A Man eener dem so hüpich nich ys ingegaten Dat hemlische Licht, würde ydt düden sülcker maten: Een ander de dar meent, he würd ydt beter weten, Wo syn Fründ up dem Meer in eenem Schepe fahret, Sülcke hocherlüchtede Rede, de nu ys upgekahmen, Ja ock een Schoster, edder old Wyff vornehmen kan. 21. §. Nichts ist übrig, als daß ich versprochenermaßen noch zeige, was für Versehungen der Wörter in unsrer Spra che, der Deutlichkeit unbeschadet, noch möglich sind; und was für eine Zierde die poetische Schreibart davon bekömmt. Man bildet sich insgemein ein, die guten Poeten folgten der ungebundnen Wortfügung aufs allergenaueste: allein ich habe bisweilen das Gegentheil bemerket und wahrgenommen, daß sie viele neue, und oft recht verwegene Versehungen machen; die zwar ungewöhnlich, aber doch nicht unrichtig flin gen, und also überaus anmuthig zu lesen sind. Sonderlich habe ich diese Kühnheit an den Meistern in Oden wahrgenommen, darunter ich Opitzen, Dachen, Flemmingen, Tscherningen, Raldenbachen, Franken, Amthorn und Günthern nennen kann. Die Erempel, die ich aus ihnen anführen will, werden sattsam zeigen, wie edel der Crit. Dichtk. poetische poetische Ausdruck dadurch wird: weit gefehlt, daß er entweder unrichtig, oder doch dunkel werden sollte. Wenn Opis sagen will: Grüne wohl, du starke Raute! dieses Gift der Zeiten, weiche deinen süßen Bitterkeiten, welche nichts bezwingen foll; fo kehrt ers um, und singt im II. B. der P. W. viel munterer also: Starke Raute, grûne wohl! Herz und Haupt durchdringen will. Bald darauf will er in einer andern Ode sagen: Wie Phobus der Wolken blaue Tracht zu malen pflegt: so blinkt der Stern von Mitternacht mit güldnen Stralen. Allein er singt weit edler in einer andern Wortfügung: So blinkt mit güldnen Stralen Der Stern von Mitternacht; Der Wolken blaue Tracht. 22. S. Dach will in einer Dde, die ich in Rindermanns deutschem Poeten p. 222. finde, sagen: Mein Aufenthalt war sonst nirgends zu finden, als nur bey den hohen Linden, durch den grünen Wald. Ich liebte ohn Unterlaß eine Quelle, ein frisches Gras c. allein er ordnet seine Worte weit lebhafter, wenn er so schreibt: Sonsten war mein Aufenthalt Als nur durch den grünen Wald, Eine Quell, ein frisches Gras, Da ich denn gesungen, Daß die Bäum erklungen. Flemming will seiner Anemonen im Vten Buche der Oben sagen: Ach! dieß einige, war von allen meinen Plagen, noch übrig, daß ich das schwere Liebesjoch abgeschieden tra gen gen muß. Allein der Affect, darinn er steht, bringt eine ganz neue Worrfügung zuwege: Ach! Einzig dieß war übrig noch. Von allen meinen Plagen, Kaldenbach in seinem Klaggedichte auf Opißen, will sagen: Die berühmte Galathee gieng an des süßen Neckars Rande, in tieferregtem Weh; als Corydon durch einen grimmigen Riß, sie und ihre Felder in einsamwüstem Stande ließ. Aber das poctische Feuer hat ihn dieses folgendermaßen versehen gelehret. An des süßen Neckars Rande Als, in einsam wüstem Stande, 23. §. Tscherning in einem Gedichte an Fabriciussen von Danzig, will Preußenland also anreden: Für das grimme Blut und Rauben, werden Pickelhauben, Helm und Harnisch, Spieß und Schwert, besser in den Uckerzeug verkehrt. Denn, weil wir mit dem Eisen kriegen, so muß das Feld öde liegen. Aber weit edler hat er die Worte so geordnet : Besser werden Pickelhauben, Helm und Harnisch, Spieß und Schwert, Denn das Feld muß öde liegen, Weil wir mit dem Eisen kriegen. Johann Frank hätte in der Ode auf Hofmanns, Bürgermeisters zu Frankfurth, Hochzeit, in ungebundner Rede fagen müssen: Jene Grabschrift, die Paternus gestiftet, wird dort um Nemaus, wie ein Wunderwesen gelesen; daß die Parce in seiner