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Meinen Helden, ich kenn' ihn zu gut! Es haben Tragöden Uns zum Besten!" Doch bald sah sie mit Schmerzen,

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Nicht den tausendsten Theil verdroß es Vulkanen, sein Weibchen

Mit dem rüstigen Freund unter den Maschen zu sehn, Als das verständige Neß im rechten Moment sie umfaßte, Rasch die Verschlungnen umschlang, fest die Genießen

den hielt.

Wie sich die Jünglinge freuten! Mercur und Bacchus ! fie beide

Mußten gestehn: es seh, über dem Busen zu ruhn Dieses herrlichen Weibes, ein schöner Gedanke. Sie baten: Löse, Vulcan, sie noch nicht! Laß sie noch einmal

befehn.

Und der Alte war so Hahnrei, und hielt sie nur fester.Aber Fama, sie floh rasch und voll Grimmes davon. Seit der Zeit ist zwischen den Zweien der Fehde nicht Stillstand,

Wie sie sich Helden erwählt, gleich ist der Knabe darnach. Wer sie am höchsten verehrt, den weiß er am besten zu faffen,

Und den Sittlichsten greift er am gefährlichsten an. Will ihm Einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen ins Schlimmste.

Mädchen bietet er an; wer sie ihm thöricht verschmäht, Muß erst grimmige Pfeile von seinem Bogen erdulden; Mann erhißt er auf Mann, treibt die Begierden auf's

Thier.

Wer sich seiner schämt, der muß erst leiden; dem Heuchler Streut er bittern Genuß unter Verbrechen und Noth.

Aber auch sie, die Göttin, verfolgt ihn mit Augen und

Chren;

Sieht sie ihn einmal bei dir, gleich ist sie feindlich

gesinnt,

Schreckt dich mit ernstem Blick, verachtenden Mienen, und heftig

Strenge verruft sie das Haus, das er gewöhnlich besucht. Und so geht es auch mir: schon leid' ich ein wenig; die Göttin

Eifersüchtig, sie forscht meinem Geheimnisse nach. Doch es ist ein altes Geset: ich schweig' und verehre; Denn der Könige Zwist büßten die Griechen, wie ich.

XX.

Zieret Stärke den Mann und freies muthiges Wesen, O! so ziemet ihm fast tiefes Geheimniß noch mehr. Städtebezwingerin, du Verschwiegenheit! Fürstin der

Völker!

Theure Göttin, die mich sicher durch's Leben geführt, Welches Schicksal erfahr' ich! Es löset scherzend die Muse,

Amor löset, der Schalt, mir den verschlossenen Mund. Ach, schon wird es so schwer, der Könige Schande ver

bergen!

Weder die Krone bedeckt, weder ein phrygischer Bund Midas verlängertes Ohr; der nächste Diener entdeckt es, Und ihm ängstet und drückt gleich das Geheimniß die Brust.

In die Erde vergrüb' er es gern, um sich zu erleichtern: Doch die Erbe bewahrt solche Geheimnisse nicht;

Rohre sprießen hervor, und lauschen und lispeln im Winde:

Midas! Midas, der Fürst, trägt ein verlängertes Ohr! Schwerer wird es nun mir, ein schönes Geheimniß zu wahren;

Ach, den Lippen entquillt Fülle des Herzens so leicht! Keiner Freundin darf ich's vertraun: sie möchte mich schelten;

Keinem Freunde: vielleicht brächte der Freund mir

Gefahr.

Mein Entzücken dem Hain, dem schallenden Felsen zu sagen, Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einsam genug. Dir, Hexameter, dir Pentameter, sey es vertrauet, Wie sie des Tags mich erfreut, wie sie des Nachts mich beglückt.

Sie, von vielen Männern gesucht, vermeidet die Schlingen, Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Liftige legt; Klug und zierlich schlüpft sie vorbei, und kennet die Wege, Wo sie der Liebste gewiß lauschend begierig empfängt. Zaubre, Luna, fie kommt! damit sie der Nachbar nicht sehe; Rausche, Lüftchen, im Laub! Niemand vernehme den Tritt.

Und ihr, wachset und blüht, geliebte Lieder, und wieget Euch im leisesten Hauch lauer und liebender Luft, Und entdeckt den Quiriten, wie jene Rohre geschwätig, Eines glücklichen Paars schönes Geheimniß zuleßt.

Elegien.

II.

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