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3. E. Jason brachte das goldne Vließ aus Kolchis. Mercur erzählte, mit was für ist er dem Apollo, der des Admetus Vich weidete, ein Kalb gestohlen, um dieser Mahl zeit das Gebratene zu liefern. Diana brachte den in einen Hirsch verwandelten Action geführet, und nachdem sie die Ursache ihres Zornes erkläret, schloß sie für ein Wild, das aus einem Menschen entstanden wåre, sey kein würdiger Grab, als der Durchl. Braut Magen, zu ersinnen. Orpheus fam, und sagte, als er auf dem apenninischen Gebirge den Verlust seiner Euridice beweinet, und von diesem prächtigen Benlager gehöret, måren zu dem Klange seiner Leyer die leckersten Vögel herzu geflogen, die er hiermit zur Tafel liefern wollte. Atalanta brachte des kalydonischen Ebers Kopf, den sie so viel Jahrhunderte aufbewahret hätte, zu diesem Feste; und gestund, daß sie der Durchl. Braut an Schönheit gern weichen wollte. Als ein gekochter Pfau aufgetragen ward, fam Jris, der Juno Vorläuferinn, die einen Wagen führte, der von Pfauen gezogen ward; und Argus trug die Schüßsel. Theseus brachte das übrige von dem Eber; Hebe, Ju piters Mundschenkinn, trug das Confect auf, und sagte, daß es Ambrosia von der Göttertafel wåre.

Arkadische Schäfer brachten Kåse und Milchspeisen, die Pan selbst zubereitet hätte. Vertumnus und Pomona brachten Früchte, und sagten, sie hätten mit Fleiß ihre Zeitigung beschleuniget. Die Najaden und Flußgötter, brachten Fische, Austern und Muscheln. Ulysses endlich brachte eine Sirene geführet, die er gefangen hätte, um sie der fürstlichen Braut zu schenken.

4. §. Als die Tafel aufgehoben war, kam Orpheus in griechischer Tracht, und foderte den Hymen singend auf. Dieser erschien, von einem Schwarme kleiner Liebesgötter begleitet, die wechselsweise ein Brautlied fungen! Die drey Gratien mit einem Gürtel umgeben, erschienen im Drey ecke, und dreheten sich geschicklich in die Runde, woben die lehte artige Verse gegen die Braut hersagte. Die eheliche Treue folgte in einem schneeweißen Kleide, und trug ein weißes Häschen in der Rechten, und ein Halsband von Bbb 4 Jaspis

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Jaspis in der Linken: womit sie sich der Braut zu eigen widmete. Hierauf kam Merkur vom Himmel geflogen, und brachte die Fama geführet. Diese ward vom Virgil an einer, und dem Livius an der andern Seite begleitet, und erklärte ihr Amt, in ewiger Ausbreitung alles Guten und Bösen. Virgil sagte darauf ein lateinisches Gedicht her. Nun erschien Semiramis, von einem Schwarme unzůchtiger Weiber, Helena, Medea, Kleopatra, begleitet; die aber, als sie ihre Schandthaten erzählen wollten, von der ehelichen Treue bestrafet, und auf ihren Befehl von den Liebesgöttern mit ihren brennenden Fackeln, womit sie ihre Kleider ansteckten, hinausgetrieben wurden. Nun erschien ein Chor ehrbarer Frauen; Penelope, Lucretia, Tomyris, Judith, Portia, Sulpitia, die alle mit Versen die Tugend priesen, und die Prinzessinn Isabella lobten. Zum Be schlusse kam noch ein betrunkener Silen auf seinem Esel ins Zimmer geritten, der so lange herumtaumelte, bis er vom Esel fiel, und der ganzen Vorstellung ein luftiges Ende machete. Nun urtheile man, ob wohl was sinnreichers und artigers ausgedacht werden kann, als dergleichen maskirte Vorstellung, darinn sich Erfindung, Wig und Pracht zugleich gezeiget, und so zu reden, die ganze Dichtkunst ihre Reichthümer erschöpfet hat, ein Beylager zu verehren.

