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De lo Sebburco de noftro Segnore.

Nò nce potte lo Nfierno, e tant armate
Canaglie nò le dettero terrore

Ca l'ajotaie lo Cielo, e de carrera
L'Aminice (e) fpierte accouze a la bannera.

7. §. Wie nun unsere Deutschen zur Nachahmung ge macht und gebohren sind: also haben auch die Ueberseher diefer zwey Heldengedichte es für ihre Pflicht gehalten, dieselbe Versart der Wälschen von achtzeiligten Strophen, benzubehalten: nur so, daß sie die eilfsylbigten Verse der Wälschen in sechsfüßige Jamben verwandelten. Von diesem lehten will ich hier aus der 1651. herausgekommenen verbesserten Auflage Diederichs von dem Werder, die Uebersetzung benfügen; da ich aus der ersten Ausgabe schon bey anderer Gelegenheit ein Muster gegeben.

Von Waffen sing ich hier, ich singe von dem Held,
Dem Held, der Christi Grab das werthe Grab erstritten,
Der mit Verstand und Hand, viel Sachen fortgestellt,
Der in dem großen Sieg auch trefflich viel erlitten ;
Dem sich die Höll umsonst zuwider aufgeschwellt,
Auf den viel Heiden auch umsonst zusammen ritten;
Als er die Fürsten hat, aus GOttes Huld und Macht,
Bey ihr groß Kreuzpanier vereinigt erst gebracht.

Da nun dieser Zwang durch das ganze Gedicht hinaus, ohne Zweifel dem Ueberseßer viel Mühe gemacht; so ließ sich durch fein Exempel, das 1626. zuerst im Druck erschien, der Dollmetscher des rasenden Rolandes nicht verführen. Er behielt zwar die achtzeiligten Strophen bey, wie er sie im Ariost fand; allein die dreyfachen Reime und die Abwechselung derselben stund ihm nicht an: vielmehr wählte er die heroischen mit abgewechselten männlichen und weiblichen, aber ungetrennten Reimen. Eine Strophe wird zeigen wie sie geklungen, als sie 1632. allhier in Leipzig zuerst ans Licht traten:

Von Frauen, Rittern, Lieb und Waffen will ich fingen,
Wie auch von Höflichkeit und vielen tapfern Dingen,
Geschehen zu der Zeit, als mit gar großem Heer,
Die Moren schifften ran, durchs Africaner Meer;

Und

Und thaten überall in Frankreich solchen Schaden.
Sie folgten Agramant dem König, der beladen
Von Zorn, noch råchen wollt, aus jungem stolzen Muth.
In Kaiser Karlen jest Trojani Tod und Blut.

8. S. Doch so geschickt und bequem diese Art von heroischen Gesängen war, so finde ich doch nicht, daß ihm ein einziger von unfern Dichtern des vorigen Jahrhunderts darinn gefolget wåre Zwar Gesänge von sechszeiligten Strophen findet man hin und wieder: sonderlich in Bessern. Sein brandenburgischer Glückslöwe, den er 1684. auf Friedrich Wilhelms des Großen Geburtsfest gemachet, war von der Art: ich will aber lieber aus dem Gedichte auf die Krónung Friedrichs des Weisen, und ersten Königes, die Probe nehmen, wiewohl ihre Reime nicht in eben der Ordnung, als in der istgedachten, folgen:

Nun, großes Königberg! nun wird an dir erfüllt,
Was du vor langer Zeit im Namen haft geführet,
Nun, Preußen! wird dir kund, was diese Krone gilt,
Mit welcher um den Hals dein Adler ist gezieret,
Da Friederich, dein Fürst, den Königsthron besteiget,
Und sein gesalbtes Haupt sich in der Krone zeiget.

Ein jeder sieht wohl, daß man auf eben den Schlag auch mit weiblichem Reime håtte anfangen, und mit männlichen schließen können, wie selbst Besser bey andern Gelegenheiten gethan. Allein dieser hatte es auch vorher schon mit achtzeiligten Strophen versuchet; als er am Tage der brandenburgischen Erbhuldigung dieses III. Friedrichs 1688. sei. nen Gesang so anstimmete:

Will denn nun Brandenburg sich gar zu tode gråmen?
Ist mit dem großen Pan, denn alle Hoffnung todt?.
Nein! selbst der Himmel zeigt den Hafen unsrer Noth:
Der uns die Zuflucht heißt in Friedrichs Arme nehmen.

Ist Friedrich Wilhelm todt; lebt Friederich sein Sohn!
Das Bild von seinem Geist and seinem großen Herzen :
Und dater heut besteigt den våterlichen Thron;
Wie trösten wir uns nicht bey unsern langen Schmerzen!

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Siehe auch das auf den Tod von Friedrichs erster Ge mahlinn aus dem Hause Cassel: welches auch eine kleine Aenderung in den Reimen versuchet hat.

9. §. Nun folgte der Freyherr von Kanig, der zwar in seinem Kampfe wider die Sünde hierinn Bessern folge te, aber auch selbst einen Gesang von zehnzeiligten Strophen, auf den Tod des Grafen von Dohna 1686. versuche te. Der Anfang lautet so:

Laß, mein beklemmtes Herz der Regung nur den Zügel,
Begeuß mit einer Fluth von Thränen diesen Hügel,

Weil ihn mein treuster Freund mit seinem Blut beneßt.
Auf dieser Stelle sank mein tapfrer Dohna nieder,
Hier war sein Kampf und Fall, hier starrten seine Glieder,
Als ein verfluchtes Bley die theure Stirn verleht:
Das, eh der Sonnen Rad den andern Morgen brachte,
Ihn leider! gar zu bald zu einer Leiche machte.

