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Ich wollte Meldung thun, zu was für großen Dingen,
Shr nur gebohren seyd, durch Lift und Neid zu dringen,
Die Zeiten zu verschmähn durch Urtheil und Verstand;
Hielt eure Gegenwart mir hier nicht Mund und Hand.

Und Neukirch in seinem Gedichte, auf den Tod der ge lehrten Königinn in Preußen; er redet von dem Könige:

Sein unerschöpfter Muth ist weit genug erklungen,
Seit dem ihm Noth und Recht die Waffen abgedrungen.
Dem Franzen schüttert noch die kaum erlaufne Haut,
Wenn er auf Schwabens Feld betrübt zurücke schaut;
Und an den Tag gedenkt, da Ludwigs große Thaten,
Mit Schrecken, in die Nacht der Finsterniß gerathen,
Und auf einmal verlöscht. Was Preußen da gethan,
Das zeigen, schweig ich gleich, viel andre besser an.
Dießmal betracht ich nicht, wie unser König blihet,
Wenn ihn der Feinde Trok, der Freunde Schmach erhißet,
Nein, sondern wie er selbst halb todt darnieder liegt x.

Pietsch endlich in einem Vermählungsgedichte, auf eine Königl. Preuß. Prinzeßinn, die ißige Durchl. Markgråfinn von Anspach:

Ich bilde nun nicht Heer und Schlacht,
Noch dein berufnes Heldenwesen.

Den Schimmer deiner Waffen Macht,

Den fremde Staaten sich zum Muster auserlesen;
Ich schreibe nicht wie Preußen kriegt,
Weil diesesmal die Liebe siegt ze.

12. §. Die VIII. ist die Wiederholung (Repetitio) gewisser Wörter und Redensarten, wodurch die Rede einen sehr großen Nachdruck bekömint. Wenn nämlich das Gemüth in einer heftigen Bewegung ist, und gern will, daß man seine Meynung wohl fassen solle: so ist es ihm nicht ge= nug, daß er die Sache einmal sagt; sondern er sagts zwey, dreymal nach einander, damit man ja den Nachdruck seiner Worte recht einsehen möge. Es geschieht aber diese Wiederholung auf vielerley Art. Zuweilen wird im Anfange ein und dasselbe Wort zweymal gefeßet, und das heißt Epi zeuris.

zeuris. 3.E. Opitz, im andern Buche von Widerw. des Krieges, schreibt von der Fretheit:

Sie fodert Widerstand:

Ihr Schuß, ihr Leben ist der Degen in der Hand.

Sie trinkt nicht Muttermilch: Blut! Blur muß sie ernähren;
Nicht Heulen, nicht Geschrey, nicht weiche Kinderzähren.
Die Faust gehört dazu.

Zuweilen wiederhohlt man dasselbe Wort im Anfange etlicher Theile desselben Sages, und das ist die Anaphora. 3.E. Flemming in einem Hirtenliede:

Her Palámon! her Florelle!

Her Amint! her Sylvius!
Meliböus her! zur Stelle,

Singt mir eins auf Tityrus.

Noch ein Exempel aus Racheln kann nicht schaden:

Er meidet das Latein,
Ein jeglich ander Wort muß nur französisch seyn:
Franzosisch Mund und Bart, französisch alle Sitten,
Französisch Tuch und Wams, französisch zugeschnitten.
Was immer zu Paris die edle Schneiderzunft,

Hat neulich aufgebracht, auch wider die Vernunft,
Das nimmt ein Deutscher an.

Zuweilen wiederhohlt man den Anfang eines Saßes in ver schiedenen folgenden Säßen, und das heißt auch Anapho za. 3. E. Günther auf der 33. Seite des 1. Th.

Da sehet sich mein Geist im Umsehn keine Schranken;
Da sinnt er hin und her, da spielt er mit Gedanken:
Da seh ich in mir selbst die Händel dieser Welt,
Den bösen Lauf der Zeit im Spiegel vorgestellt;

Da find ich nichts als List, und weder Treu noch Glauben;
Da seh ich Narren blühn, und kluge Leute schrauben zc.

13. §. Oder man wiederhohlt zuweilen ein Wort, das am Ende eines Saßes gestanden, im Anfange des darauf folgenden, welches Anadiplosis heißt. 3. E. Flemming auf der 131. S.

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Und

Und mitten in dem Wesen,

Da es am årgsten war, seyd, Vater!, ihr genesen.
Genesen seyd ihr nun, und denkt nicht einmal dran,
Was euch der årgste Feind für Dampf hat angethan.

Oder umgekehrt, das, was am Anfange eines Sages ge-
standen, kömmt am Ende desselben zu stehen, und wird
Epanalepsis genannt. 3. E. Opitz auf der 61. §. im
II. B. der poet. W.

Werthes Paar! vermengt die Brunst,
Liebt und gebet, gebt und liebet:
Was euch heißt des Himmels Gunst,
Der euch selbst zusammen giebet.

Noch ein besser Erempel davon, steht auf der 62. S. der poet. W. II. B.

Das kann ein Weibesbild! Bald will sich der ertrånken,
Vor unerhörter Brunst, und jener will sich henken:
Die rothen Augen sind mit Thränen angefüllt,

Voll Seufzens ist die Brust: das kann ein Weibesbild!