5. §.. Doch ich muß noch eins anführen, welches der engl. Aufseher im II. Bande, im 115. Et. aus dem Strada genommen, und beschrieben hat. Dieses ist Pabst Leo dem X. zu Ehren aufgeführet worden: ich will es aber mit den eigenen Worten der Ueberseherinn hier einrücken:

Man weis überall, daß Pabst Leo der Zehnte ein großer Göns ner der Gelehrsamkeit gewesen, und bey den Ausführungen, Gesprächen und Disputationen der besten Schriftsteller seiner Zeit zuges gen zu seyn pflegte. Auf diesen Grund erzählet Strada folgendes: Als dieser Pabst auf seinem Lusthause gewesen, welches auf einer Höhe an dem Ufer der Tiber gelegen, so håtten die Dichter folgendes Schauspiel zu seiner Ergehung ausgesonnen. Sie haben einen hohen schwimmenden Berg gemacht, der gleich dem Parnaß, auf der Spike gespalten gewesen. An diesem waren verfchiedene Merkmaale, daß er

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zur Wohnung der epischen Poeten bestimmt wåre. Von allen Musen erschien die einzige Calliope. Der Berg war von oben bis unten mit Lorberwäldern bedeckt. Pegasus erschien an der Seite des Berges, nebst einem Fluße, der aus seinem Hufe entsprang. Dieser schwim= mende Parnaß floß unter dem Klange der Trompeten det: Fluß hinunter, und zwar in einer Art von: epischem Maaße; denn er ward mit sechs Schrauben, drey an jeder Seite, fortgezogen, die durch ihre beständige Bewegung diese Maschine bis vor den Pabst führeten.

Die Ebenbilder der alten Poeten waren auf solche Plätze gestellet, die eines jeglichen Charactere gemäß waren. Statius stund auf der höchsten von den zwo Spitzen, die als ein Abgrund gebildet war, und über den übrigen Theil des Berges auf eine schreckliche Art hing, so daß die Leute ihn mit eben dem Entsehen, und mit derselben Begierde ansas hen, als sie einem kühnen Seiltänzer zusehen, von dem sie alle Augenblicke fürchten, er werde fallen.

Claudian saß auf dem andern Hügel, der etwas niedriger, und zugleich etwas ebener und gleicher war, als der vorige. Man sah auch daß er fruchtbarer war, und an einigen Orten Gewächse hatte, die in Italien unbekannt und von der Art sind, die die Gärtner ausländisch

nennen.

Lucretius war mit dem Fusse des Berges sehr beschäfftiget, indem er lediglich auf die Bewegung und Einrichtung dieser Maschine acht gab, welche unter seiner Aufsicht stund, und auch wirklich von ihm erfunden war. Er war zuweilen in das Schraubwerk so sehr vertieft, und mit Maschinen bedeckt, daß nicht viel über die Hälfte des Dichters den Zu= schauern sichtbar blieb, ungeachtet zu anderer Zeit, wenn das Uhrwerk gieng, er mit erhoben und so sichtbar ward, als seine Mitbrüder.

Ovidius hielt sich an keinen festen Ort, sondern flatterte über den ganzen Parnaß mit großer Behendigkeit und Flüchtigkeit. Da er nun nicht viel nach der Arbeit und Mühe fragte, welche erfodert ward, um auf den obern Theil des Gipfels zu kommen, so schwärmete er beständig an dessen Boden herum.

Keiner aber stund auf einem höhern Orte, und hatte eine größere Aussicht vor sich, als Lucan. Er sprang auf den Pegasus gleich dem hitzigen und unerschrockensten Jünglinge, und schien begierig zu seyn, auf dessen Rücken bis in die Wolken zu dringen. Da aber die Hinters beine des Thieres im Berge steckten, indem der übrige Leib sich in freyer Luft aufbäumte, so erhielt sich der Dichter mit genauer Noth, daß er nicht hinunter glitte: so daß das Volk ihn auch schon oftmals aufgab, und alle Augenblicke aufschrie, er fiele bereits.

Virgil, dessen Blicke sehr bescheiden waren, saß neben der Kallio, pe, witten in dem Lorberwäldchen, welches dick um ihn herum wuchs, und ihn fast mit seinem Schatten verdeckte. Er wollte in dieser Einges

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zogenheit fast nicht einmal gesehen seyn: allein es war unmöglich, die Kalliope zu sehen, ohne zugleich auch den Virgil zu erblicken.

Kaum war diese poetische Mummerey vor des Pabstes Lusthause angekommen, als sie auf das Land gebethen ward, welches sie auch that. Der Saal, so zu ihrer Aufnahme zubereitet war, erfüllte eine Versamm: lung von den vornehmsten Personen àn Stande und Artigkeit. Die Dichter saßzten sich, und lasen jeglicher ein Gedicht in der Schreibart, und mit demselben Schwunge vor, als die unsterblichen Dichter würs den gethan haben, deren Stelle sie vertraten.

