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Doch der Preis ist keineswegs geringe,
Denn das letzte Wort, es ist: Helene!
Sie.

Konnt' uns Glück und Höhe nicht vereinen!
Hat die Liebe diesen Weg genommen?
Doch ich seh' den wackren Bruder kommen;
Wenn er's hören wird, was kann er meinen?

Wirkung in die Ferne.

Die Königin steht im hohen Saal,

Da brennen der Kerzen so viele;

Sie spricht zum Pagen: „Du läufst einmal
Und holst mir den Beutel zum Spiele.
Er liegt zur Hand

Auf meines Tisches Rand."

Der Knabe der eilt so behende,

War bald an Schlosses Ende.

Und neben der Königin schlürft zur Stund

Sorbet die schönste der Frauen.

Da brach ihr die Tasse so hart an dem Mund,

Es war ein Gräuel zu schauen.

Verlegenheit! Scham!

Um's Prachtkleid ist's gethan!
Sie eilt und fliegt so behende
Entgegen des Schlosses Ende.

Der Knabe zurück zu laufen kam
Entgegen der Schönen in Schmerzen,

Es wußt' es niemand, doch beide zusamm', Sie hegten einander im Herzen;

Und o des Glücks,

Des günst❜gen Geschicks!

Sie warfen mit Bruft sich zu Brüsten
Und herzten und füßten nach Lüsten.

Doch endlich beide sich reißen los;
Sie eilt in ihre Gemächer;

Der Page drängt sich zur Königin groß
Durch alle die Degen und Fächer.
Die Fürstin entdeckt

Das Westchen befleckt!

Für sie war nichts unerreichbar,
Der Königin von Saba vergleichbar.

Und sie die Hofmeisterin rufen läßt:

"

Wir kamen doch neulich zu Streite,

Und ihr behauptetet steif und fest,

Nicht reiche der Geist in die Weite;
Die Gegenwart nur

Die lasse wohl Spur;

Doch niemand wirk' in die Ferne,

Sogar nicht die himmlischen Sterne.“

„Nun seht! So eben ward mir zur Seit'

Der geistige Süßtrank verschüttet,

Und gleich darauf hat er dort hinten so weit

Dem Knaben die Weste zerrüttet.

Besorg' dir sie neu!

Und weil ich mich freu',

Daß sie mir zum Beweise gegolten,
Ich zahl' sie! sonst wirst du gescholten.“

Die wandelnde Glocke.

Es war ein Kind, das wollte nie
Zur Kirche sich bequemen

Und Sonntags fand es stets ein Wie
Den Weg ins Feld zu nehmen.

Die Mutter sprach: Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,

Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich holen.

Das Kind es denkt: die Glocke hängt
Da droben auf dem Stuhle.

Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt

Als lief' es aus der Schule.

Die Glocke Glocke tönt nicht mehr,

Die Mutter hat gefackelt.

Doch welch ein Schrecken hinterher!

Die Glocke kommt gewackelt.

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;

Das arme Kind im Schrecken

Es lauft, es kommt, als wie im Traum; Die Glocke wird es decken.

Doch nimmt es richtig seinen Husch
Und mit gewandter Schnelle

Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Capelle.

Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag
Nicht in Person sich laden.

Der getreue Eckart.

wären wir weiter, o wär' ich zu Haus! Sie kommen, da kommt schon der nächtliche Graus; Sie sind's die unholdigen Schwestern.

Sie streifen heran und sie finden uns hier,
Sie trinken das mühsam geholte das Bier,
Und lassen nur leer uns die Krüge.

So sprechen die Kinder und drücken sich schnell;
Da zeigt sich vor ihnen ein alter Gesell:
Nur stille, Kind! Kinderlein, stille!

Die Hulden sie kommen von durstiger Jagd
Und laßt ihr sie trinken, wie's jeder behagt,
Dann sind sie euch hold die Unholden.

Gesagt so geschehn! und da naht sich der Graus
Und siehet so grau und so schattenhaft aus,
Doch schlürft es und schlampft es auf's beste.

Das Bier ist verschwunden, die Krüge sind leer;
Nun sauft und braus't es, das wüthige Heer,
Ins weite Gethal und Gebirge.

Die Kinderlein ängstlich gen Hause so schnell,
Gefellt sich zu ihnen der fromme Gesell!
Ihr Püppchen, nur seyð mir nicht traurig.
Wir kriegen nun Schelten und Streich' bis auf's Blut.-
Nein keineswegs, alles geht herrlich und gut,
Nur schweiget und horchet wie Mäuslein.

Und der es euch anräth und der es befiehlt,
Er ist es, der gern mit den Kindelein spielt,
Der alte Getreue, der Eckart.

Vom Wundermann hat man euch immer erzählt;
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt,

Die habt ihr nun köstlich in Händen.

Sie kommen nach Hause, sie sehen den Krug
Ein jedes den Eltern bescheiden genug
Und harren der Schläg' und der Schelten.
Doch siehe man kostet: ein herrliches Bier!
Man trinkt in die Runde schon dreimal und vier
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.

Das Wunder es dauert zum morgenden Tag;
Doch fraget, wer immer zu fragen vermag:
Wie ist's mit den Krügen ergangen?
Die Mäuslein sie lächeln, im Stillen ergeßt;
Sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt,
Und gleich sind vertrocknet die Krüge.

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