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Bei meinem Saitenspiele
Segnet der Sterne Heer
Die ewigen Gefühle;

Schlafe! was willst du mehr?

Die ewigen Gefühle

Heben mich hoch und hehr,
Aus irdischem Gewühle;
Schlafe! was willst du mehr?

Vom irdischen Gewühle
Trennst du mich nur zu sehr,
Bannst mich in diese Kühle;
Schlafe! was willst du mehr?

Bannst mich in diese Kühle,
Giebst nur im Traum Gehör.
Ach, auf dem weichen Pfühle
Schlafe! was willst du mehr?

An Mignon.

Ueber Thal und Fluß getragen
Ziehet rein der Sonne Wagen.
Ach, fie regt in ihrem Lauf,
So wie deine, meine Schmerzen,
Tief im Herzen,

Immer Morgens wieder auf.

Kaum will mir die Nacht noch frommen,
Denn die Träume selber kommen
Nun in trauriger Gestalt;

Und ich fühle dieser Schmerzen,

Still im Herzen,

Heimlich bildende Gewalt.

Schon seit manchen schönen Jahren
Seh' ich unten Schiffe fahren,
Jedes kommt an seinen Ort;
Aber ach, die schweren Schmerzen,
Fest im Herzen,

Schwimmen nicht im Strome fort.

Schön in Kleidern muß ich kommen,
Aus dem Schrank sind sie genommen,
Weil es heute Festtag ist;
Niemand ahnet, daß von Schmerzen
Herz im Herzen

Grimmig mir zerrissen ist.

Heimlich muß ich immer weinen,
Aber freundlich kann ich scheinen.
Und sogar gesund und roth;
Wären tödtlich diese Schmerzen
Meinem Herzen,

Ach, schon lange wär' ich todt.

Wonne der Liebe.

Freudvoll
Und leidvoll,

Gedankenvoll seyn;

Langen

Und bangen

In schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein

Ist die Seele, die liebt.

Wonne der Wehmuth.

Trocknet nicht, trocknet nicht,
Thränen der ewigen Liebe!

Ach nur dem halbgetrockneten Auge
Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen unglücklicher Liebe!

Wanderers Nachtlied.

Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,

Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust!

Ein gleiches.

Ueber allen Gipfeln

Ist Ruh,

In allen Wipfeln

Spürest du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde

Ruhest du auch).

Jägers Abendlied.

Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr,

Da schwebt so licht dein liebes Bild,

Dein füßes Bild mir vor.

Du wandelst jetzt wohl still und mild Durch Feld und liebes Thal,

Und ach! mein schnell verrauschend Bild Stellt sich dir's nicht einmal?

Des Menschen, der die Welt durchstreift Voll Unmuth und Verdruß,

Nach Osten und nach Westen schweift,

Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, dent' ich nur an dich,

Als in den Mond zu sehn;

Ein stiller Friede kommt auf mich,

Weiß nicht wie mir geschehn.

An den Mond.

Füllest wieder Busch und Thal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge mild

Ueber mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh- und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud' und Schmerz

In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!

Nimmer werd' ich froh!

So verrauschte Scherz und Kuß,

Und die Treue so.

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