6. §. Noch ein ausländisches muß ich ausdem Crescimbeni anführen. Als im vorigen Jahrhunderte der Herzog von Braunschweig, zu Venedig war, ward ihm zu Ehren folgendes vorgestellet. Auf dem großen Canale kam ein ungeheurer Wallfisch geschwommen, auf welchem Morpheus der Gott des Schlafes saß, und ein Lied absang. Hierauf eröffnete sich das Ungeheuer, und verwandelte sich in einen Hügel, der eine Art der elysischen Felder, oder die Gärten der Hesperiden vorstellete, darinn alle Bäume voller Lampen waren, dazwi. schen man die schönsten Früchte sah. Darunter sah man auf dem Hügel in theatralischen Kleidungen ein kleines Drama aufführen, und mit einer schönen Musik beschließen. Ich schweige vieler andern, die zu Parma, Rom und Florenz vorgeftellet worden. Ja man hat von solchen Mummereyen ein ganzes Buch, unter dem Titel Canti Carnafcialefci, welches Grazini 1559. herausgegeben. Allein auch unsre Deutschen haben es an dergleichen Erfindungen nicht fehlen lassen. In David Schirmers Rautengepüsche von 1657. finde ich ein Drama, oder Liebesspiel der Nymphen und Satyren, darinn Nymphen, Satyren, Amuretten, Diana, und Jåger vorkommen, und in etlichen Auftritten ihre Personen spielen. Eben dahin rechne ich Georg Neumarks Gesprächspiel vom Lobe und den Gemüthsgaben Herzog Wilhelms des IV. zu Sachsen Weimar, welches an dessen 61sten Geb. Tage 1659. in einem theatralischen Aufzuge vorgestellet worden. Im. gleichen den lobwürdigen Kadmus der 1663. in Kopenhagen, dem König von Dännemark Friedrich dem III. und der Königinn zu Ehren, von Adam Fr. Wernern, im Deutschen aufgefüh

geführet worden; und noch ein anders, das eben daselbst und in eben dem Jahre, dem Churfürsten zu Sachsen, seiner Gemahlinn und seinem Churprinzen zu Ehren, unter dem Titel Malquerada, die Waldlust, vorgestellet, und zu Kopenhagen gedruckt worden. In Morhofs Gedichten findet sich endlich auch eine Masquerade auf des Herzogs von Holstein Geburtstag 1669, den 3. Febr. die man a. d. 157. S. bey ihm nachlesen kann.

7. §. In etwas neuerer Zeit hat Besser zu Berlin bey großen Fererlichkeiten, eben dergleichen verfuchet. Ernennt das eine, das 1696. der verw. Churfürstinn zu Sachsen, Eleonoren, zu Ehren angestellet worden, Florens Frühlingsfeft. Darinn hat die Churfürstinn selbst die Flora vorgestellet; Marggraf Albrecht hat selbst einen Schäfer, der Churprinz, Fr. Wilhelm, den Cupido; andere Vornehme haben den Vertumnus, die Diana, den Silvan, die Pales, die Gratien, den Merkur, die Venus, den Mars, Schäfer und Schäferinnen vorgestellet; und viele Tänze haben das Spiel abgewechselt. Eben dergleichen scheint mir der Triumph der Liebe zu seyn; der 1700, an dem Beylagersfeste des damali gen Hessencasselischen Erbprinzen, und nachmaligen Königes von Schweden, Friedrichs, mit einer brandenb. Prinzeßinn, zwar als eine Tafelmusik aufgeführet worden, aber sich weit besser zu einer Verkleidung fürstlicher Personen geschicket hätte. Denn es ist ein Gespräch zwischen Peleus und Thetis, und ein Chor von Flußgöttern und Najaden stimmen mit ein; und alle thun Wünsche an das neue Paar. Endlich finde ich auch im Heråus dergleichen Erfindung, da er 1702. auf den Geb. Tag der Fürstinn von Sondershausen eine solche Masquerade, durch etliche kleine Prinzen aufführen las sen, deren einer den Cupido, der andere den Apollo vorge stellet. Dieses sind die Muster, die ich vor Augen gehabt, als ich vor einem Jahre für die durchl. Kaiserl. junge Herr schaft in Wien, ein kurzes Götterdrama aufsehete, um selbiges an Ihrer Kaiserl. Königl. Maj. Hohem Namenstage vor lellen zu lassen: wie man im II. B. meiner Gedichte finden 8. §.

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