe ist für sie kein Geheimniß; sie hat ihn von Fichte überkommen. Fichte's W. L. spricht ganz bestimmt die Identität, wie den Unterschied, des Seins und des Nichts aus 2); sie redet von einem Nichtsein, welches ist 3), und von einem Sein, welches nicht ist 4); nicht minder von einem bestimmten Nichts 5), auf deffen Begriff der Hegel'schen Methode Viel ankommt (§§. 28. 321); fie spricht vom Entäußern 6), von einer Rückkehr der wissenschaftlichen Entwickelung in den Anfang (S. 196) als einer Kreisbewegung (§. 233) und dergl. Überhaupt ist Hegel's ganze Methode die Fichte'sche. Der dialektische Subject - Object - Begriff ergiebt das allgemeine Schema für die Bewegungen der absoluten Methode. In des Begriffsverhältniß oder die Momente des Subject-Objects, nämlich der unmittelbaren Jden

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tität, des Objectiven als eines Andersseins, des Subjectiven als eines Fürsichseins, ist die ganze Hegel'sche Wissenschaft als Logik, Natur- und Geistesphilosophie gestellt, und ebenso läuft die Gliederung innerhalb jeder von diesen fort. In der Logik behauptet das Sein, das Wesen und der Begriff die nämliche Ordnung; in der Lehre vom Sein die Qualität, die Quantität und das Maaß; in der Qualität das Sein, das Dasein und das Fürfichsein; im Sein das reine Sein, das Nichts und das Werden; und so fort. Der absolute Begriff hat freilich in Folge seiner Negativität auch den Unbegriff an ihm selber; darum erscheint seine Subject - Objectivität mitunter vier- oder zweigliedrig; wie beim Urtheil die vier Kant'schen Titel, weil sie einmal da find, beibehalten werden 7); oder wenn bei der Idee des Erkennens die Idee des Wahren und des Guten auftritt, weil man theoretische und praktische Philosophie, und nicht mehr, unterscheidet 8); oder wenn die Psychologie das Fichte'sche Denken und Wollen als theoretischen und praktischen Geist einführt 9); und so anderwärts. Bedeutet nun zwar eine quadrirte oder verstümmelte Subject-Objectivität nichts, so nimmt die absolute Methode es damit nicht eben genau. - Fichte's unendliche Thätigkeiten sind bei Hegel das Sein und das Nichts, welche in allen Begriffsbestimmungen des absoluten Wesens perenniren. Auch kennt und gebraucht die Methode den Fichte'schen Anstoß, obgleich fich Hegel gegen denselben erklärt (§. 307); nur, was bei Fichte empirischer Anstoß ist, wird bei Hegel ein ideeller. Alle Kategorien, an denen Hegel's Methode abläuft, find begrenzte und bestimmte Begriffe; so schon das Sein und das Nichts als Unmittelbare, und um so mehr das Dasein, Werden, Fürfichsein u. f. f. Grenze, Bestimmtheit ist Anstoß. Was weiter die Hauptfache ist, die Dialektik des Subject-Objects, der zufolge der absolute Begriff an ihm selber das Andere seiner selbst und in diesem Anderen er selbst ist; sowie die Art der Auflösung der Widersprüche, das Fortbilden der Kategorien zu immer reicheren Bestimmungen, die nichtsdestoweniger Widersprüche bleiben und als solche fortwuchern, find Fichtisch: denn auch die Synthesen, welche die W. L. nacheinander vornimmt,

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