Dieses vortreffliche und bewegliche Stück nun, hat sonder Zweifel Neukirchen, der bald darauf nach Berlin gekommen, und einigen andern Dichtern zum Muster gedienet, daß sie verschiedene Gesänge von der Art verfertiget, die man in den Hofmannswaldauischen Gedichten antrifft. Weil aber eukirch damals noch den Lohensteinischen Geschmack liebte, als er sie verfertigte: so habe ich sie in die Sammlung feiner Gedichte nicht mit gesehet. Sie heben an: Der Geist der Poesie zc. Wir armen Sterblichen 2c. Geiz, und Verschwendung hat zc. Der Affe der Natur 2c. Der Zunder der Natur 2c. Daß Himmel und Gestirn 2c. und stehen alle im I. Theile der Hofmannsw. Ged. Auch vor dem II. Theile des Arminius wird man noch ein Beyspiel dieser Art finden. Doch hat er auch achtzeiligte Strophen versuchet, z. E. auf den Geheimen Rath von Fuchs, u. a. m. die aber auch noch von dem wilden Wige strohen," Andere find noch weiter gegangen, und haben auch zwölfzeiligte Strophen in solchen Gesängen versuchet, wie man im III. Th. der Hof. W. Ged. sehen wird; aber wenig Beyfall und keine Nachfolger gefunden. Piersch aber hat die achtzeiligten Stro

Strophen mit ungetrennten Reimen in seinen schönsten Ges sängen mit dem besten Erfolge von der Welt gebrauchet; worinn ihm denn viele neuere nachgefolget find. 3. E. fein heroischer Gesang an den Prinzen Eugen von 1716. hebt fo an:

O feuriger Eugen! wirkt dein entbrannter Muth,
Auch in dieß kalte Land? Ja, ja, die hohe Glut
Die deinen Geift bewegt, hat mich auch überwunden.
Mein Geist wird bandenlos, da du den Feind gebundens.
Der mich, wie schwach er sonst die matten Flügel regt,
Doch ist vom Helikon auf Wall und Schanzen trågt,
Durch Dampf und Leichen führt, und mich dahin gerissen,
Wo unter Türkenblut mir meine Reime fließen.

10. §. In eben dieser Versart, hat Hr. Secr. Ropp, die neue Uebersehung des Tasso, mit sehr gutem Erfolge verfasset. Es wäre zu wünschen, daß auch Brokes seinen marinischen Kindermord auf eben diese ordentliche Art übersehet hätte. Allein er hat sichs für erlaubt gehalten, die richtigen Strophen des Wälschen in unrichtige deutsche zu bringen, die bald sechs, bald acht, bald zehn Zeilen haben, und ihre Reime bald so, bald anders abwechseln: bloß, damit er in seiner Dollmetschung keine Zeile mehr, oder weniger bekommen möchte, als das Original hat. Hat aber Hr. Ropp dieses gleichwohl beobachtet; so müßte es auch im Marino angegangen seyn; wenn ja ein so schwülstiger Dichter übersehet werden müssen. Allein Brokes war zu allen Licenzen sehr geneigt, und man könnte ihn den dithy rambischen Dichter unter uns nennen; weil wirklich solche ungebundene Versarten, bald von langen, bald von kurzen Strophen, und allerley Versen, ohne Regel und Ordnung diesen Namen verdienen. Ich sage dieses nicht, als ob er keine Erempel bey den Ausländischen, auch wohl gar bey den Griechen, vor sich gehabt hätte. Nein, diese haben auch Dithyramben, das ist, wilde Verse gemacht; ja Walsche, Franzosen und Engländer haben Stances irregulieres, u. d. gl. gemachet. Allein, wir finden auch Bil

derreime

derreime bey den Alten; und was für schlechtes Zeug ist \ nicht bey den Wälschen zu finden, wie man selbst im Mus ratori und Crescimbeni finden kann. Wer also Gefänge machen will, der muß die Strophen so gleich machen, daß sie nach einer Singweise gesungen werden können. Nicht aber wie das Stück auf der 284sten S. des III. Th. der Hof. W. Ged. Und geseßt, daß manche gar nicht gesungen werden follen: so ist doch ein harmonisches Lesen gines guten Gedichtes auch schon eine Art von Musik, und Gesange: und auch da ergeßet es das Ohr eines Zuhörers, wenn allemal dieselbe Zahl, und einerley Abwechselung der Reime, in al len Strophen beobachtet wird. Von jenen wunderlichen Misgeburten aber heißt es, aus dem Horaz :

Ut gratas inter menfas fymphonia difcors,

Et craffum unguentum, et fardo cum Melle papaver
Offendunt; poterat duci quia cœna fine iftis :
Sic animis natum inventumque poema juvandis
Si paullum a fummo difceffit, vergit ad immun.

11. §. Wenn ich hier von allen denen Gesängen håtte han deln wollen, welche die Italiener Canzoni nennen, deren Strophen bald aus langen, bald aus kurzen Zeilen hestehen: so hätte ich auch von den mannigfaltigen Liedern unserer alten Meistersänger handeln müssen, die sie Bar nennen, und deren jede Art der Strophe ihren besondern Ton hat. Allein diese beyden Arten gehören nicht in diese Classe: und theils hat Wagenfeil schon von ihnen gehandelt, thoils werde ich selbst an seinem Orte noch weit ausführlichere Nachricht davon geben. Von der obigen Art wird man ganze Abthei lungen solcher Gesänge in meinen Gedichten antreffen.

Des

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