Erst die Orange, die schwer ruht, als ein goldener Ball, Dann die weichliche Feige, die jeder Druck schon entstellet; Und mit Myrte bedeckt ward, und geziert, das Geschenk. Aber ich hob es nicht auf; ich stand. Wir sahen einander In die Augen, und mir ward vor dem Auge so trüb. Deinen Busen fühlt' ich an meinem! Den herrlichen Nacken, Ihn umschlang nun mein Arm; tausendmal küßt' ich den Hals. Mir sank über die Schulter dein Haupt; nun knüpften auch deine Lieblichen Arme das Band um den Beglückten herum. Amors Hände fühlt' ich: er drückt' uns gewaltig zusammen, Und aus heiterer Luft donnert' es dreimal: da floß Häufig die Thräne vom Aug' mir herab, du weintest, ich weinte, Und vor Jammer und Glück schien uns die Welt zu vergehn. Immer heftiger rief es am Strand; da wollten die Füße Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bist du nicht mein? Ewig! sagtest du leise. Da schienen unsere Thränen, Wie durch göttliche Luft, leise vom Auge gehaucht. Näher rief es: Aleris! Da blickte der suchende Knabe Durch die Thüre herein. Wie er das Körbchen empfing! Wie er mich trieb! Wie ich dir die Hand noch drückte! Zu Schiffe Wie ich gekommen? Ich weiß, daß ich ein Trunkener schien. Und so hielten mich auch die Gesellen, schonten den Kranken; Und schon deckte der Hauch trüber Entfernung die Stadt. Goethe, Gedichte. 13 Ewig! Dora, lispeltest du; mir schallt es im Ohre Mit dem Donner des Zeus! Stand sie doch neben dem Thron, Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien standen Ihr zur Seiten! Er ist götterbekräftigt, der Bund! Oso eile denn, Schiff, mit allen günstigen Winden! Strebe, mächtiger Kiel, trenne die schäumende Fluth! Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Goldschmied In der Werkstatt gleich ordne das himmlische Pfand. Wahrlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora! Neunmal umgebe sie dir, locker gewunden, den Hals. Ferner schaff' ich noch Schmuck, den mannigfaltigsten; goldne Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand: Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche Sapphir Stelle dem Hyacinth sich gegenüber, und Gold Halte das Edelgestein in schöner Verbindung zusammen. O, wie den Bräutigam freut einzig zu schmücken die Braut! Seh' ich Perlen, so denk' ich an dich; bei jeglichem Ringe Kommt mir der länglichen Hand schönes Gebild' in den Sinn. Tauschen will ich und kaufen; du sollst das Schönste von allem Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir. Doch nicht Schmuck und Juwelen allein verschafft dein Geliebter: Was ein häusliches Weib freuet, das bringt er dir auch. Feine wollene Decken mit Purpursäumen, ein Lager Zu bereiten, das uns traulich und weichlich empfängt ; Köstlicher Leinwand Stücke. Du sizest und nähest und fleidest Mich und dich und auch wohl noch ein Drittes darein. Bilder der Hoffnung, täuschet mein Herz! O mäßiget, Götter, Diesen gewaltigen Brand, der mir den Busen durchtobt! Aber auch sie verlang' ich zurück, die schmerzliche Freude, Wenn die Sorge sich kalt, gräßlich gelassen, mir naht. Nicht der Erinnyen Fackel, das Bellen der höllischen Hunde Schreckt den Verbrecher so, in der Verzweiflung Gefild, Als das gelaßne Gespenst mich schreckt, das die Schöne von fern mir Zeiget: die Thüre steht wirklich des Gartens noch auf! Und ein Anderer kommt! Für ihn auch fallen die Früchte! Und die Feige gewährt stärkenden Honig auch ihm! Lockt sie auch ihn nach der Laube? und folgt er? O, macht mich, ihr Götter, Blind, verwischet das Bild jeder Erinnrung in mir! Ja, ein Mädchen ist sie! und die sich geschwinde dem Einen Giebt, sie kehret sich auch schnell zu dem Andern herum. Lache nicht dießmal, Zeus, der frechgebrochenen Schwüre! Donnere schrecklicher! triff! Halte die Bliße zurück! Sende die schwankenden Wolken mir nach! im nächtlichen Dunkel Treffe dein leuchtender Bliß diesen unglücklichen Mast! Streue die Planken umher, und gieb der tobenden Welle Diefe Waaren, und mich gieb den Delphinen zum Nun, ihr Musen, genug! Vergebens strebt ihr zu schildern, Wie sich Jammer und Glück wechseln in liebender Brust. Heilen könnet die Wunden ihr nicht, die Amor geschlagen; Aber Linderung kommt einzig, ihr Guten, von euch. Der neue Pausias und sein Blumenmädchen. Pausias von Sichon, der Maler, war als Jüngling in Glyceren, seine Mitbürgerin, verliebt, welche Blumenkränze zu winden einen sehr erfinderischen Geist hatte. Sie wetteiferten mit einander, und er brachte die Nachahmung der Blumen zur größten Mannichfaltigkeit. Endlich malte er seine Geliebte, sizend, mit einem Kranze beschäftigt. Dieses Bild wurde für eins seiner besten gehalten, und die Kranzwinderin oder Kranzhändlerin genannt, weil Glycere sich auf diese Weise als ein armes Mädchen ernährt hatte. Lucius Lucullus kaufte eine Copie in Athen für zwei Talente. Plinius B. XXXV. C. XI. Sie. Schütte die Blumen nur her, zu meinen Füßen und deinen! Du erscheinest als Liebe, die Elemente zu knüpfen; Sie. Sanft berühre die Rose, sie bleib' im Körbchen verborgen; Wo ich dich finde, mein Freund, öffentlich reich' ich fie dir. Er. Und ich thu', als kennt' ich dich nicht, und danke dir freundlich; Aber dem Gegengeschenk weichet die Geberin aus. Sie. Reiche die Hyacinthe mir nun, und reiche die Nelke, Er. Laß im blumigen Kreise zu deinen Füßen mich sißen, Und ich fülle den Schooß dir mit der lieblichen Sie. Schaar. Reiche den Faden mir erst; dann sollen die Gartenverwandten, Die sich von ferne nur sahn, neben einander sich freun. & r. Was bewundr' ich zuerst? was zulezt? die herrlichen Blumen? Oder der Finger Geschick? oder der Wählerin Geist? Sie. Gieb auch Blätter, den Glanz der blendenden Blumen zu mildern; Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz. Er. Sage, was wählst du so lange bei diesem Strauße? Gewiß ist Dieser Jemand geweiht, den du besonders bedenkst. Sie. Hundert Sträuße vertheil' ich des Tags, und Kränze die Menge; Aber den schönsten doch bring' ich am Abende dir. Er. Ach! wie wäre der Maler beglückt, der diese Gewinde Malte, das blumige Feld, ach! und die Göttin zuerst! Sie. Aber doch mäßig beglückt ist der, mich dünkt, der am Boden Hier fißt, dem ich den Kuß reichend noch glücklicher bin. |