Hieher gehören denn auch die Wiederholungen, da man in ganzen Strophen die ersten Zeilen und Wörter, am Ende derselben noch einmal brauchet, welches sonderlich in mustkalischen Stücken angenehm fällt, und Symploce heißen kann. Ich will aus Bessern von der 425. S. folgendes Exempel geben, wo wegen des Wohlflanges noch viele andere Wiederholungen vorkommen.

Sey froh! sey froh! Eleonora,

Sey froh! du neue Flora,

Sey nunmehr glücklicher nach überstrebtem Leide;
Der Himmel kröne dich mit steter Frühlingsfreude!
Die Blumen schütten sich zu allen Zeiten aus,
Auf dich und dein erlauchtes Haus.

Wir ehren dich, o neue Flora!

Wir ehren dich, Eleonora!

Sey glücklich, neuerwählte Flora!

Eleonor', Eleonora !

14. §. Die IX. ist die Verstärkung, (Paronomafia) wenn man zwar ein Wort oder eine Redensart, die fchon

da

da gewesen, wiederholet; aber mit einem Zusage, der noch einen besondern Nachdruck verursachet. 3. E. wenn Kanig schreibt:

Ein Baum wars, nur ein Baum, dran solche Früchte saßen, Die dort der erste Mensch sollt unbetastet lassen.

Uns aber ist noch mehr zu halten auferlegt;

Weil hier ein ganzer Wald so viel Verbothnes trågt.

Hier ist das Wortchen nur eigentlich dasjenige, so den gan zen Nachdruck giebt, da sonst die Wiederholung hier sehr kalt gewesen seyn würde. Imgleichen wenn Opitz sagt:

Das Thier, das edle Thier,

Das alle Thiere zwingt, der Erden Lob und Zier,
Kömmt bloß und arm hieher.

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II. B. der Troffged.

wo gewiß dieser Zusaß, das edle Thier dem ganzen Saße ein weit größeres Gewicht giebt. Jmgleichen hebt Neukirch sein Gedicht auf die Nachtigallen so an:

Als neulich Seladon, der arme Seladon,

Voll Kummer, Angst und Schmerz die abgekränkten Glieder, Im Grünen niederwarf ze.

wie wir denn auch oben schon die Zeile aus ihm hatten:

Ins Haus, ins schwarze Haus der bleichen Schaar versenken. Und Opitz in seinem Gedichte an Seußiussen:

Wird solches nicht sein Buch, sein edles Buch erweisen ?

15.§. Die X. Figur ist der Ueberfluß, (Pleonasmus) wenn man viel mehr sagt, als nöthig ist. Sie entsteht wiederum aus der Heftigkeit des Affectes, welcher alles zusammen nimmt, die Leser oder Zuhörer aufs handgreiflichste zu rühren und zu überzeugen. Man giebt insgemein die Erempel: Ich hab ihn nicht mit Augen gesehen; ich bin nicht mit meinem Fuße hingekommen; wir habens mit unsern Ohren gehöret ic. Wenn Ranig in dem Harpar diesen Geizhals das Gold von den Pillen schaben, und sich selbst die Pulver stehlen läßt, so sind es zwar Vergrößerungen; aber kein Pleonasmus zu nennen: denn dieser £ 3

muß

muß in Worten bestehen. Allein werin Teukirch in dem oft
angeführten Gedichte auf die Königinn in Pr. schreibt:
Wie, wenn an harten Klippen

Ein starkes Schiff anstößt 2c.

Oder wenn Piersch in einem Gedichte auf seinen König sagt:

Komm, Landesvater, komm! zeuch ein bey dunkler Nacht 2. So ist im ersten Falle ein jeder Fels hart, und im leßten jede Nacht dunkel zu nennen, und folglich beydes überflüßfig. So schreibt auch Opitz in einem Gedichte an Seußiussen, von der Fama:

Und will das schöne Werk, auf ihrem lichten Wagen

Bis in das Schlafgemach der rothen Sonnen tragen.

Allein, da dergleichen Redensarten so viel nicht vorkommen,
so kann man folgende Art mit gutem Rechte hieher rechnen.
3.E. wenn Günther seine Liebste auf der 264. Seite im
I. Theile so anredet:

Kind, Engel, Schwester, Schatz, Braut, Taube, Freundinn, Licht!
Mein Stern, mein Trost, mein Herz, mein Anker und mein Leben!
Ach sage doch, wie man recht nett und zierlich spricht,
Die Liebe will dir gern den besten Titel geben.

16.§. Zur Xlten kann die Verdoppelung (Synonymia) einer und derselben Sache, die aber mit ganz andern Worten geschieht, gezogen werden. Einer, der im Affecte fteht, bemüht sich seinen Lesern und Zuhörern die Sachen recht einzuprägen und einzutrichtern. Daher sagt er ihnen auch wohl einerley Ding etlichemal, nur immer mit andern Ausdrückungen. An statt eines Erempels könnte hier aus Bessers Ruhestatt der Liebe, die lange und vielmalige Beschreibung der Schooß seiner Geliebten dienen: ich will aber lieber folgendes hieher sehen, wo er auf der 227. Scite sich und seine Kühlweininn auf verschiedene Art beschreibt:

Zro Seelen, durch ein Feur wie Wachs zuhauf geronnen,
Zwey Herzen, die vermischt ein Wesen nur gewonnen,
Zween Menschen, die vereint ein Leben nur gefühlt,
Und deren jeder sich für eine Hälfte hielt.

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Der

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