Page images
PDF
EPUB

Vor der ein letter Blick des fleinen Feuers schimmert, Vom Wasserfall umrauscht, des milden Schlafs genießt. Mich treibt das Herz, nach jener Kluft zu wandern, Ich schleiche still und scheide von den Andern.

Seh mir gegrüßt, der hier in später Nacht
Gedankenvoll an dieser Schwelle wacht!
Was sizest du entfernt von jenen Freuden?
Du scheinst mir auf was Wichtiges bedacht.
Was ist's, daß du in Sinnen dich verlierest,
Und nicht einmal dein kleines Feuer schürest?

,, frage nicht! denn ich bin nicht bereit,

"

Des Fremben Neugier leicht zu stillen;
Sogar verbitt' ich deinen guten Willen;
Hier ist zu schweigen und zu leiden Zeit.
Ich bin dir nicht im Stande selbst zu sagen,
Woher ich set, wer mich hierher gesandt;
Von fremden Zonen bin ich her verschlagen
Und durch die Freundschaft festgebannt.

Wer kennt sich selbst? wer weiß, was er vermag?
Hat nie der Muthige Verwegnes unternommen?
Und was du thust, sagt erst der andre Tag,
War es zum Schaden oder Frommen.

Ließ nicht Prometheus selbst die reine Himmelsgluth
Auf frischen Thon vergötternd niederfließen?

Und konnt' er mehr als irdisch Blut

Durch die belebten Adern gießen?
Ich brachte reines Feuer vom Altar;
Was ich entzündet, ist nicht reine Flamme.

Der Sturm vermehrt die Gluth und die Gefahr,
Ich schwanke nicht, indem ich mich verdamme.

Und wenn ich unklug Muth und Freiheit sang
Und Redlichkeit und Freiheit sonder Zwang,
Stolz auf sich selbst und herzliches Behagen,
Erwarb ich mir der Menschen schöne Gunst:
Doch ach! ein Gott versagte mir die Kunst,
Die arme Kunst, mich künstlich zu betragen.
Nun sitz' ich hier zugleich erhoben und gedrückt,
Unschuldig und gestraft, unschuldig und beglückt.

Doch rede sacht! denn unter diesem Dach
Ruht all mein Wohl und all mein Ungemach:
Ein edles Herz, vom Wege der Natur
Durch enges Schicksal abgeleitet,

Das ahnungsvoll, nun auf der rechten Spur,
Bald mit sich selbst und bald mit Zauberschatten streitet,
Und was ihm das Geschick durch die Geburt geschenkt,
Mit Müh' und Schweiß erst zu erringen denkt.
Kein liebevolles Wort kann seinen Geist enthüllen
Und kein Gesang die hohen Wogen stillen.

Wer kann der Raupe, die am Zweige kriecht,
Von ihrem künft'gen Futter sprechen?
Und wer der Puppe, die am Boden liegt,
Die zarte Schale helfen durchzubrechen?
Es kommt die Zeit, sie drängt sich selber los
Und eilt auf Fittigen der Rose in den Schooß.

Gewiß, ihm geben auch die Jahre
Die rechte Richtung seiner Kraft.

Noch ist bei tiefer Neigung für das Wahre
Ihm Irrthum eine Leidenschaft.

Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,

Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;
Der Unfall lauert an der Seite

Und stürzt ihn in den Arm der Qual.

Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung
Gewaltsam ihn bald da bald dort hinaus,

Und von unmuthiger Bewegung

Ruht er unmuthig wieder aus.

Und düster wild an heitern Tagen,

Unbändig, ohne froh zu seyn,

Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerschlagen,

Auf einem harten Lager ein:

Indessen ich hier still und athmend kaum.

Die Augen zu den freien Sternen kehre,

Und, halb erwacht und halb im schweren Traum,
Mich kaum des schweren Traums erwehre."

Verschwinde Traum!

Wie dank ich, Musen, euch!

Daß ihr mich heut auf einen Pfad gestellet,

Wo auf ein einzig Wort die ganze Gegend gleich

Zum schönsten Tage sich erhellet;

Die Wolke flieht, der Nebel fällt,

Die Schatten sind hinweg. Ihr Götter, Preis und

Wonne!

Es leuchtet mir die wahre Sonne,

Es lebt mir eine schönre Welt;

Das ängstliche Gesicht ist in die Luft zerronnen,
Ein neues Leben ist's, es ist schon lang begonnen.

Ich sehe hier, wie man nach langer Reise
Im Vaterland sich wieder kennt,

Ein ruhig Volk im stillen Fleiße

Benußen, was Natur an Gaben ihm gegönnt.
Der Faden eilet von dem Rocken

Des Webers raschem Stuhle zu;

Und Seil und Kübel wird in längrer Ruh
Nicht am verbrochnen Schachte stocken;

Es wird der Trug entdeckt, die Ordnung kehrt zurück,
Es folgt Gedeihn und festes ird'sches Glück.

So mög', o Fürst, der Winkel deines Landes
Ein Vorbild deiner Tage feyn!

Du kennest lang die Pflichten deines Standes
Und schränkest nach und nach die freie Seele ein.
Der kann sich manchen Wunsch gewähren,
Der talt sich selbst und seinem Willen lebt;
Allein wer Andre wohl zu leiten strebt,
Muß fähig seyn, viel zu entbehren.

So wandle du der Lohn ist nicht gering
Nicht schwankend hin, wie jener Sämann ging,
Daß bald ein Korn, des Zufalls leichtes Spiel,
Hier auf den Weg, dort zwischen Dornen fiel;
Nein! streue klug wie reich), mit männlich stäter Hand,
Den Segen aus auf ein geackert Land;

Dann laß es ruhn: die Ernte wird erscheinen
Und dich beglücken und die Deinen.

Mahomets Gesang.

Seht den Felsenquell,

Freudenhell,

Wie ein Sternenblick;

Ueber Wolken

Nährten seine Jugend
Gute Geister

Zwischen Klippen im Gebüsch.

Jünglingfrisch

Tanzt er aus der Wolke
Auf die Marmorfelfen nieder,
Jauchzet wieder

Nach dem Himmel.

Durch die Gipfelgänge

Jagt er bunten Kieseln nach,
Und mit frühem Führertritt
Reißt er seine Bruderquellen
Mit sich fort.

Drunten werden in dem Thal •

Unter seinem Fußtritt Blumen, Und die Wiese

Lebt von seinem Hauch.

Doch ihn hält kein Schattenthal, Keine Blumen,

Die ihm seine Knie' umschlingen,

« PreviousContinue »