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Philosophie unserer Zeit.

3 ur

Apologie und Erläuterung

des

Hegelschen Systems.

Bon

D. Julius Schaller,
Privatdocenten an der Unsversität Halle.

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OF THE

UNIVERSITY

CALIFORNIA

MB.

Leipzig, 1837.

Verlag der J. C. Hinrich & schen Buchhandlung,

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Wenn man jezt nicht selten von Spaltungen spricht, welche sich innerhalb der Hegelschen Schule selbst gebildet haben sollen, so möchte man gerade aus dieser Meinung die Hoffnung für eine gerechtere und allgemeinere Würdigung der Hegelschen Philosophie zu schöpfen haben. Denn will man nicht das Hervorheben einer Seite der Hegelschen Philosophie, oder die individuelle Darstellungsweise, das mehr oder weniger lebendige Anschließen an die concrete Vorstellung schon für eine wesentliche Differenz angesehen wissen, so wird es sicherlich sehr schwer halten, von jenen Spaltungen irgend wie eine nåhere Auskunft zu geben; und wie man wohl zu jener Behauptung die Bemerkung hinzufügt, daß der Inhalt, welchen man für den ursprünglichen und der Hegelschen Philosophie wesentlich anges hörigen ansieht, von den meisten Schülern Hegels nicht weniger als von den Gegnern bestritten werde, so gehen jene Spaltungen in Wahrheit nur daraus hervor, daß man einerseits Jeden, welcher der Hegelschen Philosophie irgend wie einen Einfluß auf seine Bildung und literarische Wirksamkeit zuschreibt, ohne Weiteres als Anhänger und Nachfolger dieser Philosophie zu bezeichnen geneigt ist, und anderseits, daß man das Mißvers ståndniß, deffen man beschuldigt wird, zurückgiebt, und sein

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Verständniß als eine besondere und zwar als ursprüngliche Richtung der Hegelschen Philosophie außer sich hinstellt. Somit findet unter den Gegnern und Anhängern der Hegelschen Philosophie insoweit wenigstens Einverständniß statt, daß in den meisten Punkten keiner der lehteren den Inhalt, welchen die Gegner bekämpfen, vertheidigen, und, der Hegelschen Philosophie vindiciren, sondern gegen diese Unmuthung vielmehr eben so wie die Gegner sein Hinausgegangenseyn über die Hegelsche Philosophie behaupten wird. Wie aber die einfache Angabe allgemeiner Tendenzen, und die Versicherung, diese oder jene Ansicht sey unumstößliche Wahrheit, noch keine Philosophie ausmacht, so ist man über das leichtfertige Anhäufen von Anklagen, und über das auf weitere Beweise vertröstende Versichern, die Resultate der Hegelschen Philosophie seyen unbefriedigend, die Sache verhalte sich anders, und müsse anders angegriffen werden, erst dadurch hinaus, daß man dem vorliegenden, in sich abgerundeten Systeme Hegels systematisch entwickelte Arbeiten gegenüberstellt. Gegen die Entwickelung und Ausbreitung des Inhalts oder gegen den Beweis tritt die vorläufige Anführung des Resultats, und das damit verbundene Geständniß der subjectiven Empfindung und Befriedigung in den Hintergrund ; der Inhalt erhält seine philosophische Form, und das im Allge meinen Anerkannte und UÜbekannte seine nåhere Bestimmung und philosophische Bedeutung. Dann erst steht der Philosophie nicht mehr ein willkürliches Råsonnement gegenüber, das dreist` anklagt und sich dann scheu zurückzieht, und es wird nicht mehr vorzugsweise nur danach gefragt, ob irgend eine Meinung oder Vorstellung einem philosophischen Systeme angehöre oder nicht,

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Vorrede.

sondern im Angriffe wie in der Vertheidigung steht man in der Sache und ihrer Entwickelung - da erst wird die Verständigung möglich und das gegenseitige Aussprechen von wirklichem Interesse.

Diese Betrachtung war es vorzugsweise, welche mich dazu

bewog, die sich der Hegelschen Philosophie gegenüberstellenden Systeme der gegenwärtigen Zeit ihren Principien nach einer nåhern Kritik zu unterwerfen, ihre Einwürfe gégen erstere zu prüfen, und das Hegelsche System selbst durch weitere Ent= wickelung und Erläuterung dem allgemeinen Verständnisse näher zu bringen. Daß die Punkte, welche ich zur weitern Betrachtung ausgewählt habe, gerade diejenigen find, an welche sich das philosophische Interesse jezt vorzugsweise anschließt, darin wird man wohl mit mir einverstanden seyn. Die Frage nach der persönlichen Unsterblichkeit, welche neuerdings wieder mit allgemeiner Theilnahme behandelt wurde, habe ich aus dem Grunde hier nicht näher berührt, weil sie vor Kurzem aus den Principien der Hegelschen Philosophie vollständiger entwickelt und beantwortet ist. Die Einsicht aber, daß die persönliche Unsterb lichkeit kein der Hegelschen Philosophie fremder, sondern vielmehr mit ihrem wesentlichen Inhalte unzertrennlich zusammenhängender Gedanke ist, sest nothwendig voraus, daß man dieselbe nicht ihren Principien nach verkennt, und für Formalismus und Pantheismus ansieht; låßt man von dieser Meinung nicht ab, so ist es ganz natürlich, daß man in dem Festhalten der persönlichen Unsterblichkeit nur Inconsequenz gegen die Fundamental`fäße der Hegelschen, Philosophie erblicken muß. Eben so natürlich ist es, daß der religiöse Glaube, wenn er seine Gewißheit des lebendigen Gottes mit der wüsten Vorstellung des Absoluten

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