Ehezeit, ohn allen Zank und Streit zwen und dreyßig Sonnen (Jahre) abgesponnen habe. Allein er kehret alles um, und doch ist es nicht unrecht; sondern recht lebhaft gerathen. Als wie ein Wunderwesen, Die Parc hab abgesponnen, Anthor, in der aus dem Rousseau überseßten Ode auf die Weltbezwinger, hätte die Helden, so anreden müssen: Ihr Stolzen Krieger, laßt einmal sehen, worauf sich eure Tugend stüßt, und wo euch dann das Herz im Leibe sißt, wenn sich das Glück verdrehen will. Allein er hat es weit edler so gesegt: Laßt einmal, stolze Krieger! sehen, دو Worauf sich eure Tugend stüßt? Wo, wenn das Glück fich will verdrehen, Euch dann das Herz im Leibe sitt? 24. §. Ich könnte auch aus unsern übrigen Poeten noch unzähliche Stellen anführen; dieses zu behaupten, wenn die bereits erwähnten nicht schon zulänglich wären. Ich will aber lieber noch eine Anmerkung machen, und den Grund dieser aus erlaubten Versehungen entspringenden Schönheit entdecken. Einmal ist es gewiß, daß auch unsre Prose sehr vielerley Versehungen leidet, davon aber eine immer besser klinget, als die andere. 3. E. des Herrn von Ranitz Trauerrede auf die brandenburgische Prinzeßinn Henriette, hebt so an: Fürsten sterben zwar eben so, wie andere Menschen: ,, doch haben sie zu solcher Zeit vor andern ein großes vor,, aus." Diesen Sah hätte man, unserer Mundart unbeschadet, auch so vortragen können: Zwar sterben die Fürsten eben so, wie andere Menschen: doch haben sie vor andern zu solcher Zeit ein großes voraus. Jmgleichen in dem nächstfolgenden Sage:,,Was ihr Tod nach sich zieht, giebt nicht ,, nur eine Veränderung in einem Hause oder Geschlechte, ,, sondern auch zugleich in unzählich vielen Seelen." Hier håtte das Wort, eine Veränderung, noch an zwo ver schiedene Stellen gesezt werden können, nämlich nach Ges schlech schlechte, und ganz am Ende. In andern Stellen dieser Rede würden sich noch mehrere erlaubte Versehungen vornehmen lassen. 25. S. Fragt man nun ferner, welche Ordnung der andern in zweifelhaften Fällen vorzuziehen ist? so sage ich erstlich: die, welche am besten klinget. Das Urtheil der Ohren entscheidet die Schwierigkeit am besten: denn auf das Gehör des Scribenten kömmt es hauptsächlich an, wenn die Schreibart des einen wohlfließend und harmonisch ist; des andern Ausdruck aber rauh und widerwärtig lautet. Es ist aber, außer dem Wohlklingen, zweytens auf den Affect zu fehen. Das Feuer der Gemüthsbewegungen erlaubt uns nicht allezeit, auf die gewöhnliche Ordnung der Wörter zu finnen: es bricht heraus, und fängt oft den Sah in der Mitten an. 3. E. Ein ruhiges Gemüůh wird sprechen: alle dein Bitten ist umsonst! ich werde es nimmermehr leiden. Du sollst den Tag nicht erleben 2c. Allein einen Zornigen wird die Heftigkeit seiner Leidenschaft so sagen lehren: Ume sonst ist alle dein Bitten! Nimmermehr werde ichs leiden! Den Tag sollst du nicht erleben! Dergleichen Versehungen machen eine Rede sehr feurig und lebhaft: und weil dieß in allen Affecten zu geschehen pflegt, die Poeten aber oft selbst darinnen stehen, oft andre Personen, die aufgebracht gewesen, redend einführen, oder ihnen nachahmen; so ist es kein Wunder, daß sie dergleichen nachdrückliche Versetzungen mit gutem Bedachte anzubringen suchen. 26. §. Oft will man den Nachdruck eines Wortes, durch den Ton der Aussprache anzeigen, der sich aber an einer Stelle nicht so gut, als an der andern hören läßt: daher verseht man dasselbe an einen Ort, wo es sonst nicht hingehöret. 3. E. wenn ich schriebe: Ich will dir zu Liebe sterben. So würde es lange so kräftig und nachdrücklich nicht klingen, als wenn ich sagte: Dir zu Liebe will ich sterben. Dahin |