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Hat ein ungeheurer Flegel
Heute grob sich aufgelegt.

Und ich fühlte mich ein Mannsen,
Ich gedachte meiner Pflicht,

Und ich hieb dem langen Hansen
Gleich die Schmarre turd's Gesicht.

Chor.

Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
Gleich das volle Glas heran!

Denn das Aechzen und das Krächzen
Hast du heut schon abgethan.

Einer.

Wenig hab' ich nur zu sagen:
Denn ich habe nichts gethan.
Ohne Sorgen, ohne Plagen
Nahm ich mich der Wirthschaft an:
Doch ich habe nichts vergessen,
Ich gedachte meiner Pflicht:
Alle wollten sie zu essen,

Und an Effen fehlt es nicht.

Chor.

Sollst uns nicht nach Weine lechzen!

Gleich das volle Glas heran!

Denn das Aechzen und das Krächzen Hast du heut schon abgethan.

Einer.

Einer wollte mich erneuen,

Macht es schlecht: Verzeih' mir Gott!

Achselzucken, Kümmereien!

Und er hieß ein Patriot.

Ich verfluchte das Gewäsche,
Rannte meinen alten Lauf.
Narre! wenn es brennt, so lösche,
Hat's gebrannt, bau wieder auf!

Chor.

Sollst uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran!

Denn das Aechzen und das Krächzen Hast du heut schon abgethan.

Meister.

Jeder möge so verkünden,
Was ihm heute wohl gelang!
Das ist erst das rechte Zünden,
Daß entbrenne der Gesang.
Keinen Druckser hier zu leiden,
Sey ein ewiges Mandat!
Nur die Lumpe sind bescheiden,
Brave freuen sich der That.

Chor.

Sollst uns nicht nach Weine lechzen!

Gleich das volle Glas heran!

Denn das Aechzen und das Krächzen

Haben wir nun abgethan.

Drei Stimmen.

Heiter trete jeder Sänger,
Hochwillkommen in den Saal;

Denn nur mit dem Grillenfänger
Halten wir's nicht liberal;
Fürchten hinter diesen Launen,

Diesem ausstaffirten Schmerz,

Diesen trüben Augenbraunen,
Leerheit oder schlechtes Herz.

Chor.

Niemand soll nach Weine techzen!
Doch kein Dichter soll heran,

Der das Aechzen und das Krächzen
Nicht zuvor hat abgethan!

Ergo bibamus!

Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun,
Drum Brüderchen! Ergo bibamus.
Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn,
Beherziget Ergo bibamus.

Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort:
Es passet zum Ersten und passet so fort,

Und schallet ein Echo vom festlichen Ort,
Ein herrliches Ergo bibamus.

Ich hatte mein freundliches Liebchen gefehn,
Da dacht' ich mir: Ergo bibamus.

Und nahte mich freundlich, da ließ sie mich stehn.
Ich half mir und dachte: Bibamus.

Und wenn sie versöhnet euch herzet und füßt, Und wenn ihr das Herzen und Küssen vermißt; So bleibet nur, bis ihr was Besseres wißt, Beim tröstlichen Ergo bibamus.

Mich ruft mein Geschick von den Freunden hinweg; Ihr Redlichen! Ergo bibamus.

Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck;

Drum doppeltes Ergo bibamus.

Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt,
So bleibt für den Heitern doch immer gesorgt!
Weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt;
Drum, Brüderchen! Ergo bibamus.

Was sollen wir sagen zum heutigen Tag!
Ich dächte nur: Ergo bibamus.
Er ist nun einmal von besonderem Schlag:
Drum immer auf's neue: Bibamus.

Er führet die Freute durch's offene Thor,
Es glänzen die Wolken, es theilt sich der Flor,
Da scheint uns ein Bildchen, ein göttliches, ver;
Wir klingen und singen: Bibamus.

Epiphanias.

Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
Sie essen gern, sie trinken gern,

Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern.

Die heiligen drei König' find kommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär',
So wär' ein heil'ger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
Bei Tage solltet ihr erst mich sehn!
Doch ach, mit allen Specerein

Werd' ich sein Tag kein Mädchen mehr erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Specerein,
Da werd' ich überall willkommen seyn.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein'
Und mag wohl auch einmal recht lustig seyn.
Ich effe gern, ich trinke gern,

Ich effe, trinke und bedanke mich gern.

Die heil'gen drei König' sind wohl gesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Stren.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herren und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort
Und ziehen unseres Weges weiter fort.

Goethe, Gedichte.

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